Er bekam fast 72 Prozent der Stimmen. Und er kündigte an, dass er die Wahl annehmen wird. Ricklefs setzte sich gegen Andreas Ackermann durch. Dieser ist SPD-Mitglied, war aber als Einzelbewerber angetreten. Die Wahlbeteiligung lag nach SWR-Informationen bei rund 52 Prozent.
Erstes Treffen im Gemeinderat bereits am Montag
Nach dem Sieg sagte Ricklefs, nun gelte es den Haushalt 2023/24 aufzustellen. Dafür benötige er die Unterstützung eines starken Gemeinderats. Die neu gewählten Gemeinderäte wollen sich am Montag treffen und darüber beraten, wie es in dem Ort nun weitergeht.
Als gallisches Dorf sind sie dargestellt worden. Als die Kleinen, die sich gegen die Großen auflehnen. In Freisbach in der Südpfalz waren im August auf einen Schlag alle ehrenamtlichen Gemeinderäte und der Ortsbürgermeister zurückgetreten. Das Südpfälzer Dorf wollte damit auf seine schlechte Finanzlage aufmerksam machen: kein genehmigter Haushalt, kein Geld fürs Reparieren der Sporthalle, seit Jahren ein Wirtschaften im Minusbereich.
Ex-Gemeinderäte traten erneut in Freisbach an
Dreieinhalb Monate nach den Rücktritten wurde in dem Dorf am Sonntag neu gewählt.
Bekommen hatten die Freisbacher in den vergangenen Monaten viel Aufmerksamkeit – aber nicht viel Konkretes: "Wir sind in der Presse, es wird über uns und die Probleme gesprochen. Aber Grundsatzfragen, wie die Höhe der Umlagen oder Standards für kleinere Kommunen, haben sich nicht geändert“, sagte Ex-Gemeinderätin Wiebke Siedorf.
Wahl in Freisbach: Bloß kein leerer Zettel
Trotzdem trat sie in ihrem Heimatort wieder an und kandidierte für den Gemeinderat. So wie auch zwölf andere der ehemaligen Ratsmitglieder. Für den Wiederantritt nach dem Rücktritt gibt es zwei Gründe: erstens wollten die Ehrenamtlichen verhindern, dass die Freisbacher einen weißen Zettel ohne Namen darauf zur Wahl vorgelegt bekommen. Und zweitens, dass sich Rechtsextreme zur Wahl stellen.
Einige überlegen, die Wahl nicht anzunehmen
Ob es allerdings nach der Wahl am Sonntag tatsächlich einen neuen Gemeinderat gibt, ist die spannende Frage: Weil ihr Rücktritt ja bisher nicht den Riesen-Erfolg hatte, überlegen einige, die Wahl gar nicht anzunehmen. Und damit nochmal auf die schlechte finanzielle Lage aufmerksam zu machen. "Ich bin sehr durcheinander. Ich würde das Amt gerne annehmen, habe mich ja zur Wahl gestellt. Aber soviel hat sich nicht geändert. Das Dorf hängenlassen – das will ich aber auch nicht", sagte zum Beispiel Andrea Matz.
Ricklefs und Ackermann hatten im Vorfeld erklärt, direkt nach einer möglichen Wahl mit der Kommunalaufsicht und dem Land darüber sprechen zu wollen, wie Freisbach aus der Finanzmisere rauskommen könnte.
Noch ein Rücktritt? Nicht ausgeschlossen!
Andreas Ackermann betonte gegenüber dem SWR: "Im Umkreis sind einige Gemeinden, die einen ähnlichen Haushalt haben wie Freisbach. Aber es gelingt ihnen trotzdem, ihre Sporthalle zu sanieren oder die Kita. Möglichkeiten gibt es, man muss sich halt aktiv um Fördermöglichkeiten kümmern."
Jochen Ricklefs sagte aber auch: "Sollte das Land oder die Kommunalaufsicht als einzige Lösung maximale Steuererhöhung bei uns fordern, dann steht mein Amt auch wieder zur Verfügung. Das ist kein Weg, den ich den Menschen zumuten kann."
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