Das war ein Paukenschlag! Nicht unbedingt das Urteil an sich oder die Dauer der Haftstrafe. Was mich wirklich beeindruckt hat war, wie die Vorsitzende Richterin Mirtha Hütt das Urteil verkündet hat: Laut und deutlich hat sie versucht, dem Angeklagten ins Gewissen zu reden: Er muss seine Aggressionen in den Griff kriegen, sagte sie. Zuschlagen ist keine Option! Manchmal sind ihr die Worte auch fast im Hals stecken geblieben.
Urteil am Landgericht Frankenthal Unfall auf A65 vorsätzlich verursacht: Mann aus Ludwigshafen muss ins Gefängnis
Das Landgericht Frankenthal hat einen 24-Jährigen aus Ludwigshafen zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Er hatte auf der A65 bei Mutterstadt absichtlich einen Unfall verursacht.
Ex-Freundin wurde mehrfach vom Angeklagten misshandelt
Mindestens dreimal hat der 24-Jährige aus Ludwigshafen seine Ex-Partnerin richtig verprügelt. Ihr mit der Faust ins Gesicht und auf den Kopf geschlagen, ihr in den Bauch getreten – zum Beispiel auch während und nach der Autofahrt im Mai 2023 auf der A65. Zusammengekauert auf dem Beifahrersitz, die Arme schützend an den Kopf gelegt, habe die Frau damals bei Tempo 250 den Aufprall erwartet. Glücklicherweise wurden alle Beteiligten bei dem Unfall kaum verletzt.
Im August dann wieder ein Streit zwischen den beiden und wieder Schläge, auch Bisse und ein Tritt ans Knie, so dass seine damalige Partnerin wegen eines Bänderrisses operiert werden musste. Bei dieser Attacke stand die Frau laut um Hilfe schreiend auf ihrem heimischen Balkon. Die Vorstellung ist für mich absolut entsetzlich!
![Landgericht Frankenthal: Wollte ein 24-Jähriger seine Freundin töten? (Foto: SWR) Landgericht Frankenthal: Wollte ein 24-Jähriger seine Freundin töten?](/swraktuell/rheinland-pfalz/ludwigshafen/1716886112858%2Cprozess-versuchter-mord-frankenthal-102~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Richterin: "Das Glück ist irgendwann aufgebraucht"
Auch für das Opfer erhob die Richterin ihre Stimme: Man könne sich natürlich darüber wundern, dass die Frau weiterhin mit dem Angeklagten zusammen blieb, auch nach dem Unfall im Mai, man könne es aber auch lassen! Denn es gebe keine Mitverantwortung für Schläge. Das sei grotesk!
Nochmal wendet sich die Richterin direkt dem Angeklagten zu, spricht ihn direkt an: "Sie müssen das in den Griff bekommen! Sie neigen dazu in Konfliktsituation tätlich zu werden, auch gegenüber geliebten Menschen. Und da wirken Alkohol und Kokain wie Brandbeschleuniger. Bisher hatten Sie Glück, dass nicht viel Schlimmeres passiert ist, aber das Glück ist irgendwann aufgebraucht", sagt die Richterin und verbittet sich das Lächeln des Angeklagten. "Sie sind nicht unverwundbar und unsterblich. Tun sie es für die Menschen, die Sie lieben und Sie unterstützen." Anscheinend sind im Zuschauerraum des Gerichtssaals einige von diesen geliebten Menschen, denn es fließen Tränen, als die Richterin das sagt.
Mich hat sehr beeindruckt, wie sehr sich Mirtha Hütt für die geschlagene und getretene, verletzte und gedemütigte Frau ins Zeug gelegt hat. Und wie sehr sie versucht hat, beim Täter ein Umdenken zu erreichen. Ob’s was genutzt hat, weiß keiner. Trotzdem: Vielen Dank für Ihr Engagement, Richterin Hütt!