Appell von Pfälzer Kirchenpräsidentin

Evangelische Kirche der Pfalz: Missbrauchsopfer sollen sich melden

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Die Evangelische Kirche der Pfalz appelliert an Missbrauchsopfer, sich zu melden. "Die Menschen finden offene Ohren in der Kirche", betonte die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst.

Es sei eine der wichtigsten kirchlichen Aufgaben, durch Missbrauchsskandale verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen, sagte die Kirchenpräsidentin. Betroffene von sexualisierter Gewalt könnten sich bei kirchlichen oder auch nicht-kirchlichen Anlaufstellen wie "help" melden und ihre Ansprüche geltend machen, sagte Wüst.

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst
Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst

Sie ist seit einem Jahr Sprecherin in einem Gremium - dem "Beteiligungsforum" - in dem Betroffene und Kirchenvertreter gemeinsam über die Aufarbeitung und Konsequenzen von Missbrauchsfällen beraten.

Hat Kirche Menschen nicht ausreichend geschützt?

Wüst beklagte in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), dass in den Medien aus ihrer Sicht häufig der Eindruck erweckt wird, die evangelische Kirche gehe mit dem Thema Missbrauch intransparent um und fahre eine "Vertuschungsstrategie". Tatsächlich bemühe sich die evangelische Kirche ernsthaft darum, das Thema aufzuarbeiten und weitere Missbrauchsfälle zu verhindern. Beim Schutz der Menschen davor habe die Kirche allerdings in der Vergangenheit versagt, räumte die Kirchenpräsidentin ein.

EKD: Mehr als 850 Missbrauchsfälle

Mehr als 850 Missbrauchsfälle sind in der evangelischen Kirche in Deutschland bekannt, die Dunkelziffer liegt aber wohl weitaus höher.

Zuletzt hatte es Kritik an der Aufarbeitung von Missbrauch in der evangelischen Kirche gegeben. "Wirklich unabhängige Anlaufstationen für die Betroffenen findet man in der evangelischen Kirche nur selten", hatte der Kirchenrechtler Thomas Schüller im Oktober gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) kritisiert. Das hatten auch andere Medien aufgegriffen.

Wüst: Betroffene scheuen sich

Problematisch für die Aufarbeitung von Missbrauch ist es nach den Worten von Wüst, dass sich Betroffene scheuten, sich an die Kirche zu wenden, die als "Täterorganisation» gesehen werde. Neben den finanziellen Anerkennungsleistungen für widerfahrenes Leid gebe es auch Beratungsangebote oder psychologische Begleitung innerhalb und außerhalb der Kirche. Das vor eineinhalb Jahren gegründete "Beteiligungsforum" sei ein "Meilenstein", sagte Wüst. Das Gremium - neun Kirchenvertreter und acht Betroffenenvertreter - entscheide bei der Aufarbeitung von Missbrauch und bei der Prävention gemeinsam.

Als Erfolg führte Wüst eine gemeinsame Erklärung von Kirche und Diakonie mit der unabhängigen Missbrauchsbeauftragten des Bundes, Kerstin Claus, an. In dem am 13. Dezember unterzeichneten Dokument verpflichten sich die EKD-Gliedkirchen, unabhängige Aufarbeitungskommissionen zu gründen, denen auch externe Expertinnen und Experten angehören sollen. Für die Pfalz und Baden solle es einen gemeinsamen Verbund geben.

Missbrauchsstudie wird veröffentlicht

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte vor drei Jahren den Start der unabhängigen Studie zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen im Bereich der EKD und der Diakonie bekanntgegeben. Laut Wochenzeitung "Die Zeit" sollen die Ergebnisse der Studie am 25. Januar 2024 vorgestellt werden.

Die katholische Kirche in Deutschland arbeitet seit fast 14 Jahren den sexuellen Missbrauch in der Kirche auf. Das Bistum Speyer hat 2023 eine eigene Studie zu Missbrauchsfällen in Auftrag gegeben.

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