Jeden Dienstag kommen Frauen im Schwimmbad der Förderschule auf dem Asterstein zusammen. Sie sprechen arabisch, persisch und deutsch. Und manchmal auch alles gleichzeitig. Hier lernen Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte das Schwimmen. Die beiden Trainerinnen Myla Blumenkamp und Hannah Dröge de Carrizo helfen ungefähr zehn Frauen, sich im Wasser sicher zu bewegen. Immer dabei ist Asisstentin Asiyeh Hosseini.
Assistentin beim Schwimmkurs für Frauen
2015 kam die junge Mutter mit ihrer Familie aus Afghanistan nach Koblenz. Ihre Söhne haben bereits in Koblenz schwimmen gelernt, erzählt Hosseini mit strahlenden Augen. Das wollte sie irgendwann auch.
Vor knapp zwei Jahren hat Hosseini, als der Kurs zum ersten Mal stattfand, daran teilgenommen. Danach ist sie einfach geblieben. Inzwischen ist sie Assistentin und hilft den beiden Trainerinnen beim Übersetzen, beim Erklären der Übungen und vielen anderen Dingen. "Ich gebe das weiter, was ich selbst gelernt habe", sagt sie. Das gefalle ihr sehr.
Schwimmkurs in Koblenz als Ort der Vernetzung
Im Frauenschwimmkurs hat Hosseini nicht nur mehr Selbstvertrauen aufgebaut, sondern auch neue Freundschaften geknüpft: "Durch den Schwimmkurs habe ich jetzt viele Freundinnen. Aus meinem eigenen Land und auch aus anderen Ländern".
Viele der Frauen kennen sich bereits von anderen Projekten, sagt Trainerin Hannah Dröge de Carrizo vom Koblenzer Verein "La Ola Sportclub". Trotzdem ergeben sich auch viele neue Freundschaften in dem Kurs.
"Für die Frauen ist das hier ein Ort, an dem sie sich verschwestern können. Hier können sie Sicherheit für sich gewinnen und Selbstbewusstsein aufbauen", sagt die Schwimmlehrerin. Gleichzeitig trage der Kurs zur Integration bei. Denn die Frauen lernen auch Menschen aus Koblenz kennen.
Schwimmkurs wird von DOSB unterstützt
Der Schwimmkurs für Frauen mit Migrationsgeschichte wird durch ein Projekt des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) unterstützt. Im Kurs gehe es nicht nur um die motorischen Fähigkeiten, sagt Dröge de Carrizo, sondern vor allem darum, "allen, die es sich wünschen, die Angst vor dem Wasser zu nehmen".
Frauen haben sich eigenen Schwimmkurs gewünscht
Die Idee für den Frauenschwimmkurs entstand, als Mütter mit Migrationsgeschichte ihren Kindern beim Schwimmtraining zuschauten. Irgendwann fragten die Frauen: Können wir auch? Kurz darauf konnten Myla Blumenkamp vom Bundesprogramm "Integration durch Sport" und Hannah Dröge de Carrizo den ersten Kurs anbieten. Seitdem haben sie fast 50 Frauen das Schwimmen beigebracht.
Weil die Nachfrage nach den Schwimmkursen auch nach Jahren nicht weniger wird, suchen die ehrenamtlichen Organisatorinnen nach weiterer Unterstützung. Dafür müssten interessierte Frauen nicht unbedingt Schwimmtrainerinnen sein, sagt Dröge de Carrizo: "Das Wichtigste ist, dass sie keine Angst im Wasser haben."
Das Schwimmen lernen und in der Gesellschaft ankommen
Wer Schwimmen kann, hat eher einen Zugang zur Gesellschaft. Da sind sich die Organisatorinnen der Schwimmkurse sicher. "Nur wenn die Eltern schwimmen können, gehen sie im Sommer auch ins Freibad", sagt Dröge de Carrizo.
Und im normalen Leben anzukommen, sei gerade für Frauen mit Migrationsgeschichte und ihre Familien besonders wichtig: "Schwimmen ist zwar nicht alles, was du brauchst, um ein Teil der Gesellschaft zu sein. Aber es ist sehr wichtig dafür."
Neuer Schwimmkurs für Männer in Koblenz geplant
Asiyeh Hosseini ist glücklich und stolz darauf, dass sie inzwischen schwimmen kann. "Dadurch fühle mich stärker und bin freier", sagt sie. Wenn sie mit ihrer Familie in den Urlaub fährt oder ins Freibad geht, kann sie ins Wasser gehen und will dann eigentlich gar nicht mehr raus.
Die Schwimmtrainerinnen möchten ihr Angebot in Zukunft erweitern, mit einem Schwimmkurs für Männer mit Migrationsgeschichte. Der sei schon konkret in Planung. Denn auch darauf würden die Trainerinnen immer wieder angesprochen werden.