Der Apollofalter ist an der Mosel vom Aussterben bedroht.

Unterwegs an der Mosel

Warum gibt es so wenige Schmetterlinge im Norden von Rheinland-Pfalz?

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Christoph Bröder

In diesem Jahr gibt es nur wenige Schmetterlinge in der Region. Das hängt unter anderem mit dem letzten Winter zusammen. Biologe Daniel Müller hat sich auf Spurensuche an der Mosel begeben.

Daniel Müller steht bei Kobern-Gondorf auf einem Radweg und sucht den Moselhang mit dem Fernglas ab. Es sind wieder sehr wenige Schmetterlinge in der Luft. Der Biologe entdeckt nur drei verschiedene Arten. Und davon jeweils auch nur wenige Tiere. Für das Fehlen der Schmetterlinge gebe es verschiedene Gründe, sagt der Biologe.

"Wir hatten einen sehr warmen, milden Winter. Viele unserer Arten brauchen aber einen kühlen Winter", erklärt Müller. Zitronenfalter etwa überwintern als fertige Schmetterlinge, nicht als verpuppte Raupen. Wenn es dann im Dezember oder Januar zu warm ist, werden sie aktiv. "Aber dann blüht ja noch nichts, die Schmetterlinge finden nichts zu fressen und verhungern", so der Biologe.

Fehlende Lebensräume für Schmetterlinge

Ein weiterer Grund für den Rückgang der Schmetterlinge sei etwa die intensive Forst- und Landwirtschaft. Unsere Landschaften würden immer monotoner. "Arten, die auf spezielle Lebensräume angewiesen sind, kommen damit nicht zurecht und verschwinden zunehmend", erklärt Müller. Auch Pestizide würden beim Rückgang der Schmetterlinge eine Rolle spielen.

Hinzu komme, dass viele Lebensräume der Schmetterlinge schlichtweg zuwachsen, etwa sogenannte Magerwiesen. Das hänge unter anderem mit dem Stickstoffeintrag aus der Luft zusammen. Der Stickstoff wirke im Boden als Dünger. Pflanzen wie Brombeeren breiteten sich aus und veränderten damit die Landschaft und somit die Lebensräume der Schmetterlinge.

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Weniger Schmetterlinge schaden dem gesamten Ökosystem

Wenn eine Schmetterlingsart verschwinde, sei das ein Verlust. Eine Art allein mache im gesamten Ökosystem in der Regel aber noch nicht viel aus. "Aber wenn immer mehr Arten aussterben, die weit unten in der Nahrungspyramide stehen, dann bricht irgendwann das Ökosystem zusammen", erklärt der 27-Jährige.

Großes Massenaussterben ist in vollem Gange

Dass Schmetterlinge und andere fliegende Insekten zurückgehen, ist lange bekannt. Wissenschaftler sprechen daher seit Jahren vom sechsten großen Massenaussterben der Erdgeschichte. Von Jahr zu Jahr gebe es je nach Witterung aber immer noch Schwankungen bei der Schmetterlingspopulation - auch positive.

Prognosen seien bei Insekten immer schwierig, sagt Daniel Müller. Denn unter günstigen Bedingungen könnten sie sich schnell wieder vermehren. Die Zukunft der Schmetterlinge sieht aber generell eher düster aus, erklärt der Biologe: "Der Langzeittrend ist klar negativ. Und warum sollte der sich auf einmal umkehren, wenn nicht grundlegende Veränderungen in unserer Landschaft stattfinden."

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