Mittagszeit im Koblenzer Wohnungslosen-Restaurant "Mampf". Vor einem Raum mit Glasscheibe hat sich schon eine kleine Schlange gebildet. Auf einem Zettel an der Tür steht "Anmeldung Impfen".
Regelimpfungen gegen Corona, Grippe, Tetanus und Lungenentzündung
Auch die 57-jährige Tatjana hat sich angestellt. Sie bekommt Grundrente und kommt regelmäßig zum Mittagessen ins "Mampf". Hier habe sie auch von dem Projekt erfahren, sich nach dem Essen impfen zu lassen, erzählt sie. Das Angebot nehme sie gerne an. Sie wolle sich gegen Lungenentzündung impfen lassen.
Vor ihr steht ein älterer Mann. Er lebe in einer Obdachlosenunterkunft, bekomme Bürgergeld und habe eine Krankenversicherung, erzählt er. Zum Arzt gehe er aber einfach nicht gerne. Deshalb sei er froh, dass er sich im "Mampf" gegen Corona impfen lassen kann.
Koblenzer Studierende rufen Impfprojekt ins Leben
Genau das sei das Ziel des Projektes, sagt Andreas Wilting. Sozial schwachen und wohnunglosen Menschen ein niedrigschwelliges Impfangebot zu machen. Der 34-Jährige hat das Projekt zusammen mit seiner Kommilitonin Anna Lena Gerz ins Leben gerufen. Beide studieren an der Hochschule Koblenz Soziale Arbeit.
Die beiden Studierenden versuchen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen das Impfangebot näher zu bringen - egal, ob sie eine Krankenversicherung haben, oder nicht. Ausgeschlossen werde niemand, so Wilting: "Das Projekt richtet sich an Wohnungslose, aber auch an Menschen ein, die eine Wohnung haben, aber trotzdem Hilfe brauchen."
Verein "MediNetz" unterstützt Koblenzer Impfprojekt
Unterstützt werden sie vom Verein "MediNetz". Der Verein finanziert sich über Spenden und hat das Ziel, Menschen ohne Krankenversicherung medizinisch zu versorgen. Beim dritten Termin des Projektes impft der Koblenzer Hausarzt Max Scheuman. Vor allem für wohnungslose Menschen sei es wichtig, gegen Krankheiten geschützt zu sein. Deshalb seien Impfungen gegen Corona, Grippe und Lungenentzündung wichtig - aber auch gegen Tetanus: "Denn Wunden treten immer mal auf. Vor allem unter unhygienischen Bedingungen, wenn sie nicht vernünftig versorgt und gereinigt werden".
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Wohnungslose sollen wieder in Kontakt mit Gesundheitssystem kommen
Für Anna Lena Gerz ist ein weiterer Aspekt des Projekts, dass Menschen wieder mit dem Gesundheitssystem in Kontakt kommen: "Viele, mit denen wir ins Gespräch kommen, freuen sich, dass sich jemand um ihre Gesundheit kümmert. Und ich denke, dass die Gespräche und Termine auch dazu führen können, dass sich der ein oder andere doch wieder mehr mit dem Thema Gesundheitsfürsorge beschäftigt".
Vorerst letzter Impftermin Ende November
Anna Lena Gerz und Andreas Wilting sind mit dem Verlauf des Projekts zufrieden. Bei drei Terminen hätten sich etwa 30 Menschen impfen lassen. Das sei für sie ein guter Schnitt. Einen vierten und letzten Termin gibt es noch am 29. November in den Räumen der Caritas in der Koblenzer Neustadt. Dann läuft das Projekt aus. Die beiden Studierenden hoffen aber, dass sich Kommilitonen melden, die es weiter organisieren wollen.