Die BASF und die Kombi-Terminal Ludwigshafen GmbH (KTL) sind wichtige Umschlagspunkte für den Güterverkehr in Europa. Das Problem für die Unternehmen: Beide sind für Güterzüge bisher nur über ein Gleis und aus Richtung Süden über den Bahnhof Ludwigshafen-Oggersheim erreichbar.
Deswegen plant die Deutsche Bahn jetzt eine neue Verbindungsstrecke: Denn demnach müssen Züge am Oggersheimer Bahnhof oder an der Rheinbrücke bisher aufwändig die Fahrtrichtung wechseln - das beinhalte Kupplungsvorgänge, Rangierfahrten und Bremsproben. Oder die Güterzüge müssen laut Bahn Umwege über alternative Bahnstrecken im Raum Mannheim und Ludwigshafen fahren. Dasselbe gelte, wenn sie von der BASF oder dem KTL eigentlich Richtung Norden fahren wollen.
Studernheimer Kurve soll Kosten sparen und Schienennetz entlasten
Um dieses Prozedere zu vereinfachen will die Bahn nördlich vom Oggersheimer Bahnhof und südlich von Studernheim - dem südlichen Stadtteil von Frankenthal - eine eingleisige, elektrifizierte Verbindungskurve bauen - für 50 Millionen Euro, finanziert vom Bund.
Diese würde das Kombi-Terminal Ludwigshafen und die BASF direkt an die Hauptstrecke nach Norden Richtung Mainz anbinden. Dadurch falle der aufwändige Fahrtrichtungswechsel am Oggersheimer Bahnhof weg. Und auch die Rheinbrücke würde entlastet. Der Deutschen Bahn zufolge spart das Zeit und Kosten.
Indirekt komme es aber auch dem Personennahverkehr im Raum Mannheim und Ludwigshafen zugute. Die Güterzüge könnten dann nämlich auf der für sie vorgesehenen neuen Güterstrecke fahren und damit die normalen Strecken für die Regionalzüge und S-Bahnen entlasten. Auf der Rheinbrücke zum Beispiel sei dann mehr Platz für Personenzüge, die dann im Idealfall auch öfter pünktlich kämen.
Die Städte Ludwigshafen und Frankenthal begrüßen das Projekt.
Sorgen der Anwohner aus Studernheim und Oggersheim
Aber was sagen die Anwohnerinnen und Anwohner? Die Deutsche Bahn hat die Studernheimer Kurve zwar nach eigenen Angaben so weit entfernt von den Wohnhäusern in Frankenthal-Studernheim und Ludwigshafen-Oggersheim geplant wie möglich. Viele der rund 60 Anwohnerinnen und Anwohner, die am Donnerstag zu der Bürgerinformation kamen, sorgen sich dennoch. Die meisten ihrer Fragen drehten sich um Lärmschutz, Eingriffe in die Natur und Beeinträchtigungen durch die Bauphase.
Anwohner kritisieren: Bau dauert etwa drei Jahre
Vielen Anwohnerinnen und Anwohnern ist vor allem die bevorstehende Bauphase von bis zu dreieinhalb Jahren ein Dorn im Auge. Sie sorgen sich zum Beispiel, dass die schweren Lastwagen und Bagger die Straßen in den Orten zerstören könnten und sie selbst am Ende auf den Kosten für die Erneuerung sitzen bleiben.
Laut Bahn ist es jedoch Standard, vor Baubeginn und nach Bauabschluss eine Beweissicherung durchzuführen - also den Zustand der Straßen genau zu begutachten. Sollten während der Bauphase Schäden entstehen, hafte die Bahn.
Gleise rücken vier Meter näher an Wohnhäuser
Bei dem Projekt wird nicht nur eine Kurve neu gebaut, sondern auch die bestehende zweigleisige Strecke zwischen Frankenthal und Ludwigshafen und die eingleisige Strecke zwischen KTL/ BASF und Oggersheimer Bahnhof jeweils um ein weiteres Gleis erweitert. Damit rücken die Strecken näher an die Wohnhäuser heran - stellenweise bis zu vier Meter näher. Um den Lärm für die Anwohner gering zu halten, sollen deswegen neue Lärmschutzwände gebaut und die bestehenden versetzt werden.
Studernheimer Kurve: Eingriffe in die Natur?
Auch eine neue Brücke ist vorgesehen: Die Studernheimer Kurve quere nämlich einen Nebenarm des Altrheins, über den deswegen eine Brücke gebaut werden müsse.
Nach eigenen Angaben ist die Bahn in engem Kontakt zu Naturschützern, um die Eingriffe in die Natur zu minimieren und wenn nötig Ausgleichsmaßnahmen zu planen. Diese sollen dann auch in unmittelbarer Nähe umgesetzt werden und nicht "am anderen Ende Deutschlands", wie es einige der anwesenden Anwohnerinnen und Anwohner befürchteten.
Aktuell seien Experten dabei zu kartieren, welche zu schützenden Tiere und Pflanzen im Bereich der geplanten Strecke leben, so die Bahn.
Baustart spätestens in sechs Jahren
Noch steht die Deutsche Bahn mit der Planung der Studernheimer Kurve aber am Anfang. Die Projektleiterin schätzt den Baubeginn auf spätestens 2030. Bis dahin müssten noch viele Gutachten erstellt und Anpassungen am Plan vorgenommen werden.