"Es ist eine Minute vor zwölf"

Eltern und Leiter von Grundschulen in Ludwigshafen: Brandbrief ans Land

Stand

In der Diskussion um die Gräfenau-Grundschule in Ludwigshafen melden sich erstmals Eltern zu Wort. Gemeinsam mit den Leitern der städtischen Ludwigshafener Grundschulen haben sie einen Brandbrief geschrieben.

Erstmalig haben sich Schulelternbeiräte aus ganz Ludwigshafen zusammengeschlossen und gemeinsam mit den Schulleiterinnen und Schulleitern der städtischen Grundschulen einen Brief an die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) geschrieben. So berichtet es Frank Maaß, stellvertretender Schulelternsprecher einer Ludwigshafener Grundschule. Von fast allen Schulen seien Vertreter da gewesen. Zwar seien die Probleme nicht in allen Schulen so gravierend wie in der Gräfenau-Grundschule. Aber die Situation sei in ganz Ludwigshafen ähnlich.

Die Grundschule Gräfenau in Ludwigshafen
Die Diskussion um Grundschule Gräfenau im Ludwigshafener Wohnviertel Hemshof hat nun auch Schulleitungen und Schulelternbeiräte zusammengebracht.

Brief zeigt: Lage an allen Grundschulen in Ludwigshafen prekär

Bis zu ein Viertel der Kinder der ersten und zweiten Klassen in den Ludwigshafener Grundschulen sind versetzungsgefährdet, bis zu 70 Prozent können kaum oder wenig Deutsch, bis zu 80 Prozent der Grundschüler haben einen ärztlich attestierten Förderbedarf und etwa ein Drittel große soziale sowie emotionale Defizite, so beschreiben die Schulleitungen und Elternvertreter in ihrem Brief an Ministerin Hubig die aktuelle Misere.

All das belaste die Lehrkräfte extrem, der Krankenstand habe zugenommen und neues Lehrerinnen oder Lehrer seien für Ludwigshafen nicht zu finden, heißt es in dem Schreiben und weiter. "Diesen Herausforderungen können wir nur mit einer optimalen Unterrichtsversorgung begegnen, von der wir weit entfernt sind."

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Kranke Lehrer: Unterricht fällt aus

Auf dem Papier sehe der Personalplan gut aus. Doch es gebe keine ausreichende Reserve für kranke Lehrer. Oft müssten Förderkräfte diese dann vertreten oder sogar Klassen komplett übernehmen, so die Kritik. Die Konsequenz: Der so dringend nötige zusätzliche Sprachunterricht für die Schüler, die kaum deutsch sprechen, entfällt, der Religionsunterricht muss oft dran glauben oder ganze Schulklassen bleiben im schlimmsten Fall zuhause.

"Wir sind als Schulleitungen immer wieder gezwungen, ganze Klassen tageweise abzubestellen, wenn die Vertretung nicht mehr organisiert werden kann." Es sei für alle sehr frustrierend, dass die Verträge für die zusätzlichen Sprachförderkräfte im Rahmen des Programms "Aufholen nach Corona" wie geplant Ende Juni auslaufen.

Grundschulen fordern: Politik muss dringend handeln

Die Ludwigshafener Schulleitungen und Elternvertretungen haben in dem Brief klare Forderungen an Bildungsministerin Hubig formuliert: Mehr Personal, kleinere Klassen, dauerhaft zwei Lehrkräfte in den ersten Klassen, schulübergreifende Sprachklassen, mehr Schulsozialarbeit und auch mehr Sprachförderung in den Kitas.

"Die Uhr schlägt eine Minute vor zwölf", warnen die Verfasser. Es müsse politisch gehandelt werden, um die Missstände an den Grundschulen in den Ballungszentren sinnvoll anzugehen.

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