Der Angeklagte verbüßt laut Staatsanwaltschaft seit 2014 eine lebenslange Freiheitsstrafe in der Justizvollzugsanstalt Diez wegen Mordes an einer schwangeren Frau. Ihm wird nun vorgeworfen, einen ehemaligen Mithäftling dazu angestiftet zu haben, einen Mann aus Sardinien nach Deutschland zu entführen und ihn mit Gewalt dazu zu bringen, ein falsches Geständnis abzulegen - für den Mord, den er selbst begangen hat.
Am ersten Prozesstag am Landgericht Koblenz wurde deutlich, dass sich die beiden Häftlinge 2017 in der JVA Diez kennenlernten und sich gut verstanden. Im Gefängnis sprachen sie nach Angaben des 29-jährigen ehemaligen Mithäftlings, der vor Gericht als Zeuge aussagte, immer wieder über die Entführungspläne. Demnach sollte er nach seiner Entlassung im Sommer 2019 die Entführung in die Tat umsetzen.
Videos mit falschem Geständnis sollten an Polizei und Medien gehen
Das Gericht las zum Auftakt der Verhandlung Briefe vor, die der Angeklagte - quasi als "Auftraggeber" - an seinen Bekannten aus dem Gefängnis geschickt haben soll. Ein Brief enthält zum Beispiel eine lange Einkaufsliste mit Waffen inkl. Munition, Anabolika, Aufputschmitteln und verschiedene Chemikalien.
In anderen Briefen ist die Umsetzung der Entführung beschrieben: unter anderem auch der genaue Wortlaut des Geständnisses, das der Mann aus Italien nach seiner Entführung in gebrochenem Deutsch mit italienischem Akzent auf Video einsprechen sollte. Aus den Briefen geht ebenfalls hervor, dass insgesamt drei Videos mit dem erzwungenen falschen Mord-Geständnis an die Polizei, an die Staatsanwaltschaft, aber auch an Zeitungen, RTL und auch an den SWR geschickt werden sollten.
Plan: Entführungsopfer sollte umgebracht und in Säure aufgelöst werden
Die Vorstellung des 38-jährigen Beschuldigten war laut Anklage, dass das erzwungene Geständnis zu seiner Freilassung aus der JVA Diez führen würde. Der ehemalige Mithäftling führte im Zeugenstand weiter aus, dass der Angeklagte plante, den entführten Italiener im Anschluss umzubringen. Gemeinsam hätten sie vorgehabt, die Leiche danach in Säure auflösen und die Überreste in den Rhein zu kippen, so die Aussage des Zeugen.
Zu einer Entführung kam es schließlich nicht, weil der 29-Jährige nach eigener Aussage nur im Gefängnis vorgab, sich an dem Vorhaben zu beteiligen. Nach seiner Entlassung habe er einen Rückzieher gemacht: "Ich wollte doch nicht alles für einen Fremden aufs Spiel setzen. Das war für mich keine Option."
Mithäftling wollte Entführung nicht durchziehen
Als der 29-Jährige einige Monate später erneut ins Gefängnis nach Diez kam, hatte er nach seinen Angaben wieder Kontakt zum Angeklagten. Der habe ihm nun gedroht: Wenn er den Plan nicht durchziehe, werde seine vierjährige Tochter entführt, misshandelt und getötet.
In diesem Moment sei der Angeklagte zu weit gegangen, sagte der Zeuge vor Gericht. Er habe deshalb alles der Gefängnisleitung erzählt. Daraufhin habe die Kriminalpolizei mit ihren Ermittlungen begonnen.