Nach Hangrutsch

Trotz Gutachten: Gemeinde Bad Bertrich will Tankstelle erhalten

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Autor/in
Constantin Pläcking
SWR-Reporter Constantin Pläcking aus dem Studio Koblenz.

Der Gemeinderat in Bad Bertrich (Kreis Cochem-Zell) will die Tankstelle erhalten, die im November von einem Hangrutsch getroffen wurde. Ein Gutachten spricht allerdings von einer "massiven Gefährdungslage".

Der Gemeinderat in Bad Bertrich hat noch die Hoffnung, die Tankstelle an der L103 am Ortsausgang zu retten. Das Gelände rund um die Tankstelle musste nach einem Hangrutsch abgesperrt werden.

In einer Sondersitzung am Montagabend stimmten die Ratsmitglieder dagegen, die Tankstelle "dauerhaft" stillzulegen. Stattdessen soll der Betrieb lediglich für "die Dauer der Abbruchmaßnahmen" geschlossen bleiben. Danach wolle man noch einmal überprüfen, wie groß die Schäden durch den Abbruch tatsächlich seien und ob Geologen möglicherweise dann zu einem anderen Ergebnis kämen.

Zusätzlich zu den Mitgliedern des Gemeinderats kamen noch etwa 30 Zuhörer in die Sondersitzung zum Hangrutsch.
Zusätzlich zu den Mitgliedern des Gemeinderats kamen noch etwa 30 Zuhörer in die Sondersitzung zum Hangrutsch.

Das steht im Kontrast zum geologischen Gutachten, das im Auftrag der Verbandsgemeinde Ulmen erstellt wurde. Darin steht, dass auch in der Zukunft damit zu rechnen sei, dass "weitere Felsabstürze erfolgen werden". Daraus ergebe sich eine "massive Gefährdungslage für Menschen und Gebäude".

"Daraus ergibt sich eine massive Gefährdungslage für Menschen und auch Gebäude."

Tankstelle enorm wichtig für Bad Bertrich

Dass trotz der klaren Worte im Gutachten das Prinzip Hoffnung gewählt wurde, erklärt sich aus der Relevanz der Tankstelle für die Ortsgemeinde. Sie sei die einzige Tankstelle in einem Umkreis von zwölf Kilometern, sagen Bad Bertricher Bürger, die als Zuhörer bei der Sitzung waren. Sonntags würden dort Brötchen geholt, der Bäcker im Ort habe dann geschlossen.

Christian Arnold, Ortsbürgermeister von Bad Bertrich vor der gesperrten Tankstelle.
Christian Arnold, Ortsbürgermeister von Bad Bertrich vor der gesperrten Tankstelle.

Ortsbürgermeister Christian Arnold (parteilos) sagte: "Kurz vor Weihnachten darf man Wünsche haben." Er halte es aber für sehr unrealistisch, dass die Tankstelle bestehen bleiben könne.

"Kurz vor Weihnachten darf man Wünsche haben."

100 Tonnen Gestein bei Hangrutsch ins Tal gerauscht

Zum Hangrutsch war es am 28. November gekommen. Kurz nach 6 Uhr morgens lösten sich etwa 100 Tonnen Gestein von einem steilen Felshang hinter dem Haus und rutschten ab. Verletzt wurde dabei niemand. Das Gelände rund um die Tankstelle und das angrenzende Wohnhaus wurden anschließend weiträumig abgesperrt.

Gutachter hat Hang in Bad Bertrich untersucht

Nach Angaben Arnolds untersuchte in der vergangenen Woche ein Experte des Geologischen Landesamtes den Hang. Er sollte feststellen, ob weitere Felsbrocken herunterstürzen könnten. Denn in der Felswand sind seit dem Hangrutsch mehrere große Risse zu sehen.

"Das Ergebnis des Gutachtens ist noch schlimmer als erwartet."

Gutachten: Felswand nicht sicher

Seit Donnerstagvormittag liegt das Gutachten laut Arnold vor. Das Ergebnis der Untersuchung sei noch schlimmer als erwartet: Der Hang sei nicht sicher. Die Tankstelle und das Wohnhaus am Fuß der Felswand seien nicht mehr zu halten, sagte Arnold. Die Empfehlung lautet deshalb, die beiden Gebäude abzureißen.

Steinbrocken liegen nach Felsrutsch in Bad Betrich hinter Tankstelle an der L103
Die Wand nach dem Felssturz im November. Weitere lockere Steinbrocken drohten sich zu lösen. Mittlerweile wurden sie kontrolliert zum Absturz gebracht.

Wahrscheinlich im Januar 2023 soll dann nach Angaben des Ortsbürgermeisters eine Spezialfirma die unsicheren Felsstücke aus dem Berg brechen. Das passiere nicht mit Sprengstoff, sondern mit einem Luftkissen, das in die Zwischenräume gepresst werde. Zuvor müssten aber die Tanks der Tankstelle geleert und die Umgebung gesichert werden. Das könne aber nicht sofort passieren, denn der Tankwagen des Tankstellenbetreibers sei derzeit in der Werkstatt, so Ortsbürgermeister Arnold.

Landstraße 103 ist weiter befahrbar

Die Gemeinde habe den Mietern des betroffenen Wohnhauses bereits eine neue Wohnung zur Verfügung gestellt, teilte Arnold mit. Dort könnten die Frau und ihre drei Kinder vorerst bleiben. Die angrenzende Landstraße 103 zwischen Bad Bertrich und Kennfus wurde laut Arnold mit großen, mobilen Fangzäunen abgesichert und könne weiterhin normal befahren werden.