Die Deutsche Umwelthilfe hat 104 Städte in Deutschland zu ihren Parkgebühren befragt und befand: bis auf wenige Ausnahmen sind die Gebühren überall zu niedrig. Von allen befragten Städten seien die Preise in Koblenz am günstigsten, dadurch würden falsche Anreize gesetzt, erklärt Robin Kulpa, stellvertretender Leiter Verkehr und Luftreinhaltung bei der Deutschen Umwelthilfe. Jedes Jahr würden mehr und immer größere Autos zugelassen, die dann in deutschen Städten wertvollen Raum einnähmen.
Koblenzer OB David Langner Brauchen wir höhere Parkgebühren für mehr Umweltschutz?
Hohe Parkgebühren in den Innenstädten sorgen für Frust bei vielen Pendlern. Andererseits könnte genau das der Umwelt helfen, weil sie die Autos fernhalten.
Umwelthilfe: Parken in Koblenz besonders günstig
Raum, der auch anders genutzt werden könne - zum Beispiel für Radwege, Spielplätze, Grünanlagen oder Fußgängerzonen, sagt Kulpa. Deshalb fordere die Deutsche Umwelthilfe, dass die Parkgebühren in deutschen Städten erhöht werden. Aus Sicht des Vereins soll es dadurch weniger attraktiv werden, das eigene Auto auf öffentlichen Parkplätzen abzustellen oder mehrere Autos zu besitzen.
Laut der Abfrage der Deutschen Umwelthilfe ist das Parken in Koblenz mit Gebühren zwischen 25 Cent und 1,50 Euro pro Stunde ganz besonders günstig. Nach Meinung der Umweltschützer sollte eine Stunde Parken mindestens so viel kosten, wie ein Einzelfahrschein im öffentlichen Nahverkehr. In Koblenz würde das mindestens 2,30 Euro bedeuten. Im Stadtzentrum seien auch noch höhere Parkgebühren angebracht.
Kommunen können selbst entscheiden Neue Verordnung: Anwohnerparken in RLP darf teurer werden
Die Landesregierung will nach SWR-Informationen den Kommunen ermöglichen, die Parkgebühren für Anwohner selbst festzulegen. In anderen Bundesländern hat das bereits zu Preiserhöhungen geführt.
Stadt: Keine Erhöhung der Parkgebühren
Derzeit plant die Stadt Koblenz allerdings keine Erhöhung der Parkgebühren. Wie Baudezernent Bert Flöck mitteilt, haben sich der Stadtrat und die Verwaltung darauf verständigt, Bürger und Einzelhandel zu schonen. Diese seien in den letzten Jahren ohnehin schon durch die Corona-Krise stark belastet worden. Zudem habe die Stadt die Zahl der Parkplätze bereits reduziert, um Platz für neue Radwege zu schaffen, sagt Flöck.
Koblenzer Stadtmarketing kritisiert Forderungen
Auch Miriam Schuff von Koblenz-Stadtmarketing kritisiert die Forderung der Deutschen Umwelthilfe. Die Interessensvertreterin der Koblenzer Einzelhändler hält es nicht für sinnvoll, die Parkgebühren weiter anzuheben, da diese ohnehin schon für viele Besucher der Stadt zu teuer seien.
Dennoch sei es wichtig, das Interesse an nachhaltigen Alternativen zu wecken, sagt Schuff: "Ich sehe viel Potential darin, den ÖPNV auszubessern, sodass die Nutzung attraktiver wird als die Anreise mit dem Auto. Wie zum Beispiel mit einem sinnvollen P&R-System oder mit dem Deutschlandticket."
Umwelthilfe: Geld aus Parkgebühren für ÖPNV-Ausbau
Auch die Umweltschützer wünschen sich, dass das Angebot an Bussen und Bahnen weiter ausgebaut und verbessert wird. Sie schlagen vor, die zusätzlichen Einnahmen aus den Parkgebühren in den öffentlichen Nahverkehr zu investieren. "Die Menschen haben ein Mobilitätsbedürfnis und nicht das Bedürfnis mit dem eigenen Auto zu fahren," sagt Kulpa. Dieses Bedürfnis könne auch durch attraktive Bus- und Bahnangebote erfüllt werden.
Pläne: Verkehr soll um 10 bis 15 Prozent reduziert werden
Die Stadt Koblenz hat nach eigenen Angaben vor, den Individualverkehr um 10 bis 15 Prozent zu reduzieren. Baudezernent Flöck teilt dazu mit, dass bereits viele Projekte in Planung seien. Öffentliche Verkehrsmittel und Fahrradfahrer sollen demnach in Zukunft rund 30 Prozent des Verkehrsmixes in Koblenz ausmachen.
Der Verkehrsentwicklungsplan 2030 habe zum Ziel, Koblenz lebenswert und attraktiv zu gestalten und besser für den Klimawandel zu wappnen, sagt Flöck: "Ich glaube, was das Ziel betrifft, sind wir gar nicht so weit auseinander. Die Frage ist nur, mit welchen Maßnahmen und mit welcher Geschwindigkeit man das hinbekommt."