Das Polizeipräsidium Trier bestätigte auf Anfrage des SWR am Montag, der Familienvater sei in die Niederlande geflogen worden. Zum Gesundheitszustand könne man keine aktuellen Angaben machen. Zuerst hatte die Ehefrau in den Sozialen Medien gepostet, ihr Mann sei wieder in den Niederlanden.
Sie sagte dem SWR am Montagnachmittag, ihr Mann sei noch nicht wirklich aus dem Koma erwacht. Aber er sei in einem sehr wachen Zustand. Er habe seine Familie sehen können und versuchte zu schreiben. "Wir konnten also kommunizieren", teilte sie mit. Das sei schön und emotional und frustrierend zugleich gewesen. "Natürlich haben wir viele Dinge nicht verstanden."
Niederländischer Familienvater soll wieder operiert werden
Ihr Mann befinde sich in einem Quarantäneraum, weil er aus dem Ausland in die Niederlande gebracht worden sei. Er sei noch stabil, aber der Arzt habe gewarnt, dass sich das ändern könne. Möglicherweise wird ihr Mann schon bald wieder operiert werden. Er werde beatmet und dialysiert.
Nach seiner Bergung aus dem Trümmern war der verletzte niederländische Familienvater ins künstliche Koma versetzt worden. "Der Zustand ist nicht gut", hatte ein Sprecher der Polizei Trier bereits am Sonntag in Kröv gesagt. Der Mann werde in einem Trierer Krankenhaus auf der Intensivstation behandelt.
Gottesdienst für Bürger und Einsatzkräfte
Der Polizeiseelsorger des Bistums Trier, Hubertus Kesselheim, hatte am Sonntag vor einem Gottesdienst in dem kleinen Mosel-Weinort angekündigt, man werde für den Mann beten.
Der Gottesdienst sollte den Einsatzkräften helfen, das Ereignis, die gesehenen Bilder und erlebten Emotionen zu verarbeiten und sich gegenseitig Halt zu geben. Bei einem anschließenden Frühstück hatten Einsatzkräfte und Bürger außerdem die Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen. Es gehe darum, Worte zu finden für die vielen verschiedenen Emotionen, die im Raum stünden, sagte der Polizeiseelsorger.
Spendenaktion für niederländische Familie bringt zehntausende Euro
Bei einer Spendenaktion für die junge niederländische Familie, die von dem Hotel-Einsturz im Mosel-Ort Kröv betroffen ist, waren bis zum Sonntag rund 54.000 Euro zusammengekommen. Das wurde auf der für sie eingerichteten Crowdfunding-Website mitgeteilt.
Nach Hoteleinsturz Gottesdienst in Kröv - "Wir sind eine Gemeinschaft gewesen und wir bleiben das auch"
Nach dem Einsturz eines Hotels in Kröv am Dienstag gab es am Sonntag einen Gottesdienst. Der sollte vor allem den Einsatzkäften helfen, mit dem Erlebten umzugehen.
Vor allem aus der Heimatgemeinde des Mannes und seiner 23-jährigen Frau sowie ihres zweijährigen Sohns seien "rasend schnell" Spenden eingegangen, berichtete die niederländische Zeitung "Algemeen Dagblad". Die Familie wohnt in der stark christlich geprägten Gemeine Urk (Provinz Flevoland). Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist in der Region traditionell sehr groß, hieß es in niederländischen Medienberichten.
Gelder sollen Behandlung finanzieren und Verluste ersetzen
Mit dem Geld soll unter anderem der Flug des Schwerverletzten zur medizinischen Weiterbehandlung in den Niederlanden finanziert werden, erklärten die Organisatoren der Crowdfunding-Aktion laut Angaben der Nachrichtenagentur ANP. Die Familie habe keine Versicherung für derartige Notfälle bei Reisen ins Ausland. Mit den Spenden sollen auch ihr verlorenes Hab und Gut ersetzt und weitere Kosten beglichen werden.
Die Niederländer hatten in der Weinregion an der Mosel Urlaub gemacht, als sie am späten Dienstagabend vom Einsturz einer kompletten Etage des Hotels in Kröv überrascht wurden. Der Familienvater lag stundenlang unter den Trümmern, ehe er geborgen und ins Krankenhaus gebracht werden konnte. Die Ehefrau und der Junge wurden ebenfalls verschüttet, jedoch nur leicht verletzt.
Zwei Menschen starben bei Hoteleinsturz
Bei dem Hotel-Einsturz kamen zwei Menschen ums Leben: eine 64 Jahre alte Frau und der 59 Jahre alte Hotelbesitzer, dessen verschütteter Leichnam am frühen Samstagmorgen geborgen wurde. Bei der getöteten Frau handelt es sich nach Polizeiangaben um einen Hotelgast.
Sieben weitere Menschen, die bei dem Einsturz am Dienstagabend verschüttet worden waren, konnten innerhalb von 24 Stunden gerettet werden. Zu ihnen gehörte auch der niederländische Familienvater.
Abrissarbeiten in Kröv werden von Gutachter begleitet
Die Abrissarbeiten gehen weiter voran und werden von einem Gutachter begleitet. Die erste Etage des Hotels wurde bereits abgetragen. Eine sichtbare große Bodenplatte aus Beton wird nach und nach vom Bauschutt befreit und abtransportiert. Wie an der Einsturzstelle weiter vorgegangen wird, hänge vom Gutachter ab, teilte die Polizei mit.
Geklärt werde derzeit auch, wann die Bewohner der angrenzenden Gebäude in ihre Häuser zurückdürfen. Wie der erste Beigeordnete von Kröv am Montag sagte, kann am Abend eine Familie in ihr Haus zurück. Das an das Hotel grenzende Gebäude war aus Sicherheitsgründen evakuiert worden.
Bauaufsicht soll Risse an angrenzenden Gebäuden untersuchen
Wie lange die Abrissarbeiten noch insgesamt dauern, ist derzeit noch nicht bekannt. Vergangene Woche wurden auch in Nachbarhäusern Risse festgestellt. Wie stark die Häuser beschädigt sind, ist noch unklar.
Der Beigeordnete der Gemeinde Kröv sagte am Montag, das Bauamt solle Risse an angrenzenden Gebäuden untersuchen. Ähnlich äußerte sich auch eine Sprecherin der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich auf Anfrage des SWR. Einige Nachbarn hätten sogar von sich aus darum gebeten, dass die Bauaufsicht einen Blicke auf Risse an ihren Gebäuden werfe. Diese seien zwar schon vor dem Einsturz vorhanden gewesen, seien aber jetzt mutmaßlicher größer als zuvor.
Der Platz rund um das Hotel ist weiterhin abgesperrt. Bürgerinnen und Bürger haben Kerzen und Blumen an der Unglücksstelle abgelegt.
Ursachensuche für Hoteleinsturz wird Wochen oder Monate dauern
Laut dem Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises Bernkastel-Wittlich, Jörg Teusch, stammt die Grundsubstanz des eingestürzten Hotels aus dem 17. Jahrhundert. Der Altbestand habe Holzdecken gehabt. Als dann 1980 zweieinhalb Geschosse aufgesattelt wurden, sei eine Betondecke eingezogen worden. Gutachten müssten nun zeigen, "ob da irgendwas in der Unterkonstruktion der alten Bausubstanz versagt hat".
Die Frage nach dem Warum des Hotel-Einsturzes stelle sich auch für die Helfer, sagte Teusch. Der Gutachter werde viele Daten auszuwerten haben, so dass "unter Umständen Wochen oder Monate ins Land gehen, bis man eine Ursache hat, wenn sie überhaupt gefunden wird."