Die Beraterin soll für die Eventmanagerin Missy Motown gearbeitet haben, die in Krälingen im Kreis Ahrweiler ein Kulturcafé betreibt. Motown hatte direkt nach der Flutkatastrophe Hilfe organisiert. Später leitete und organisierte sie den sogenannten Helferstab, der unter anderem verschiedene Infopoints im ganzen Tal betreibt - beauftragt vom Land. An den Infopoints können Flutbetroffene wichtige Informationen erhalten.
Dafür hatte sie einen Vertrag mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), einer Behörde des Innenministeriums. Bei dem Vertrag ging es um die Besetzung der Info-Häuser im Ahrtal mit 15 Mitarbeitenden für 16 Monate. Nach einer Berechnung der Freien Wähler, sollen dafür rund 700.000 Euro vom Land an die Firma von Missy Motown geflossen sein.
Was sind die Vorwürfe?
Der erste Vorwurf: Die Landtagsfraktion der Freien Wähler hatte kritisiert, dass die Firma von Missy Motown beauftragt wurde, ohne ausreichend weitere Angebote einzuholen und zu vergleichen. Die ADD war jedoch nach eigenen Angaben dazu berechtigt, einen solchen Auftrag auch ohne einen Teilnahmewettbewerb zu erteilen. Kurz nach der Flut hätten vereinfachte Vergaberegeln gegolten.
Der zweite Vorwurf: Eine Beraterin von Missy Motown soll im Internet Hasskommentare gegen Fluthelfer verbreitet haben. Der Pulheimer Landwirt Markus Wipperfürth spricht in einem auf Facebook veröffentlichten Video gar von einer "Hasskampagne" gegen ihn, seine Familie und andere Ahrhelfer. Mit einer reichweiten-starken Facebook-Seite organisierte er unter anderem Baumaschinen und Material für den Wiederaufbau.
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Nun hat Wipperfürth Strafanzeige gegen die Motown-Beraterin Roswitha K. erstattet. Sie war die Betreiberin eines Blogs über den Wiederaufbau im Ahrtal. Wipperfürth wirft ihr Hass und Nachstellung vor. Bereits im vergangenen Jahr hatte sie sich nach Vorwürfen mit einem anderen Fluthelfer außergerichtlich darauf geeinigt, das Blog einzustellen.
Roswitha K. soll auch andere Fluthelfer im Internet beleidigt und ihnen gedroht haben. Vergangene Woche ist sie vom Amtsgericht Weilheim unter anderem wegen versuchter Nötigung und Beleidigung verurteilt worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
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Was wissen wir schon?
Der Helferstab bestätigt die Zusammenarbeit zwischen Missy Motown und Roswitha K. Demnach habe es zwischen März und Juni des vergangenen Jahres ein gemeinsames Projekt gegeben. Wie die Organisation mitteilte, sei es dabei aber nicht um die Arbeit des Helferstabes gegangen. Stattdessen sei eine Kommunikationsstrategie für Ukraine-Hilfen erstellt worden.
Dem SWR wurden nun Kontoauszüge zugespielt, die belegen sollen, dass Roswitha K. von der Firma von Missy Motown Geld erhalten hat. Dabei geht es um 3.235 Euro pro Monat. Nach Angaben des Helferstabes sind insgesamt vier Beraterhonorare an Roswitha K. gezahlt worden. Den Angaben zufolge wurde die Zusammenarbeit "aufgrund inhaltlicher Differenzen" beendet. Sie sei allerdings nie bei Motown angestellt gewesen.
Was wissen wir noch nicht?
Unklar ist, ob es eine gezielte Kampagne gegen einzelne Helferinnen und Helfer gegeben hat. Auch gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass Missy Motown oder der Helferstab an Hasskommentaren beteiligt waren.
Zwar ist bekannt, dass die Firma von Missy Motown Roswitha K. ein Beraterhonorar ausgezahlt haben soll. Allerdings ist nicht klar, ob dabei Geld geflossen ist, das die ADD für Flut-Hilfen bestimmt hatte. Der Helferstab gibt an, dass das Honorar für Roswitha K. aus dem Firmenvermögen der Firma von Missy Motown stammt.