Am Dienstag hat die Betreibergesellschaft nach eigenen Angaben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bad Ems über die geplante Schließung informiert. Betroffen sind rund 270 Beschäftigte, teilten die Paracelsus-Kliniken mit Sitz in Osnabrück mit. Entsprechend der aktuellen Planung und vorbehaltlich der Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen, den Krankenkassen und dem Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit werde die endgültige Schließung bis zum 31. März 2023 erfolgen.
Die unter dem Dach der Klinik in Bad Ems angegliederten Praxen für Innere Medizin, Urologie, für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Zahnheilkunde sind den Angaben zufolge von der Schließung nicht betroffen und setzen den Praxisbetrieb fort. Auch das Ambulante Therapiezentrum Nassau werde weiterhin sämtliche Leistungen anbieten.
Fachkräftemangel und Corona-Krise machen Standort Bad Ems zu schaffen
In einer Pressemitteilung heißt es, schon seit geraumer Zeit habe sich die Paracelsus Klinik Bad Ems in einer schwierigen Lage befunden. Größtes Problem sei der Fachkräftemangel, der sich in den vergangenen Jahren durch den demografischen Wandel und die Corona-Krise weiter verschärft habe.
In den vergangenen Monaten hätten einzelne Abteilungen oder die Notaufnahme wegen fehlenden Personals immer wieder abgemeldet werden müssen. Zudem habe sich die Klinik nicht im nötigen Umfang von den Folgen der Coronavirus-Pandemie erholen können. Tomislav Gmajnic von der Geschäftsführung der Paracelsus-Kliniken sagte, auf Dauer sei eine solche Belastung weder personell noch wirtschaftlich zu stemmen.
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Konzernleitung spricht von erheblichen Verlusten
Bereits zum Jahresende 2021 hatte die Klinik den Angaben zufolge mit erheblichen Verlusten abgeschnitten, zudem machten die Folgen der Corona-Pandemie der Klinik zu schaffen. Sie habe schon in den Jahren vor dem Ausbruch der Pandemie unter erheblichem Druck gestanden. Daran habe auch ein striktes Kostenmanagement nichts verbessern können. Erhebliche aber notwendige Investitionen in Medizintechnik und Gebäude hätten auf unabsehbare Zeit verschoben werden müssen.
Alternativen für den Weiterbetrieb der Paracelsus-Klinik wurden geprüft
Alternativen zu einer Schließung der Klinik bis hin zu einem Verkauf seien intensiv geprüft worden, erklärte Gmajnic. Gespräche mit anderen Krankenhausträgern in der Region über eine vertiefte Kooperation oder eine Übernahme seien jedoch erfolglos verlaufen, so Gmajnic.
Die Paracelsus Geschäftsführung begleite die Entwicklung mit großem Bedauern. Gleichwohl sei man gemeinsam davon überzeugt, dass die medizinische Versorgung der Menschen in der Region Bad Ems durch die umliegenden Krankenhäuser und Einrichtungen weiter gewährleistet sei. Arbeitnehmervertreter und Klinikmanagement sollen nun Gespräche über einen Sozialplan aufnehmen.
Landrat des Rhein-Lahn-Kreises ist über Entscheidung "verwundert"
Das Mainzer Gesundheitsministerium teilte dem Evangelischen Pressedienst mit, man bedauere die Entscheidung. Das Land habe in Gesprächen mit den Betreibern "maximale Unterstützung für eine eventuelle Umstrukturierung in Aussicht gestellt", so eine Sprecherin. Trotzdem habe sich der Krankenhausträger für die Schließung entschieden. Die als unüberwindbare Hürden für einen Weiterbetrieb genannten Probleme seien aus Sicht des Landes allerdings "durchaus nachvollziehbar".
Der Landrat des Rhein-Lahn-Kreises, Jörg Denninghoff (SPD), sagte dem SWR, auch er bedauere das Aus für die Klinik in Bad Ems, er sei aber auch verwundert darüber. Schon 2017 und 2018 habe man die Schließung der Paracelsusklinik abwenden können und gemeinsam eine Lösung gefunden. "In der heutigen Situation haben jedoch weder Eigentümer noch Betreiber das Gespräch im Vorfeld gesucht", so Denninhoff. "Dafür habe ich wenig Verständnis, hätte man sich früher an einen Tisch gesetzt, wäre eine Lösung vielleicht möglich gewesen."
Gewerkschaft ver.di kritisiert Klinik-Schließung in Bad Ems
Die Gewerkschaft ver.di kritisiert die geplante Schließung der Paracelsus Klinik in Bad Ems. Dieses Beispiel zeige erneut, dass es privaten Krankenhauskonzernen nicht in erster Linie um die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung einer Region gehe, sondern nur um den größtmöglichen Gewinn.
In einer Mitteilung schreibt ver.di, die medizinische Versorgung als Teil der Daseinsvorsorge gehöre in die öffentliche Hand. Und weiter: "Die Entwicklungen in Bad Ems sollten auch für die Stadt Koblenz und den Landkreis Mayen-Koblenz ein starkes Warnsignal im Zusammenhang mit den Verhandlungen über eine Privatisierung des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein sein, dem größten Maximalversorger der Region." Im Norden von Rheinland-Pfalz macht Ende März auch ein weiteres Krankenhaus auf dem Land zu, und zwar das St. Josef-Krankenhaus in Adenau.