Der Gemeinderat in Bad Bertrich hat noch die Hoffnung, die Tankstelle an der L103 am Ortsausgang zu retten. Das Gelände rund um die Tankstelle musste nach einem Hangrutsch abgesperrt werden.
In einer Sondersitzung am Montagabend stimmten die Ratsmitglieder dagegen, die Tankstelle "dauerhaft" stillzulegen. Stattdessen soll der Betrieb lediglich für "die Dauer der Abbruchmaßnahmen" geschlossen bleiben. Danach wolle man noch einmal überprüfen, wie groß die Schäden durch den Abbruch tatsächlich seien und ob Geologen möglicherweise dann zu einem anderen Ergebnis kämen.
Das steht im Kontrast zum geologischen Gutachten, das im Auftrag der Verbandsgemeinde Ulmen erstellt wurde. Darin steht, dass auch in der Zukunft damit zu rechnen sei, dass "weitere Felsabstürze erfolgen werden". Daraus ergebe sich eine "massive Gefährdungslage für Menschen und Gebäude".
Tankstelle enorm wichtig für Bad Bertrich
Dass trotz der klaren Worte im Gutachten das Prinzip Hoffnung gewählt wurde, erklärt sich aus der Relevanz der Tankstelle für die Ortsgemeinde. Sie sei die einzige Tankstelle in einem Umkreis von zwölf Kilometern, sagen Bad Bertricher Bürger, die als Zuhörer bei der Sitzung waren. Sonntags würden dort Brötchen geholt, der Bäcker im Ort habe dann geschlossen.
Ortsbürgermeister Christian Arnold (parteilos) sagte: "Kurz vor Weihnachten darf man Wünsche haben." Er halte es aber für sehr unrealistisch, dass die Tankstelle bestehen bleiben könne.
100 Tonnen Gestein bei Hangrutsch ins Tal gerauscht
Zum Hangrutsch war es am 28. November gekommen. Kurz nach 6 Uhr morgens lösten sich etwa 100 Tonnen Gestein von einem steilen Felshang hinter dem Haus und rutschten ab. Verletzt wurde dabei niemand. Das Gelände rund um die Tankstelle und das angrenzende Wohnhaus wurden anschließend weiträumig abgesperrt.
Gutachter hat Hang in Bad Bertrich untersucht
Nach Angaben Arnolds untersuchte in der vergangenen Woche ein Experte des Geologischen Landesamtes den Hang. Er sollte feststellen, ob weitere Felsbrocken herunterstürzen könnten. Denn in der Felswand sind seit dem Hangrutsch mehrere große Risse zu sehen.
Gutachten: Felswand nicht sicher
Seit Donnerstagvormittag liegt das Gutachten laut Arnold vor. Das Ergebnis der Untersuchung sei noch schlimmer als erwartet: Der Hang sei nicht sicher. Die Tankstelle und das Wohnhaus am Fuß der Felswand seien nicht mehr zu halten, sagte Arnold. Die Empfehlung lautet deshalb, die beiden Gebäude abzureißen.
Wahrscheinlich im Januar 2023 soll dann nach Angaben des Ortsbürgermeisters eine Spezialfirma die unsicheren Felsstücke aus dem Berg brechen. Das passiere nicht mit Sprengstoff, sondern mit einem Luftkissen, das in die Zwischenräume gepresst werde. Zuvor müssten aber die Tanks der Tankstelle geleert und die Umgebung gesichert werden. Das könne aber nicht sofort passieren, denn der Tankwagen des Tankstellenbetreibers sei derzeit in der Werkstatt, so Ortsbürgermeister Arnold.
Landstraße 103 ist weiter befahrbar
Die Gemeinde habe den Mietern des betroffenen Wohnhauses bereits eine neue Wohnung zur Verfügung gestellt, teilte Arnold mit. Dort könnten die Frau und ihre drei Kinder vorerst bleiben. Die angrenzende Landstraße 103 zwischen Bad Bertrich und Kennfus wurde laut Arnold mit großen, mobilen Fangzäunen abgesichert und könne weiterhin normal befahren werden.