Es ist eine vorübergehende Notunterkunft für bis 400 geflüchtete Menschen, die die Stadt Ludwigshafen nach eigenen Angaben im Dezember in dem fast leer stehenden Einkaufszentrum Walzmühle einrichten wird. Die Stadt orientiere sich dabei an ihren anderen bereits vorhandenen Notquartieren.
Ludwigshafen: Notunterkunft mit Container und Stockbetten
Die geplante Einrichtung ist sehr spartanisch gehalten. Laut Stadtverwaltung sollen Schlafkojen für jeweils vier Personen entstehen, die durch Bauzäune abgetrennt werden. Die Bewohnerinnen und Bewohner schlafen in Stockbetten und jedem steht ein Spind für seine persönlichen Sachen zur Verfügung.
Darüber hinaus werden Container für die Sanitäranlagen aufgestellt. Und es gibt auch Container für die Küchen, so die Stadtverwaltung. Dort sollen sich die geflüchteten Menschen dann selbst versorgen.
Betreuer, Sozialarbeiter und Integrationsangebote geplant
Die Stadt Ludwigshafen hat ein Unternehmen beauftragt, dass sich um die Betreuung der Menschen und die Sicherheit vor Ort im Walzmühlcenter kümmern soll. Außerdem setzt die Stadt selbst auch Sozialarbeiterinnen und - arbeiter ein, um die Neuankömmlinge zu unterstützen. Darüber hinaus soll es in den Unterkünften - je nach Bedarf - zentrale Integrationsangebote geben, wie beispielsweise Einstufungstests für Sprachkurse.
Angebot an Flüchtlinge: Gemeinnützige Arbeit
Die Stadtverwaltung setzt außerdem darauf, den Menschen ein Angebot zu so genannter gemeinnütziger Arbeit zu machen. Das geschieht auf freiwilliger Basis und ist gesetzlich auch so vorgesehen. Aktuell würden Angebote ausgearbeitet, so die Stadtverwaltung.
Was Geschäftsinhaber zur Flüchtlingsunterkunft sagen
Bei Einzelhändlern und Bürgern in Ludwigshafen stoßen die Pläne der Stadt, mitten im Zentrum bis zu 400 geflüchtete Menschen unterzubringen auf ein geteiltes Echo. Alle haben zwar Verständnis dafür, dass die Stadtverwaltung kaum eine andere Wahl hat, weil der Wohnungsmarkt ohnehin am Limit ist und es einfach bald keine freien Unterkünfte mehr gibt. Viele machen sich aber Sorgen, dass es in der dicht besiedelten Innenstadt zu Konflikten kommen könnte, sagt Marcus Keller-Leist, Geschäftsleiter des Traditionsgeschäfts Schuh-Keller.
Laut Keller-Leist wenden sich viele Kunden an ihn, weil sie fürchten, dass die Kriminalität um und auf dem ohnehin schon verrufenen Berliner Platz zunehmen könnte.
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Stimmung bei befragten Ludwigshafenern gemischt
Alteingesessene Luwigshafenerinnen, wie Margot Sommer, sehen die Pläne mit gemischten Gefühlen. Sie ist regelmäßig im Walzmühlcenter unterwegs und hätte sich gewünscht, dass hier endlich wieder Geschäfte einziehen. Zur geplanten Flüchtlingsunterkunft sagt die 91-Jährige, dass die Menschen ja auch irgendwohin müssten und solange es ruhig bleibe, sei das kein Problem. Aber sie sorgt sich auch ein bisschen, dass es zu Gruppenbildungen und dann auch zu Konflikten kommen könnte.
Geschäftsfrau freut sich auf Neuankömmlinge
Anders Monica Ilut, die in der Nachbarschaft zum Walzmühlcenter einen Kioskladen betreibt. Sie ist selbst vor 20 Jahren aus Rumänien nach Ludwigshafen gekommen. Sie freut sich auf neue Kunden und findet es gut, dass die Stadt Ludwigshafen nun so viele Geflüchtete aufnimmt, und dass die Neuankömmlinge auch mitten im Stadtzentrum und nicht irgendwo außerhalb ankommen können. Das erleichtere ihnen sicher, neue Kontakte - auch zu Landsleuten - zu knüpfen und sich hier zurecht zu finden. Denn Ludwigshafen sei eine bunte und tolle Stadt, findet die Geschäftsfrau.
Stadt will Gewerbetreibende und Anwohner bald informieren
Die Stadtverwaltung plant nach eigenen Angaben eine Veranstaltung, bei der Einzelhändler und andere Gewerbetreibende im Umfeld der Walzmühle über die weiteren Schritte informiert und auch Fragen beantwortet werden. Der genaue Termin steht noch nicht fest. Unklar ist demnach auch, wann tatsächlich die ersten Geflüchteten ins Walzmühlcenter einziehen werden. Das hänge auch davon ab, wie viele Menschen in den kommenden Wochen vom Land nach Ludwigshafen zugewiesen werden, so die Stadt.
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Einzelhändler und Bürger wünschen sich mehr Hilfe vom Land
Was aber ganz deutlich wird. Egal, ob alteingessene Ludwigshafener wie Herbert Bender, der gerade in einer kleinen Bäckerei in der Walzmühle seinen Café schlürft, oder gut vernetzte Einzelhändler wie Marcus Keller-Leist. Sie wünschen sich, dass Land und Bund ihre Stadt finanziell und strukturell mehr unterstützen, wenn es darum geht, geflüchtete Menschen hier nicht nur unterzubringen, sondern auch zu integrieren.
Herbert Bender drückt den Frust so aus: "Freie Unterkünfte haben die wenigsten Kommunen, die müsste halt das Land stellen. Weil die Kommunen, die haben kein Geld mehr für nichts, auch nicht für die Bürger, die schon hier wohnen. Und wenn das gar nicht anders geht, dass das Land, der Bund kein Geld geben, dann muss man die Geflüchteten halt so, wie sie kommen, wieder zurückschicken nach Mainz, am besten zur Staatskanzlei und dann sollen die halt sehen, was sie machen."