Der 23-jährige Mann wollte nach Angaben des Gerichts im September 2023 aus seiner Haft in der JVA-Frankenthal fliehen. Dazu hatte er sich laut Anklage eine etwa zehn Zentimeter lange, scharfkantige Scherbe eines Tellers mit in seine Zelle genommen. Er lockte unter dem Vorwand, dass seine Toilette verstopft sei, zwei Justizvollzugsbeamte in seine Zelle. Einem von ihnen rammte er die Scherbe in den Hals. Nur durch Zufall sei der Stich nicht lebensbedrohlich gewesen, so die Staatsanwaltschaft.
Ermittlungen: Psychiatrisches Gutachten liegt vor Nach Angriff auf JVA-Mitarbeiter in Frankenthal: Häftling voll schuldfähig
Im September hatte ein Häftling in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Frankenthal einen Vollzugsbeamten niedergestochen. Jetzt gibt es neue Infos zu den Hintergründen.
Staatsanwaltschaft wertet Tat als versuchten Mord
Sie sieht den Angriff als versuchten Mord. Da der JVA-Beamte in dem Moment keinen Angriff befürchtet habe und der Angeklagte dessen "Arg- und Wehrlosigkeit" ausgenutzt habe, sei das Mordmerkmal der "Heimtücke" erfüllt. Nach dem Stich in den Hals sei es in der Zelle zu einem Handgemenge gekommen. Dabei habe der angeklagte Häftling den Hauptschlüssel, den die Beamten bei sich hatten, rauben können.
Häftling verletzt weiteren Beamten
Er sei danach in einen anderen Teil der Haftanstalt geflüchtet. Er hatte nach Angaben einer Gerichtssprecherin ein anderes, selbst gebasteltes Stichwerkzeug dabei. Es bestand demnach aus einem Feuerzeug und dem Bein eines Metallbetts. Der Mann sei dort allerdings von anderen Justizvollzugsbeamten überwältigt worden. Bei diesem Kampf wurde ein Beamter am Ellenbogengelenk verletzt und musste operiert werden.
Häftling bereits vor der Stich-Attacke aggressiv
Der Angeklagte trat laut Gericht immer wieder aggressiv auf: Anfang März 2023 hatte er in der JVA Wittlich eingesessen und hatte dort einem Justizvollzugsbeamten einen Kopfstoß versetzt und einen anderen Beamten an die Hüfte getreten. Nach der Tat in Frankenthal kam der Angeklagte in die JVA Schwalmstadt. Dort sollte er im Dezember 2023 in einen gesonderten Gefängnisraum verbracht werden. Auch dort soll er einen Beamten getreten haben, sodass dieser trotz eines Schutzschilds einen Bruch am kleinen Finger erlitt.
Hohe Sicherheitsvorkehrungen beim Prozess
Der Angeklagte hat sich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen bislang nicht geäußert. Für den Prozess Ende August hat das Gericht bereits hohe Sicherheitsvorkehrungen angekündigt. Unter anderem werde nur eine reduzierte Anzahl Zuschauer im Sitzungssaal zugelassen. Bislang sind elf Verhandlungstermine bis Dezember angesetzt.