Happy-End für Galloway-Herde

Rinder aus Nastätten gerettet

Stand
Autor/in
Bruno Nonninger

Die mehr als 40 Galloway-Rinder, die einem Bauer in Nastätten weggenommen worden waren, sind gerettet. Durch eine Spendenaktion können sie nun auf einem Gnadenhof bleiben und müssen nicht geschlachtet werden.

Über 16.000 Euro sind laut der Initiative „Tier-Herz Endlichhofen“ inzwischen zusammengekommen. Das teilte sie am Donnerstag auf ihrer Facebook-Seite mit. Sie hatte zu einer Spendenaktion aufgerufen, damit die 42 Rinder dauerhaft auf einem Gnadenhof bleiben können, wo sie zwischenzeitlich untergebracht worden waren. Der bisherige Eigentümer hatte sich aus familiären Gründen nicht mehr richtig um die Rinder kümmern können.

Rinder waren immer wieder ausgebüchst

Seit ungefähr zwei Jahren berichteten die Nastätter immer wieder, dass die Rinder ausgebüchst waren und nicht mehr richtig versorgt würden. Zuletzt waren sie sogar regelmäßig auf den nahegelegenen Segelflugplatz des Aero-Clubs in Nastätten gelaufen und hatten dort gegrast.

Der Aero-Club hatte die Polizei alarmiert, das Kreisveterinäramt hatte die Tiere dann zunächst mit Wasser und Futter versorgt. Außerdem hatte der Halter einen durchgehenden Elektrozaun errichten und strenge Auflagen erfüllen müssen.

Nastätten

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Nach einer erneuten Kontrolle musste der Halter seine Rinder dann aber Ende Juli doch abgeben. Sie waren von der Weide geholt und zu einem anderen Landwirt gebracht worden, teilte damals der Kreis mit. Der Landwirt hatte dem demnach freiwillig zugestimmt. "Wahrscheinlich wird er nun ein lebenslanges Haltungs- und Betreuungsverbot erhalten", vermutet Thorsten Zellmann, der Initiator der jetzigen Spendenaktion.

Landwirt war die Herde offenbar über den Kopf gewachsen

Zellmann gehört der Hof, auf dem die Rinder dann zunächst untergebracht waren. Er ist sich aber sicher, dass der ehemalige Besitzer seine Tiere nicht absichtlich vernachlässigt hat. Der Mann habe eine starke familiäre Belastung gehabt und sei mit der Versorgung der Tiere alleine gewesen, so Zellmann. Deswegen sei ihm die Herde wohl in einem schleichenden Prozess irgendwann über den Kopf gewachsen, vermutet er.

Das ist kein Unmensch, und er hat die Tiere nicht absichtlich vernachlässigt. Er konnte es einfach aus familiären Gründen nicht mehr.

Landwirt wollte auch, dass es den Tieren gut geht

Der Mann sei kein Tierquäler, so Zellmann. Der Landwirt hätte laut Zellmann demnach zuletzt sogar das Recht gehabt, die Rinder als Schlachtvieh zu verkaufen. Das habe er aber nicht getan. Auch habe der Mann seine Tiere und die Probleme nicht einfach "entsorgen" wollen, erzählt Zellmann. Er ist sich sicher, dass der Landwirt irgendwann den Überblick über die Herde verloren hatte und Bullen und Kühe nicht mehr richtig voneinander trennen konnte. So hätten sich die Tiere ungehindert vermehren können, was das Problem über die Zeit hinweg immer weiter vergrößert habe.

Zwischenstation sollte zu Gnadenhof werden

Zellmann hatte dann seinen Hof kostenlos - zunächst als Zwischenstation - zur Verfügung gestellt, um die Tiere vor dem Schlachter zu retten. Durch die längere Mangelernährung waren sie für die Zucht oder auch als Fleischvieh jedoch nicht mehr geeignet, so Zellmann. So entstand die Idee zu einem Gnadenhof. Denn einfach töten wollte sie niemand, auch der ehemalige Besitzer nicht. Auf dem stillgelegten Hof Zellmanns soll es den Tieren nun bis zu deren natürlichem Lebensende gut gehen.

Tiere gesund und wohlauf

Durch die Spendenaktion ist das jetzt möglich geworden. Die Tiere seien inzwischen aufgepäppelt worden. Kein Tier sei krank, und es gebe derzeit auch keine erkennbaren Probleme durch Inzucht. Die gesamte Herde sei nun spürbar ruhiger geworden und es gehe den Tieren gut. Mittlerweile seien sogar drei gesunde Kälbchen zur Welt gekommen. Weitere seien auf dem Weg, so dass die Herde bald wieder knapp 50 Tiere groß sein werde.

Galloway-Rinder auf den Gnadenhof in Endlichhofen im Rhein-Lahn-Kreis
Die Rinder sind inzwischen wieder aufgepäppelt, und es hat sogar Nachwuchs gegeben.

Nach Spenden sollen Patenschaften helfen

Thorsten Zellmann, der auch Kreisvorsitzender im Bauern- und Winzerverband im Rhein-Lahn-Kreis ist, will weiterhin die Fixkosten für den Hof tragen, damit der zum "Altersruhesitz" der Rinder werden kann. Er bleibe aber nur der Halter. Neuer Eigentümer der Rinder soll ein extra gegründeter Verein werden. Die laufenden Kosten für Futter, Tierarzt, etc. sollen Patenschaften decken, die es schon ab zwei Euro pro Tag gibt. Es gebe schon zahlreiche Anträge, so Zellmann. Allerdings müsse sich zeigen, ob die Menge ausreiche, um die Kosten dauerhaft zu decken. Dafür soll zusätzlich auch der Verein mit Spendeneinnahmen sorgen.

Auch ehemaliger Eigentümer ist froh, dass es den Rindern gut geht

Auch der bisherige Eigentümer sei froh, dass es den Rindern nun wieder gut gehe, so Zellmann. Natürlich trage der Mann die volle und alleinige Verantwortung für die Verwahrlosung der Tiere. Dessen seien sich alle bewusst. Er habe dem Mann deshalb aber angeboten, auf dem Gnadenhof dabei mitzuhelfen, dass es seinen ehemaligen Tieren wieder besser gehe. Das habe der Mann dankend angenommen.

"Ich arbeite sehr gut mit ihm zusammen", so Zellmann. Der Mann komme sogar samstags und sonntags, obwohl er das eigentlich nicht müsse, so Zellmann. Er ist sich sicher: "Nicht nur Tiere brauchen manchmal Hilfe, und jeder verdient eine zweite Chance im Leben!"

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