Bilanz des Ludwigshafener Chemieriesen für 2022

Stellenabbau in Ludwigshafen: BASF streicht 2.500 Jobs

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Autor/in
Hartmut Reitz

Die BASF hat bei einer Bilanz-Pressekonferenz angekündigt, 700 Arbeitsplätze allein in der Produktion in Ludwigshafen zu streichen. Der Konzern baut aber noch weitere 1.800 Stellen ab.

Wie der DAX-Konzern am Freitag mitteilte, werden durch den schon im Herbst angekündigten Sparprozess 1.800 Stellen in Ludwigshafen abgebaut. Auch in der Produktion setzt die BASF den Rotstift an: Dort werden 700 Stellen gestrichen, weil mehrere Anlagen auf dem Werksgelände in Ludwigshafen abgeschaltet werden. Den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern soll zum Großteil eine andere Beschäftigung angeboten werden, es gibt aber auch Abfindungsprogramme. 

Schwerpunkte der Kosteneinsparungen sind Service-, Unternehmens- und Forschungsbereiche sowie die Konzernzentrale. Der Konzern hat im vergangenen Jahr einen Verlust von 627 Millionen Euro gemacht.

BASF-Chef: Mitarbeiter in anderen Bereichen unterbringen

"Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir für die meisten der in der Produktion betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen Betrieben Beschäftigung anbieten können", sagte Vorstandschef Martin Brudermüller. Im Moment sind in Ludwigshafen noch rund 39.000 Mitarbeiter bei der BASF beschäftigt. Noch bis 2025 gilt auch ein Standortsicherungsvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen ausschließt.

"Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir für die meisten der in der Produktion betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen Betrieben Beschäftigung anbieten können."

Hintergrund sind gestiegene Produktionskosten in Europa

BASF hatte im vergangenen Jahr wegen der explodierenden Energiekosten in Europa und der abflauenden Konjunktur ein Sparprogramm angekündigt. Damit will das Unternehmen ab 2024 jährlich 500 Millionen Euro außerhalb der Produktion einsparen, davon soll die Hälfte im Stammwerk Ludwigshafen realisiert werden.

"Wir bleiben dem Standort treu, allem Abwanderungsgerede zum Trotz."

Die BASF will jetzt vor allem außerhalb von Deutschland und Europa investieren - vor allem in Asien. Die Ertragskraft der Standorte in Deutschland und damit vor allem Ludwigshafen habe sich stark verringert, so der Vorstand. "Unsere Wettbewerbsfähigkeit in Europa - und vor allem in Deutschland - hat sich verschlechtert", sagte der BASF-Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel.

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BASF: Verlust von 627 Millionen Euro

Bereits Mitte Januar hatte die BASF angekündigt, wegen des beendeten Russland-Geschäftes der Tochter Wintershall Dea einen Milliardenbetrag abschreiben zu müssen. Damals ging das Unternehmen von 1,3 Milliarden Verlust aus. Jetzt liegt die offizielle Bilanz für 2022 vor. Der Verlust nach Steuern ist geringer, als erwartet: 627 Millionen Euro. Ein Ende mit Schrecken für ein viele Jahre funktionierendes Geschäftsprinzip: Billiges Erdgas aus Russland.

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Wie hart der Einschnitt im Werk Ludwigshafen sein wird, zeigt das Beispiel TDI-Anlage. Sie wurde erst 2018 in Betrieb genommen und war mit über einer Milliarde Euro Kosten die größte Einzelinvestition in der Geschichte des BASF-Standortes. Diese Produktion wird in Ludwigshafen eben mal still gelegt. Zusammen mit weiteren Produktionsanlagen – etwa für Ammoniak. Abgestellt werden demnach rund 10 Prozent des Wiederbeschaffungswertes des gesamten Verbundstandortes.

Mit der TDI-Anlage habe es von Anfang an technische Schwierigkeiten gegeben, sagte Melanie Maas-Brunner aus dem BASF-Vorstand und zuständig für den Standort Ludwigshafen. Das Team habe "sehr, sehr viel Arbeit" reingesteckt, und es geschafft, dass die TDI-Anlage zwar immer besser funktioniere, aber das reiche nicht. Im Zuge der gestiegenen Kosten müsse die Anlage nun abgestellt werden.

Es rumpelt im BASF-Vorstand

Und als wären die Zeiten nicht schon schwierig genug, knirscht es auch noch im Vorstand der BASF: Saori Dubourg - eine von zwei Frauen im Vorstand - schmeißt hin. Sie hätte noch bis 2025 einen Vertrag gehabt und galt als hoch qualifiziertes Eigengewächs des Chemieriesen. Ob es nun wirklich um das umstrittene China-Engagement des Konzerns ging, wie etwa das Handelsblatt vermutete, wer weiß. Aber es muss schon ein grundlegendes Zerwürfnis gewesen sein, das letztlich zum Weggang der Managerin geführt hat.

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