Wie das Gericht mitteilt, sollte der Mann aus der JVA Frankenthal am Donnerstagmorgen am Amtsgericht Neustadt wegen seiner Strafvollstreckung von einem Richter angehört werden. Als der Häftling das JVA-Auto verließ, soll er zwischen den Bediensteten hindurch gesprungen und über den Parkplatz gerannt sein.
In Handschellen rannte der 23-Jährige zunächst 200 Meter weiter Richtung Süden. Um die Beamten abzuschütteln, soll er dann von einer Brücke in den Speyerbach gesprungen sein und wollte wohl weiter flussaufwärts flüchten. Verfolgt wurde er von zwei JVA-Beamten und drei Wachtmeistern.
Zwei Wachtmeister schnappten den Häftling
Die waren schnell genug: Zwei Wachtmeister konnten den Mann einholen und aus dem Speyerbach ziehen. Sie brachten ihn zurück zum Amtsgericht, wo seine Anhörung stattfand. "Etwas Außergewöhnliches war vorher nicht passiert", erklärt Susanna Braun von der Pressestelle des Amtsgerichts Neustadt auf SWR-Anfrage.
Die Wachtmeister waren mit Handschellen, Pfefferspray und Stock ausgerüstet.
Im Frühjahr hätte er entlassen werden können
Der 23-Jährige saß laut JVA Frankenthal wegen verschiedener Straftaten in Haft: unter anderem wegen Beleidigung, Fahren ohne Fahrerlaubnis und wegen Raubes. Seit Mai saß er im Gefängnis und könnte eigentlich schon im März wieder frei kommen. Allerdings nur, so die Justizvollzugsanstalt, wenn er seine Geldstrafen bezahlen kann. Ansonsten muss der 23-Jährige bis 2025 in Haft bleiben.
Nach seiner Anhörung wurde laut Gericht eine sogenannte Führungsaufsicht ausgesprochen, bei der er bestimmte Auflagen erfüllen muss.
Auf die Frage, ob der Häftling wegen der Flucht bestraft werde, teilte die JVA Frankenthal mit, dass dies ein natürlicher Freiheitsdrang des Menschen sei und eine Flucht allein nicht bestraft werde. Sollte der Flüchtige aber währenddessen eine Straftat begangen haben, wie etwa Beamte verletzt haben, dann sehe die Situation anders aus.
Zwei erfolgreiche Fluchtversuche in der Pfalz
Es ist nicht der erste Fluchtversuch von Häftlingen in der Pfalz in diesem Jahr. Erst Mitte des Monats flüchtete ein Gefangener der JVA Mannheim nach seinem Arztbesuch am Klinikum Ludwigshafen - in diesem Fall allerdings mit Erfolg. Von dem Mann fehlt immer noch jede Spur.
Am 30. Oktober schaffte es ebenfalls ein Häftling auszubüxen. Der Gefangene der JVA Bruchsal war damals bei einem bewachten Ausflug an einen Baggersee im südpfälzischen Germersheim geflohen. Auf der Flucht hatte sich der 43-Jährige einer Fußfessel entledigt. Er war 2012 vom Landgericht Karlsruhe zu lebenslanger Haft verurteilt worden, weil er einen Mann erwürgt hatte. Zuvor hatte er bereits einen Mann getötet. Der Straftäter befindet sich weiter auf der Flucht.