CDU-Kandidatin Anke Beilstein kommt aus Ernst an der Mosel, wo sie aufgewachsen ist. Die 57-Jährige ist verheiratet und hat drei erwachsene Söhne. Nach ihrer Ausbildung und dem Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin hat Anke Beilstein zahlreiche Aufgaben in der Verwaltung und in der Kommunalpolitik übernommen. Seit 2006 ist die Verwaltungsexpertin Landtagsabgeordnete, seit 2019 vertritt sie als erste Kreisbeigeordnete den Landrat im Kreis Cochem-Zell.
Alter: 57
Wohnort: Ernst an der Mosel
Beruf: Erste Kreisbeigeordnete und Landtagsmitglied
Das will Anke Beilstein bewegen, wenn sie Landrätin wird
Der Kreis Cochem Zell steht vor vielen aktuellen Herausforderungen. Wie die CDU-Politikerin dies bewältigen will, wenn sie die Wahl gewinnen sollte, hat Anke Beilstein im Interview mit SWR-Aktuell erklärt.
Nahverkehr: Wie kann der ländliche Raum vom Deutschlandticket profitieren?
Anke Beilstein: Wichtig für die Akzeptanz im ländlichen Raum ist eine gute Taktung. Bus und Bahn müssen aufeinander abgestimmt und häufig frequentierte Orte des Lebensalltags angebunden sein. Das erreichen wir in Cochem-Zell ab Dezember 2023 durch die neuen Linienbündel. Klar ist aber auch, dass wir nie die enge Taktung von Großstädten haben werden. Deshalb bedarf es intelligenter Ergänzungen wie die Mobilitäts-App "Smartes Wohnen im Alltag", Bürgerbusse, Dorfautos und auch das Gästeticket.
Wirtschaft: Wie kann man sie halten und anlocken?
Beilstein: Wir brauchen eine klare Positionierung im Standortwettbewerb, bei dem wir unsere Stärken als attraktiver Lebens- und Arbeitsstandort sichtbar machen. Dazu gehören bestmögliche Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel ein Kümmererservice, der innovative Neuansiedlungen ebenso wie erweiterungswillige heimische Unternehmen begleitet. Unverzichtbar sind darüber hinaus Maßnahmen zur Gewinnung neuer Fachkräfte. Die erfolgreiche Arbeit der Wirtschaftsförderung über die Standortmarketingkampagne "Gerade deshalb. CochemZell", das Wirtschaftsnetzwerk "Zukunftsallianz CochemZell" und das "Tourismuscluster" bietet hierfür eine gute Basis.
Medizinische Versorgung: Wo muss sie verbessert werden?
Beilstein: Der Handlungsbedarf für den Landkreis besteht, da er von der eigentlich zuständigen Stelle (Kassenärztliche Vereinigung) nicht erfüllt wird. Ein Ansatzpunkt ist die Kooperation mit Nachbarkreisen zur Anwerbung von Nachwuchsmedizinern und medizinischen Fachkräften, wie auch ein Konzept zur Bereitstellung von Studienplätzen. Der altersbedingte Nachbesetzungsbedarf bei Haus- und Fachärzten ist hoch. Ein Arztlotse als zentraler Ansprechpartner ist unverzichtbar. Zudem müssen wir über finanzielle Unterstützungen (Stipendien, Niederlassungsprämien) nachdenken und neue Praxisstrukturen schaffen.
Null-Emissions-Landkreis: Wie will der Kreis weiter vorangehen?
Beilstein: Cochem-Zell hat hier eine bundesweite Vorreiterrolle, die ich fortentwickeln möchte. Ziel ist, dass wir unseren Menschen und Unternehmen Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit durch die Bereitstellung von bezahlbarer, regionaler und regenerativer Energie gewährleisten. Über das virtuelle Kraftwerk werden dezentrale Stromerzeugungsanlagen im Landkreis digital vernetzt und gemeinsam an der Strombörse vermarktet. Jeder Bürger kann seinen individuellen regionalen Strommix direkt vom virtuellen Kraftwerk beziehen. Nahwärmenetze, ein umfassendes Beratungsangebot und ein Klimawandelanpassungskonzept sind weitere Punkte.
Tourismus: Wie kann und muss er modernisiert werden?
Beilstein: Ohne Fachkräfte wird niemand investieren. Daher ist neben einer Modernisierungskampagne ganz wesentlich die Erschließung und Qualifizierung neuer Fachkräftepotenziale (z.B. aus dem Ausland) sowie die Attraktivierung einer Beschäftigung in Hotellerie und Gastronomie (z.B. Schaffung Ganzjahresdestination, regelmäßige Arbeitszeiten, Fortbildungsangebote). Zudem benötigen wir Angebote, die auf die Bedürfnisse neuer Zielgruppen zugeschnitten sind. Denn erfreulicherweise erleben wir gerade zunehmend Zuspruch von jungen Familien sowie naturbegeisterten und sportlichen Menschen.
Das Interview führte SWR-Reporter Mike Roth.