Am Dienstag hat am Koblenzer Landgericht der Prozess gegen einen Mann wegen vierfachen versuchten Mordes begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 54-Jährigen vor, im Oktober 2022 auf der B49 bei Ediger-Eller im Kreis Cochem-Zell mehrfach absichtlich in den Gegenverkehr gefahren zu sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass er sich auf diese Weise umbringen wollte.
Zwei Autofahrer konnten dem Wagen des Angeklagten laut Anklage gerade noch ausweichen, mit zwei weiteren Fahrzeugen kollidierte er. Ein Insasse wurde dabei schwer verletzt. Der Angeklagte selbst trug bei dem Zusammenprall nur leichte Verletzungen davon.
Laut Anklage hat der Mann heimtückisch gehandelt und gemeingefährliche Mittel angewandt. In einem überraschenden Moment habe er Autounfälle herbeiführen wollen und dabei den Tod anderer Menschen billigend in Kauf genommen. Die Staatsanwaltschaft sieht dadurch Mordmerkmale erfüllt. Sie hat den Mann wegen vierfachen versuchten Mordes angeklagt.
Angeklagter kann sich an Autofahrt auf B49 bei Ediger-Ellern nicht erinnern
Zum Beginn des Prozesses äußerte sich der Angeklagte am Dienstag zunächst in einer schriftlichen Erklärung, die sein Verteidiger verlas. Später beantwortete der Mann, der seit Oktober in Untersuchungshaft sitzt, selbst Fragen. Dabei schilderte er, wie es zu der Fahrt gekommen sei. Dass er Suizid habe begehen wollen, stritt er vehement und mit Tränen in den Augen ab.
Vor der Tat am Nachmittag des 10. Oktobers 2022 hatte der Beschuldigte eigenen Angaben zufolge eine Woche nicht schlafen können. Um schließlich Schlaf zu finden, wollte er auf einem Berg im Hunsrück übernachten und dort viel Alkohol trinken. Eine pöbelnde Gruppe habe ihn jedoch geweckt, woraufhin er mit dem Auto davongefahren sei. An alles Weitere könne er sich nicht mehr erinnern, sagte er im Gerichtssaal. Er bereue die Tat, hieß es in seiner schriftlichen Erklärung, und sie tue ihm leid.
Falschfahrt im Kreis Cochem-Zell: Alkohol und Drogen wurden nachgewiesen
Der Angeklagte wirkte zu Beginn des Prozesses nervös, immer wieder brach ihm die Stimme weg. Seit sechs Jahren sei er wegen gesundheitlicher Probleme erwerbsunfähig. Die Pflege seines dementen Vaters habe ihn bis zu dessen Tod 2017 stark belastet. Beides habe dazu geführt, dass er hoch dosierte Schmerzmittel, darunter Opioide, einnehme. Die Belastung habe zudem auch eine Depression ausgelöst, die inzwischen aber keine Rolle mehr spiele.
Eine wichtiger Aspekt dürfte in dem Prozess die Frage sein, welche Kontrolle der Beschuldigte über sein Handeln zum Tatzeitpunkt hatte. Nach Angaben eines Sachverständigen wurden bei Tests mehrere Substanzen nachgewiesen, die ihn in seiner Schuldfähigkeit eingeschränkt haben könnten. Wie der Angeklagte bestätigte, habe er vor der Fahrt Aufputschmittel eingenommen und Alkohol getrunken. Auch Spuren von Cannabis wurden den Angaben zufolge gefunden.
Gezielte Fahrt in den Gegenverkehr oder Kontrollverlust?
Als Zeugin geladen war eine der betroffenen Autofahrerinnen. Das Gericht versuchte über ihre Aussagen herauszufinden, ob der Angeklagte seinen Wagen gezielt in den Gegenverkehr steuerte oder die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hatte. Diese Frage wird entscheidend dafür sein, zu welchem Urteil das Gericht kommt.
Vorgeworfen wird dem Mann darüber hinaus, dass er zum Zeitpunkt der Fahrt keinen gültigen Führerschein besaß. Außerdem habe er ohne Erlaubnis eine Waffe und Munition im Auto gehabt.