Vor allem die Schulen, die direkt am Ahrufer stehen, hat es hart getroffen in der Flutnacht. Sieben von 13 Schulen des Kreises wurden zum Teil komplett zerstört. In einigen ist der Unterricht inzwischen wieder möglich, weil er in die oberen Etagen verlegt wurde und im Erdgeschoss noch gebaut wird, so zum Beispiel in der Erich Kästner-Realschule plus in Bad Neuenahr-Ahrweiler.
An anderen Schulen sieht der Alltag noch ganz anders aus: Anderer Standort und Container-Lösung. So zum Beispiel am Are-Gymnasium. Statt am alten Standort in Bad Neuenahr-Ahrweiler direkt an der Ahr, besuchen die fast 900 Schülerinnen und Schüler jetzt eine Container-Schule in der Grafschaft - etwa acht Kilometer entfernt und höher gelegen.
Container stehen im Industriegebiet
Von weitem sieht der neue Standort des Are-Gymnasiums nicht nach einer Schule aus: Hellgrüne Container, die in zwei Etagen aufeinander gestapelt und in mehreren Reihen aufgestellt sind, mitten auf einer großen Wiese vor einem Industriegebiet. Erst auf dem Gelände sieht man dann den Schulhof, die Tischtennisplatten und die Turnhalle mit der großen Aufschrift "Are-Gymnasium".
Für den Abiturienten Noah fühlt es sich trotzdem wie Schule an. Für ihn war der Schulalltag nach einer gewissen Eingewöhnung auch an dem neuen Standort in den Containern trotzdem schön, erzählt er: "Man hatte nach der Corona- und Flutzeit endlich wieder Kontakt mit den Freunden."
Aufbau der Container-Schule ging schnell
Gerade mal ein halbes Jahr nach der Flutkatastrophe konnten die Schülerinnen und Schüler des Are-Gymnasiums schon wieder in ihre eigene Schule, an dem neuen Standort in Grafschaft, gehen. Vorher nutzten sie nur die Räume einer anderen Schule in Remagen mit.
Auf dem Gelände musste dafür in der kurzen Zeit alles neu installiert werden - von der Kanalisation bis hin zum Strom, erinnert sich Schulleiterin Nina Pfeil: "Das war eine enorme Leistung, die da vollbracht worden ist. Und ich glaube, ich habe noch nie so viele glückliche Kinder an einem Schultag nach den Ferien gesehen, dass sie wieder ins Are-Gymnasium kommen konnten und in die eigene Schule. Das hat was mit uns gemacht, diese Zeit. Die hat uns in allen Anforderungen enger zusammengebracht."
Fachräume und Sporthalle kamen erst später
In einigen Bereichen war aber Geduld angesagt: Die Mensa kam erst einen Monat später - die Turnhalle erst im Sommer 2022. Und Noah haben vor allem die Fachräume gefehlt: "Das einzige Problem, das ich hatte, war, dass wir das Zelt mit den ganzen Spezialräumen beispielsweise für Physik erst dieses Jahr bekommen haben. Und ich hatte dadurch im Physik-Leistungskurs die ganzen zwei Jahre keine Experimente, genau das, was man an diesem Fach so gerne hat."
Das heißt: Bis dahin gab es viel Theorie im Unterricht. Inzwischen fehlt aber nichts mehr für einen guten Schulalltag, sagt Noah. Ob Biologie, Kunst oder Physik - für alles gibt es einen Platz in der Container-Schule. Nur die Container selbst - die seien doch noch eine Herausforderung, sagt auch Olav Zachau. Er unterrichtet Englisch und Geschichte am Are-Gymnasium.
Unterricht im Container - vor allem bei Lärm ein Problem
"Alles, was an Wetter vorhanden ist, bekommen wir hier deutlich ab. Wenn es regnet, dann prasselts. Wenn die Sonne scheint, dann prasselts auch - nur anders. Wenn es weht, dann stürmts. Und es ist einfach sehr laut", sagt Zachau.
Das sei auch das Einzige, was den dreizehnjährigen Nick an der Container-Schule stört: "Wir haben über uns eine sehr laute Klasse. Da hört man dann immer das Getrampel, Geschrei oder wenn Tische verschoben werden. Und das stört schon sehr den Unterricht."
An der Akustik soll noch gearbeitet werden - dafür werden im Moment verschiedene Möglichkeiten geprüft. Und in den Sommerferien soll es auch neue Klimageräte geben. Wie lange es noch dauert, bis die Schülerinnen und Schüler zurück ins alte Are-Gymnasium können, ist noch offen - diesen Sommer sollen die ersten Zeitplanungen für die Sanierungen kommen.