Kandidatencheck

Landratswahl im Kreis Mayen-Koblenz: Marko Boos (SPD)

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Autor/in
Kathrin Freisberg
Foto von Reporterin Kathrin Freisberg unterwegs in der Region Koblenz

Die Wahl des neuen Landrats im Kreis Mayen-Koblenz wird mit einer Stichwahl entschieden: Am 23. Juni tritt dabei auch Marko Boos von der SPD an.

Marko Boos ist an der Mosel aufgewachsen, hat in Köln soziale Arbeit studiert und lebt seit dem Ende seines Studiums in Nickenich im Kreis Mayen-Koblenz. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Im Jugendamt des Kreises Cochem-Zell war er stellvertretender Leiter für Kinderschutz und pädagogische Hilfen. Seit 2020 ist er Geschäftsführer und Direktor des Jugendhilfezentrums Bernardshof in Mayen.

Im ersten Wahlgang der Kommunalwahl am 9. Juni kam Marko Boos von der SPD auf 33,8 Prozent der Stimmen - knapp gefolgt von Christian Altmaier von den Freien Wählern mit 33,5 Prozent. Pascal Badziong von der CDU landete mit 32,7 Prozent der Stimmen auf dem dritten Platz und schied aus.

Alter: 48
Wohnort: Nickenich (Kreis Mayen-Koblenz)
Beruf: Geschäftsführer und Direktor des Jugendhilfezentrums Bernardshof in Mayen

Das will Marko Boos bewegen, wenn er Landrat wird

Der Kreis Mayen-Koblenz steht vor vielen aktuellen Herausforderungen. Wie der SPD-Politiker dies bewältigen will, wenn er die Wahl gewinnen sollte, hat Marko Boos im Interview mit SWR-Aktuell erklärt.

ÖPNV: Wie kann er im Kreis Mayen-Koblenz verbessert werden?

Marko Boos: Um eine nachhaltige Mobilität in ländlichen Räumen flächendeckend sicherzustellen, bedarf es neuer Mobilitätsformen, die auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger zugeschnitten, wirtschaftlich tragbar und ökologisch sinnvoll sind. On-Demand-Verkehre z.B. sind flexible Bedarfsverkehre, die entweder in den ÖPNV integriert oder kommerziell angeboten werden. 

Der Linienbedarfsverkehr soll es Verkehrsunternehmen ermöglichen, zusätzlich zum klassischen ÖPNV auch benutzer- und bedarfsorientierte Mobilitätsangebote anzubieten, um bislang schwach ausgelastete Linien effizienter bedienen zu können. In der Vergangenheit gab es für innovative Modellprojekte auch Fördermöglichkeiten und es wäre in Erfahrung zu bringen, ob dies für 2024 ff. ebenfalls in Planung ist. Definitiv müssen wir die Transparenz aus dem Kreishaus hin zu den Menschen verbessern.


Medizinische Versorgung: Wie soll die Zukunft des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein aussehen?

Boos: Das GKM gehört in kommunale Hand. Die aktuelle Entwicklung zeigt deutlich, dass ein Verkauf an einen Konzern wie die SANA AG auch nicht einfach mal so funktioniert. Die Gesundheitsversorgung sollte nicht in Händen von profitorientierten Unternehmen liegen, sondern muss in erster Linie dem Prinzip des Helfens und Versorgens folgen.

So wie für Polizei und Feuerwehr muss hier die Daseinsvorsorge gelten - also die Versorgung, die unabhängig ihrer Kosten für den Bürger einfach da ist. Dafür muss der Kreis auch bereit sein, Geld in die Hand zu nehmen. Aktuell werden eine Bürgschaft und weitere liquide Mittel bereitgestellt und die Tendenz zeigt in Richtung einer kommunalen Ausrichtung, was genau schon immer meine Richtung und der Kreis-SPD war und ist. Der Standort Mayen und seine Geburtenstation, muss gesichert sein, dass ist für uns nicht verhandelbar.

Erneuerbare Energien: Wie kann der Kreis klimafreundlicher werden?

Boos: Es sind im Kreistag bereits viele Maßnahmen ergriffen worden, um das eigene Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden, zu erreichen. Im interkommunalen Austausch käme hier aber einer kreisübergreifenden Zusammenarbeit mehr Bedeutung zu, denn es reicht nicht, wenn jeder Landkreis "sein Ding" macht, sondern man muss dies wesentlich größer denken.

Am Kreishaus selbst fehlen aus meiner Sicht z.B. noch Ladesäulen für E-Autos, ebenso ist der Fuhrpark des Kreises noch nicht auf E-Mobilität in Gänze umgestellt. Dies sollte aber mit dem Ziel einer Vorbildfunktion angegangen werden. Wir müssen mit den Wirtschaftsunternehmen, den Kommunen und mit Profis aus diesem Bereich, die wir in unserem Kreis auch haben, zusammen möglichst zeitnah Flächen generieren und Möglichkeiten erarbeiten, damit wir Sonnen- und Windenergie ausbauen können.

Digitalisierung: Wie kann die Verwaltung moderner und schlanker werden?

Boos: Mit dem Programm "SmartCity" kann man aus meiner Sicht wesentlich mehr machen. Neben den laufenden Projekten, die innerhalb des Kreisgebietes stattfinden, kann man zum Beispiel beim ÖPNV die genannten On-Demand-Verkehre einführen oder Bereiche im Kreishaus selbst angehen, beispielsweise die "digitale Akte". Ansätze im Bereich der kreiseigenen Schulen gehen in die richtige Richtung, aber hier muss mehr gemacht werden, da derzeit immer noch nicht alle Klassenräume mit W-Lan ausgestattet sind. In Trier kann man beispielsweise schon einen digitalen Bauantrag stellen. Digitalisierung muss im Kreishaus beginnen.

Wirtschaft und Tourismus: Wie kann man sie verbessern?

Boos: Mit der kreiseigenen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) und der Rhein-Mosel-Eifel-Touristik (REMET) ist der Kreis sehr gut aufgestellt. Die WFG verfügt über ein sehr gutes Netzwerk innerhalb der Firmen im Kreis und im Internet sind bis hin zu einer Grundstücksdatenbank alle notwendigen Informationen gut zu finden. Die REMET ist für den Tourismus im Kreisgebiet eine Anlaufstelle für die kreisangehörigen Kommunen und hat zum Beispiel mit den Traumpfaden ein wegweisendes Projekt umgesetzt. Bei beiden Bereichen findet eine ständige Weiterentwicklung statt, die der Wirtschaft und dem Tourismus im Kreis gut tun. 

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