In Jeans, Arbeiterhemd und mit Gartenhandschuhen liegt Peter Kuckhoff auf schiefernen Steilhangboden und gräbt die Erde um einen Rebstock um. Die Pflanze hat den Frost überlebt, treibt aber wie wild aus. Diese Triebe müssen weg, wie Kuckhoff sagt, um dem Haupttrieb Platz zu machen.
Viele Reben drumherum sind erfroren. Das Bild, das der anderthalb Hektar große Weinberg ihm und der Breyer Weinbruderschaft nach dem Frost bot, war katastrophal, wie der 73-Jährige berichtet: "Also wir haben ein Kloß im Hals gehabt. Schätzungsweise 90 Prozent der Reben waren einfach kaputt, total erfroren."
Reben vom Frost beschädigt Rekordverdächtige Frostschäden in den Weinbergen an Mosel, Saar und Ruwer
Frostige Nächte haben bei etlichen Winzern Spuren im Weinberg hinterlassen: Viele Reben an Mosel, Saar und Ruwer mit Kälte-Schäden.
Hilferuf der Breyer Weinbruderschaft
Es galt keine Zeit zu verlieren, neue Reben anzupflanzen und halberfrorene aufzupäppeln. Für die wenigen Aktiven der Weinbruderschaft war das jedoch zu viel. Kuckhoff startete einen öffentlichen Hilferuf im Mitteilungsblatt - mit Erfolg. Es meldeten sich einige Freiwillige. Darunter auch die gelernte Heizungsbauerin Vanessa Höcht aus der Nachbarstadt Rhens.
Höcht sagt, dass sie schon immer Fan vom Breyer Hämmchen war: "Ich habe den Aufruf gehört und mir gedacht: Jetzt kannst du ja auch mal hier helfen. Die brauchen Hilfe."
Aus Heizungsbauerin wird Landschaftspflegerin
Aus der Heizungsbauerin wurde im Nu eine Landschaftspflegerin: "Ratzfatz ging das. Man kriegt gezeigt, was man machen muss und dann kann man einfach anfangen. Wenn man sich unsicher ist, fragt man." Vanessa Höcht räumt ein, dass ihre Eltern auch schon mal ein paar Rebstöcke hatten und sie schon immer gern mit Wein und Trauben zu tun hatte. "Aber ich glaube, das braucht man nicht unbedingt", ergänzt sie.
Keine einfache Arbeit im Steilhang in Brey
Das Breyer Hämmchen ist rund anderthalb Hektar groß und in weiten Teilen Steillage bist Steilstlage. Aber auch das schreckt die junge Freiwillige nicht. "Anstrengend ist es schon, vor allem, wenn man das nicht gewöhnt ist." Aber sie nimmt sich ein Vorbild an dem 78-Jährigen, der neben ihr im Hang steht und schuftet.
Und die 34-Jährige hat richtig Spaß an der Arbeit gefunden. Sie will jetzt so oft wie möglich helfen. "Jeden Mittwoch bin ich jetzt hier. Ich bin sowieso nur Teilzeitbeschäftigte und hab mir jetzt gedacht: Hey, da kann ich wenigstens noch was Sinnvolles an der frischen Luft tun."
Weinbruderschaft freut sich über alle Freiwilligen
Die Weinbruderschaft freut das. Und sie hoffen auf viele Nachahmer. Jede und jeder sei willkommen, wenn es mittwochs und samstags in den Weinberg geht. Alle würden von Leuten an die Hand genommen, die schon länger dabei sind und sich auskennen. Und natürlich gebe es nach getaner Arbeit auch ein Gläschen Riesling.