Viele Anfragen von Tierbesitzern

Gnadenbrothof für Tiere in Ersfeld braucht Spenden und Helfer

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So viele Anfrage von Menschen, die ihre Tiere loswerden wollen, hatte der Gnadenbrothof Ersfeld noch nie. Gleichzeitig braucht der Hof im Westerwald dringend mehr Spenden und Helfer. Ein Dilemma.

Andrea Mais lebt zusammen mit etwa 50 Tieren auf ihrem Gnadenbrothof in Ersfeld im Westerwald. Es ist vieles dabei: das gerettete Huhn Goldi, die Hunde Sam und Lilly und die Hängebauchschweine Samira und Leonardo. Beim Gnadenbrothof Ziegenhain e.V. finden Tiere ein Zuhause, die woanders schlecht behandelt oder schlicht nicht mehr gewollt sind.

Gnadenbrothof kann keine Tiere mehr aufnehmen

2009 hat sich Andrea Mais den Hof mit etwa zehn Hektar Land im Kreis Altenkirchen von einer Erbschaft gekauft, seitdem war das Projekt immer gut ausgelastet. Doch in den vergangenen Wochen sei der Andrang enorm, sagt die Tierschützerin: "Wir haben momentan unfassbar viele Anfragen von Menschen, die ihre Tiere loswerden wollen: Pferde, Schafe, Hunde, alles mögliche. Wir haben zwar viel Platz, aber wir können nur so viele aufnehmen, wie sie auch versorgen können. Es muss ja perfekt sein."

Auch in Tierheimen in Rheinland-Pfalz gibt es viele Anfragen und lange Wartelisten: Ein Grund ist nach Angaben der Tierheimleiter vermutlich, dass sich Menschen während Corona Tiere angeschafft haben und jetzt beispielsweise feststellen, dass sie dadurch in ihrer Freiheit eingeschränkt sind.

Spendenbereitschaft der Menschen geht zurück

Auf dem Gnadenbrothof gibt es gerade einen Aufnahmestopp für neue Tiere. Denn es fehlt Geld. Es kommen deutlich weniger Spenden an als sonst. Normalerweise habe der Tierschutzverein immer zwischen 20.000 Euro und 40.000 Euro auf dem Konto, zurzeit sei es deutlich weniger, sagt die 58-Jährige: "Vor einigen Tagen habe ich die Ehrenamtlerin gebeten, die die Buchführung macht, mir den Kontostand zu sagen. Dann waren es 500 Euro. Und das ist für so ein Projekt mit so vielen aufwendigen Tieren völlig absurd."

Daraufhin habe der Verein im Internet mit einer Aktion rund 6.000 Euro gesammelt - innerhalb von drei Tagen. "Also, es gibt immer noch Menschen, die spendenbereit sind. Aber dieses Automatische, dass es von alleine passiert, das ist einfach auf einmal abgesagt", sagt Mais.

Weil Pute Trudy an der Brust keine Federn mehr hat, halten sie die Tierschützerinnen vom Gnadenbrothof Ziegenhain mit einem Anorak warm.
Weil Pute Trudy an der Brust keine Federn mehr hat, halten sie die Tierschützerinnen vom Gnadenbrothof Ziegenhain mit einem Anorak warm.

Gnadenbrothof sucht ehrenamtliche Helfer und Bufdis

Ein noch größeres Problem als das Geld, sind freiwillige Helfer. Auf sie ist der Gnadenbrothof angewiesen. Und eigentlich seien in den vergangenen Jahren auch immer genug helfende Hände da gewesen, sagt Andrea Mais: "Viele kamen aus den umliegenden Städten wie Bonn, Siegburg oder auch Köln und Koblenz. Und wir hatten auch immer viele junge Helfer, die zum Beispiel Work and Travel machen."

Doch seit diesem Sommer fehlen ehrenamtliche Mitarbeiter. Auch drei Stellen für Menschen im Bundesfreiwilligendienst sind nicht mehr besetzt. Anja Hedden ist eine der wenigen Ehrenamtlichen, die den Hof noch immer regelmäßig unterstützen.

Gründe für mangelnde Unterstützung unklar

Warum die Hilfe so nachgelassen hat, kann sich die Tierschützerin aus Remagen auch nicht richtig erklären: "Es ist defintiv rückläufig. Und wir machen ja auch überall Aufrufe, wo es nur geht. Aber es ist einfach eine schwierige Zeit. Die Menschen haben vielleicht Angst und viele müssen auch gucken, dass sie über die Runden kommen. Da fällt das Ehrenamt dann vielleicht irgendwie hinten runter."

Die Tierschützerinnen hoffen jetzt, dass sich wieder mehr Helfer melden und auch mehr Spenden zusammenkommen. Denn nur so können sie mit ihrem Verein auch weiterhin vernachlässigten Tieren ein geborgenes Zuhause bieten.

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Autor/in
SWR