SWR Aktuell: Wenn ich zur Zeit meinen Garten betrachte, erinnert mich das doch stark an eine Wüstenlandschaft. Ich hätte aber gerne eine blühende Oase. Frau Hofmann, was kann ich tun?
Eva Hofmannn vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR): Es kommt natürlich erstmal darauf an, wie man seinen Garten und seine Pflanzen vorab schon gezogen und "sommerfest" gemacht hat. Das Problem der vergangenen Jahre ist ja weniger die Frage, wie ich meine Pflanzen durch den Winter bringe, sondern wie ich sie durch den Sommer bekomme. Bevor man in den Urlaub fährt kann man da schon einiges tun. Zum Beispiel die Pflanzen an seltene Bewässerung gewöhnen, indem man sie in größeren Abständen, aber dann stark und tiefgründig wässert.
SWR Aktuell: Wie muss ich das denn genau machen?
Sie müssen nicht mehrmals pro Woche zehn Minuten lang wässern, sondern lieber einmal pro Woche und dafür länger! So "erzieht" man die Pflanzen von Anfang an dazu, ihre Wurzeln in tiefere Bodenschichten zu strecken. Und dann können sie sich, auch wenn es mal sehr trocken ist, prima selbst versorgen. Das muss man halt von Anfang an über einen längeren Zeitraum machen. Wenn man immer nur die obersten Zentimeter des Bodens mit einer Gießkanne nass macht, dann bleiben die Pflanzen mit ihren Wurzeln auch da, wo das Wasser ist. Wenn man dann - etwa im Urlaub - zwei Wochen weg ist, dann lassen sie die Ohren hängen.
SWR Aktuell: Mein Rasen ist gerade völlig gelb und vertrocknet und das schon den dritten Sommer nacheinander. Kann ich denn aktiv werden und düngen, kalken oder vertikutieren?
Hofmann: Man kann tatsächlich einiges für seinen Rasen tun, allerdings mit weniger Aufwand. Nur ist es dann halt ein bisschen ein anderer Rasen. Aber dieser ganze Aufwand, den man betreibt mit Düngen, Vertikutieren und ständig Wässern - das bringt überhaupt nichts mehr! Damit rettet man nichts, sondern verschwendet nur Energie, Ressourcen und Nerven. Die beste Methode ist seltener mähen, den Rasen höher stehen lassen! Dadurch, dass der Boden beschattet ist, trocknet er auch weniger aus und wenn der Rasen ein bisschen länger steht, wird er auch widerstandsfähiger.
Wenn man aufhört mit der Bewässerung, bilden sich dann von selbst dort auch andere Pflanzengemeinschaften. Es säen sich Wildpflanzen aus, die genau diese Bedingungen mögen. Das heißt, man kriegt dann einen Kräuterrasen oder eine niedrige Blumenwiese mit angepassten Arten, ganz ohne dass man die neu anlegen muss. Und das macht eigentlich total Spaß, wenn man sich ein bisschen darauf einlässt! Aber es sind dann halt nicht mehr nur Gräser- und Golfrasen, sondern eine Mischung.
SWR Aktuell: Es soll ja bereits Rollrasen geben, die sogar resistent gegen Trockenheit sind.
Eva Hofmann: Bei einer Neupflanzung muss man alles erstmal bewässern. Aber durch mehr und durchdringende Bewässerung ziehen sich die Wurzeln mehr in die Tiefe. Es gibt auch spezielle sogenannte trockenheitsverrägliche Rasenmischungen mit Gräsern, die schon von selbst tiefer wurzeln. Und dann gibt es Kräuter-Rasen-Mischungen mit einem gewissen Anteil an Blumen, die man aber öfter mähen kann als eine klassische Blumenwiese.
Viele Leute wollen dieses Stück Rasen in der Mitte ja nutzen, um mal darauf zu sitzen, mit dem Hund zu spielen oder Fußball und nicht jeder will da eine kniehohe Blumenwiese haben. Wenn man solche Rasen seltener mäht, alle vier Wochen, dann hat man da eben auch Blumen, die durch den regelmäßigen Schnitt auch zur Nachblüte angeregt werden. Der Rasen bleibt so niedrig und nutzbar, ist aber eben robuster, als die reine Gräsermischung. Für Leute, die es wirklich grün haben wollen, gibt auch noch den sogenannten Mikroklee. Das ist eine neue Züchtung des Weißklees. Dieser Klee ist ganz, ganz klein und bleibt auch mit ganz wenig Wasser knackig-grün.
SWR Aktuell: Es gibt ja auch etliche andere Pflanzen, die nicht gut mit der Hitze und Trockenheit zurechtkommen und schnell die Blätter abwerfen. Andere stecken das gut weg. Haben Sie ein paar Tipps, was ich pflanzen muss, um meinen Garten klimafit zu machen?
Eva Hofmann: Das hat auch mit der Herkunft der Pflanze zu tun. Da muss man sich ihren natürlichen Standort angucken. Wo kommt die her? Und was gibt es dort für Bedingungen? Und wenn man da genau schaut, dann gibt es wirklich ganz viele Pflanzen, die genau an diese Bedingungen mit sommerlicher Dürre und vielleicht auch hohen Winter-Niederschlägen oder Kälte im Winter angepasst sind. Im Mittelmeerraum gibt es schon Vieles, was auch im Winter mehr aushält, als man denkt. Aber es gibt auch viele Pflanzen aus Südosteuropa, der Kaukasusregion und aus den Bergregionen anderer Kontinente, die beides können: Kälte im Winter und Hitze im Sommer. Beispiele sind der südfranzösische Ahorn oder die Ölweide, die aus Russland und Osteuropa kommt oder auch der Judasbaum mit seinen herzförmigen Blättern.
Also da gibt es ganz viele tolle neue Baumarten, die super für Hausgärten geeignet sind. Und bei den Stauden und Sträuchern, da gibt es beispielsweise die nordamerikanischen Präriepflanzen mit Sonnenhüten, mit Astern, mit Indigolupinen und solchen Sachen, die wirklich super klarkommen, tiefgründige Wurzeln bilden oder eben auch Pflanzen aus den Steppengebieten Europas wie Salbei und Schafgarbe. Also da gibt es ganz viel.
Die Ölweide: Ein guter Sichtschutz und echter Geheimtipp als immergrüne Hecke
Das Ölweidengewächs eignet sich optimal als Hecke und Spalier. Als immergrüne Hecke bietet sie auch im Winter guten Sichtschutz und ist eine gute Alternative zu Thuja und Eibe.
SWR Aktuell: Gibt es vielleicht auch Nutzpflanzen, Gemüse, Beeren und Obst, die mit der zunehmenden Trockenheit besser zurechtkommen, bzw. worauf sollte ich künftig verzichten, wenn ich wenig gießen und Wasser sparen will?
Hofmann: Gemüse braucht einfach etwas Pflege. Wenn man da ernten will, dann muss man auch ein bisschen was was drangeben, weil sonst hat man einfach deutlich weniger Früchte. Also Tomaten, Zucchini, Gurken, Paprika, Auberginen - das hält zwar alles viel Hitze aus und mag auch die Wärme. Aber ohne Wasser werden die Früchte einfach nicht so, wie sie sein sollen. Aber dadurch, dass sich die Vegetationsperioden nach und nach verlängern, kann man da auch mal tolle neue Sachen ausprobieren, wie Süßkartoffeln oder Yakon und verschiedene Kräuter, die man vielleicht vorher nicht durchgekriegt hat. Die haben jetzt eine Chance! Und bei Obstbäumen gehen bei uns mittlerweile Sachen, das hätte man vor 20 Jahren noch nicht für möglich gehalten: Wir haben mittlerweile auspflanzbare Granatäpfel, wir haben Kaki-Bäume. Also so eigentlich eher noch exotische Sachen funktionieren mittlerweile bei uns im Freiland toll.
SWR Aktuell: Wie sieht denn dann der Garten der Zukunft aus?
Hofmann: Ganz dicht bepflanzt! Wenn man wirklich eine geschlossene Vegetationsdecke hat und seine Pflanzen sehr dicht pflanzt und dadurch den Boden beschattet, halten die besser die Feuchtigkeit im Boden. Das heißt, so wenig Boden wie möglich offen lassen. Und freie Stellen im Boden immer bedecken. Eine dicke Mulchschicht ist da ganz wichtig. Mulch heißt in diesen Fall nicht gekaufter Rindenmulch, sondern alles, was im Garten anfällt: Rasenschnitt, gehäckselter Strauchschnitt, die runter geschnittenen Stauden. Alles klein machen, alles in der Fläche auf dem Boden verteilen, das hält die Feuchtigkeit drin, schützt vor Austrocknung, vor Verdunstung und ist ein Eldorado für das Bodenleben. Da passieren ganz viele tolle Sachen, womit man den Wasserverbrauch reduzieren kann.
Natürlich sind klimaangepasste Pflanzen schon wichtig, aber davon eben lieber mehr als weniger! Sehr wichtig sind auch viele Bäume, die Schatten spenden. Früher wollte man immer einen sonnigen Garten haben und hat große Bäumen gefällt. Mittlerweile ist es wirklich so, dass der Garten nur noch mit Schatten nutzbar ist. Da drunter wächst dann ganz viel und auch der Rasen ist mittlerweile unter den Bäumen grüner als in der Sonne. Und die Bäume kühlen aktiv. Also je mehr Grün man ans Haus bringt, auch Fassadenbegrünung, all das wirkt wie eine natürliche Klimaanlage und hilft uns, diese heiße Zeit dann besser zu überstehen!