Die Förster Max Malten und Andreas Schäfer im Wald.

Ideen um Regenwasser im Wald zu halten

Trockene Wälder: Was Förster im Westerwald dagegen tun

Stand
Autor/in
Christoph Bröder

Trockene Böden und tote Bäume gab es in den vergangenen Jahren überall in RLP. Das Problem: Wenn es mal stark regnet, fließt das Wasser zu schnell wieder aus den Wäldern raus. Deshalb entwickeln Förster aus Hachenburg Lösungen, wie mehr Wasser im Wald gehalten werden kann.

Förster Andreas Schäfer und sein Kollege Max Malten stehen in einem Waldgebiet am Nauberg bei Hachenburg. Schäfer spielt ein Video auf seinem Tablet ab, das er dort bei Starkregen aufgenommen hat. Es zeigt einen Bach, der mitten durch den Wald fließt. Allerdings ist das kein echter Bach, sondern Regenwasser, dass über einen Forstmaschinenweg den Hang hinunterläuft.

Diese Querrinne auf einer Rückegasse soll das Wasser bei Starkregen bremsen und umleiten.
Diese Querrinne auf einer Rückegasse soll das Wasser bei Starkregen bremsen und umleiten.

"Wenn es viel regnet, sehen wir sowas überall im Wald", erklärt der Förster. Vor vielen Jahrzehnten noch habe man extra Entwässerungsgräben in den Wäldern gezogen, um das Regenwasser aus dem Wald zu leiten. Man wollte den Wald sozusagen trockener legen, um Baumarten zu pflanzen, die es nicht gern nass mögen.

Förster wollen Wasser im Wald halten

Heute denken die Förster längst anders, sagt Schäfer. Aufgrund des Klimawandels werde es zunehmend wichtiger, das Wasser im Wald zu halten und zu speichern. Denn in Dürrejahren wie 2018 oder 2020 gehe es um jeden Liter Wasser, um den Bäumen zu helfen. Das massive Fichtensterben im Westerwald in den vergangenen Jahren hat eindrucksvoll gezeigt, was passieren kann, wenn der Wald austrocknet.

Im Wald wurden mehrere große Becken ausgegraben, wo sich künftig Wasser sammeln soll.
Im Wald wurden mehrere große Becken ausgegraben, wo sich künftig Wasser sammeln soll.

Wasser ausbremsen und sammeln: Becken und breite Rinnen im Wald

Um das Wasser besser im Wald zu halten, gebe es aber nicht das eine Wundermittel, erklärt Andreas Schäfer. Es sei vielmehr ein Zusammenspiel aus mehreren Ideen und Baumaßnahmen. In Hachenburg haben Forstarbeiter mit Baggern etwa mehrere große Becken im Wald ausgehoben. Dort soll sich das Wasser künftig sammeln. Entlang von Forstwegen wurden zudem viele kleine Mulden gegraben, die ebenfalls Wasser speichern sollen.

"Wir haben außerdem bereits einige alte Entwässerungsgräben verschlossen", sagt Schäfer. Und auf den Forstmaschinenwegen, den sogenannten Rückegassen, wurden mit einem Bagger breite Rinnen quer zur Fahrtrichtung gegraben. Die sollen dafür sorgen, dass das Wasser gebremst wird und nicht einfach zügig die Rückegasse hinabrauscht.

Mit solchen Holzbohlen wurden alte Entwässerungsgräben im Wald verschlossen.
Mit solchen Holzbohlen wurden alte Entwässerungsgräben im Wald verschlossen.

Wasserrückhalt ist Natur- und Hochwasserschutz

Das Wasser soll nicht nur im Wald gehalten werden, damit Bäume und Tiere davon profitieren. Die Maßnahmen dienten auch zum Hochwasserschutz, sagt Schäfer. Denn das Wasser aus den Wäldern fließe letztlich in Bäche und Flüsse. Als Folge könne es Hochwasser geben, wodurch wiederum Dörfer und Städte gefährdet seien.

"Die großen Verlierer durch den Klimawandel sind die heimischen Amphibien - auch denen helfen wir damit", erklärt Förster Max Malten. Im Wald am Nauberg gebe es etwa Feuersalamander, Molche und Frösche, die seien auf Wassertümpel angewiesen, um dort abzulaichen.

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Ideen aus Hachenburg sind in ganz Deutschland gefragt

Andreas Schäfer und Max Malten unterrichten beide auch am Waldbildungszentrum des Landes in Hachenburg. Dort geben sie ihre Erfahrungen zum Wasserrückhalt etwa an angehende Förster und Forstwirte weiter.

"Das Thema Wald und Wasser steht derzeit sehr im Fokus, davon ist das ganze Bundesgebiet betroffen", sagen die beiden. Es seien daher auch schon Förster aus anderen Bundesländern vorbeigekommen, um sich die Ideen der Westerwälder Förster im Wald anzuschauen.

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Christoph Bröder