14 der 18 Campingplätze im Ahrtal sind durch das verheerende Hochwasser im vergangenen Sommer zerstört worden. Jetzt steht Frage im Raum, wie es mit dem für den Tourismus im Ahrtal wichtigen Camping weitergehen soll. Am Mittwoch haben dazu zwei Gespräche stattgefunden, zu denen die Aufsichtsbehörden eingeladen hatten. Nach den Terminen ist die Enttäuschung der Campingplatz-Besitzer jedoch groß.
Campingplatz ist Schlammwüste gewichen
"Ich hänge nach wie vor in der Luft - so wie vorher auch", klagt Christoph Zerwas, der in Kreuzberg direkt am Ufer der Ahr den Campingplatz "Viktoria-Station" betreibt. Das große Holzhaus, in dem Gastronomie sowie Wasch- und Duschräume untergebracht waren, hatte den Holzbau-Preis des Landes Rheinland-Pfalz gewonnen. Jetzt ist von dem preisgekrönten Gebäude nur noch die Bodenplatte übrig.
Zerwas musste das Gebäude nach der Flut abreißen lassen. Rundherum erstreckt sich eine grau-braune Schlammwüste. Ob Christoph Zerwas sein Camping-Paradies wieder aufbauen darf, ist nach wie vor unklar. "Dabei rennt uns die Zeit davon. Am 1. April beginnt die neue Saison. Jeden Monat, der hier geschlossen ist, verliere ich Umsatz", klagt der Betreiber.
Plätze sollen zunächst nur eine einstweilige Duldung erhalten
Die Struktur- und Genehmigungsdirektion SGD-Nord will den zerstörten Plätzen zunächst nur eine einstweilige Duldung erteilen, berichtet Zerwas. Unter der Bedingung, dass sie einen Grünstreifen zum Ufer der Ahr frei lassen und die Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen wieder herrichten. Ob der Platz dann endgültig bebaut und betrieben werden darf, solle später entschieden werden.
Die Betreiber der zerstörten Plätze sollten neue Baugenehmigungen einreichen. Über diese wollten die Aufsichtsbehörden entscheiden, wenn entsprechende Umweltgutachten vorliegen. Christoph Zerwas spricht von einem gewaltigen Risiko für die Betreiber. Jeder Euro, den sie jetzt in den provisorischen Wiederaufbau investieren würden, sei verloren, sollte der Bauantrag später abgelehnt werden, sagt Zerwas: "Unsere Existenz steht auf dem Spiel. Wir betreiben den Platz ja nicht als Hobby, sondern leben davon."
Camping spielte große Rolle für Tourismus im Ahrtal
Der Ortsbürgermeister von Altenahr, Rüdiger Fuhrmann, kann den Ärger der Platzbetreiber verstehen. Er wünscht sich, dass es auch künftig Camping an der Ahr und in ihren Seitentälern gibt. "Die Plätze waren immer sehr gut frequentiert. Dadurch sind viele Menschen in unsere Region gekommen", betont Fuhrmann.
Andererseits müssten Konsequenzen aus der Katastrophe gezogen werden. Weil fortgespülte Campingwagen zwei Brücken in Altenburg verstopften, habe das Wasser bei der Katastrophe höher und länger im Ort gestanden. "Das hätte nicht sein müssen", kritisiert Fuhrmann.
Strenge Auflagen für Wiederaufbau der Campingplätze an der Ahr
Alle überfluteten Plätze liegen in der sogenannten "gelben Zone", die die Aufsichtsbehörden nach der Flutwelle ausgewiesen haben, sagt der Ortsbürgermeister. Dieses Gebiet gilt als "vorläufiger besonderer Gefährdungsbereich", in dem jegliche Nutzungen nur unter strengsten Auflagen möglich sind.
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Dauercampen wird dort laut Fuhrmann auf gar keinen Fall mehr möglich sein. Gebäude wie das große preisgekrönte Holzhaus auf dem Platz in Kreuzberg hätten ebenfalls keine Chance mehr. Und für zeitweilig dort stehende Zelte und Wagen verlangten die Behörden Evakuierungspläne. Binnen einer Stunde müssten die Plätze vollständig geräumt sein.
Unterstützung für Campingplatzbetreiber gefordert
Campingplatzbetreiber Christoph Zerwas und Ortsbürgermeister Rüdiger Fuhrmann zeigen Verständnis für diese Auflagen. "Angesichts dieser Bedingungen wird es aber äußerst schwierig, einen Platz wirtschaftlich zu betreiben", gibt der Bürgermeister zu bedenken. Er fordert deshalb finanzielle Unterstützung für die Campingplätze.
Christoph Zerwas wird wohl auch mit den strengen Auflagen weitermachen, die die Behörden fordern. "Hauptsache, es geht endlich voran und es fällt schnell eine Entscheidung", sagt er und ergänzt: "In irgendeiner Form wird's mit dem Camping weitergehen."
Die SGD-Nord wollte sich noch nicht öffentlich zur Zukunft des Campings im Ahrtal äußern. Es würden noch weitere Gespräche mit Betroffenen geführt, sagte eine Sprecherin der Behörde dem SWR.