Nach einer Statistik des Bundeskriminalamtes von 2022 rangiert Koblenz mit insgesamt 12.468 Straftaten pro 100.000 Einwohnern auf Platz vier bundesweit - hinter den Großstädten Frankfurt, Berlin und Hannover.
Koblenz liegt bei Graffiti-Straftaten an erster Stelle
Grund dafür sei ein Zuwachs der Straßenkriminalität, erklärt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Koblenz auf SWR-Anfrage. Dazu zähle unter anderem auch die Sachbeschädigung durch Graffiti. Ganze 3.250 Fälle von Graffitistraftaten seien im Jahr 2022 für das Stadtgebiet Koblenz erfasst worden.
Damit liegt Koblenz bundesweit an der Spitze. Hintergrund ist die Aktion "Saubere - sichere Stadt". Die Stadtverwaltung hat einen Graffiti-Koordinator, der alle im Stadtgebiet an öffentlichen und privaten Gebäuden angebrachten Graffitis bei der Polizei zur Anzeige bringt und veranlasst, dass sie wieder entfernt werden. Dabei würden auch kleinere Farbschmierereien mit schwarzen Filzstiften, die eigentlich kein Graffiti im klassischen Sinne seien, angezeigt und in der Kriminalstatistik erfasst, so die Polizeisprecherin.
Viele Anzeigen wegen Graffitis in Koblenz
Dies führe zu mehr Anzeigen. Die Anzeigenquote beträgt laut Polizei in Koblenz annähernd 100 Prozent. Dabei könne es auch sein, dass ein Sprayer mehrere Graffitis auf einer Fläche anbringt. Dies werde dann auch als mehrere Taten angezeigt, was die Anzeigenzahl wiederum hochtreibt. Knapp mehr als ein Viertel der 12.468 Straftaten seien Sachbeschädigungen in Form von Graffitis.
Würde man die Anzahl der Graffiti-Straftaten pro 100.000 Einwohner abziehen, käme Koblenz nach Angaben der Polizei auf insgesamt 9.218 Straftaten und läge dann viel weiter hinten im Ranking der kriminellsten Städte Deutschlands.
Stadt nimmt "Nebeneffekt" in Kauf
Und was sagt die Stadt Koblenz zu dem Nebeneffekt, dass die Stadt durch die Aktion an vierter Stelle der Kriminalstatistik rangiert? "Wir nehmen das in Kauf, denn was wäre die Alternative? Wir stellen keine Anzeigen und animieren somit weitere Sprayer in Koblenz aktiv zu werden? Das Erscheinungsbild der Stadt und auch das Sicherheitsgefühl der Menschen würden so nur negativ beeinflusst", heißt es in einer Mitteilung.
Auch um das Image der Stadt sorge man sich nicht. "Nein, ein Schaden entsteht nur dann, wenn die Angelegenheit undifferenziert betrachtet wird. Nachdenkliche Menschen werden beim Blick auf die Realitäten erkennen, dass die positiven Effekte deutlich überwiegen", so die Antwort der Stadt.