Vor kurzem sind die ersten beiden Bewohner in die Unterkunft Plus gezogen. Insgesamt gibt es 17 Zimmer, auf verschiedene Etagen verteilt. Die Räume sind schlicht: Ein Bett, ein kleiner Tisch und zwei Stühle stehen in jedem Zimmer, die Wände sind in einem warmen Braunton gestrichen. Außerdem gibt es in jedem Zimmer ein eigenes Bad. In jedem Stockwerk finden sich auch Aufenthaltsräume und eine Küche. Viel sei im Moment aber noch nicht los, erzählt der Leiter der Unterkunft, Andreas Geiger.
In Konferenz wird entschieden, wer einziehen darf
Gesetzliche Betreuer, Kollegen aus der Wohnungslosenhilfe oder psychiatrische Einrichtungen melden Andreas Geiger und seinem Team Menschen, die für die Unterkunft infrage kommen könnten. Wer einziehen darf, das wird am Ende gemeinsam in einer Konferenz entschieden. Die besteht unter anderem aus Mitarbeitern der Mainzer Stadtverwaltung, Experten der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin, der Mission Leben und des sozialpsychiatrischen Dienstes.
Vertrauen zu Betroffenen aufzubauen braucht Zeit
Der Bedarf nach solchen speziellen Unterkünften für wohnungslose Menschen sei groß, erzählt Andreas Geiger. Gleichzeitig seien die Betroffenen oft aber auch misstrauisch. "Der Aufbau von Vertrauen ist schwierig. Bei einigen ist die Angst da, zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen zu werden", sagt Andreas Geiger. Zum anderen bezeichneten sich die Betroffenen selbst oft gar nicht als psychisch krank und hilfsbedürftig. "Das ist eine unserer Aufgaben, mit den Menschen gemeinsam Wege zu finden, um überhaupt in das psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfesystem reinzukommen", so Geiger.
Die Mission Leben ist Träger der Unterkunft, die Stadt Mainz verwaltet das Gebäude. Tagsüber betreuen Pädagogen und Pädagoginnen die Bewohner und Bewohnerinnen. "Wir können uns hier besonders viel Zeit für die Menschen nehmen", sagt Andreas Geiger. Ein Pädagoge kümmert sich im Schnitt um drei Bewohner, das ist laut Geiger ein sehr guter Betreuungsschlüssel. Auch am Wochenende und an Feiertagen seien Betreuer da. "Wir wollen Kino oder mal gemeinsam Kochen anbieten. Die Leute sind in der Regel sehr scheu, wir wollen sie aus ihren Zimmern holen", erzählt Geiger.
Einrichtung sieht sich als "Brückenbauer"
Eine feste Begrenzung, wie lange die Leute bleiben dürfen, gibt es nicht. Aber die Unterkunft Plus sehe sich als Brückenbauer in andere Einrichtungen, erklärt Andreas Geiger. "Langfristig sollen die Leute nicht bei uns bleiben, sondern an andere Angebote vermittelt werden", sagt er. Man müsse jetzt aber erst einmal schauen, wie sich alles entwickle.