Flutkatastrophe im Ahrtal

Früherer Atomschutzbunker blieb vom Hochwasser verschont

Stand

Im flutgeschädigten Ahrtal verbirgt sich auch der einstige Atomschutzbunker der Bundesregierung. Wie hat sich hier die Katastrophe ausgewirkt? Mit welchen Wasserproblemen haben einst die Erbauer gekämpft?

Die Flutkatastrophe Mitte Juli im Ahrtal hat tausende Häuser unter Wasser gesetzt - nicht aber den ehemaligen Regierungsbunker in dem Flusstal. "Viele Leute denken jetzt, dass auch der Regierungsbunker vom Hochwasser im Juli betroffen wäre", sagt der Experte Jörg Diester, Autor mehrerer Bücher über eines der bizarrsten und teuersten Bauwerke Westdeutschlands. "Aber das ist er nicht. Der Bunker liegt 43 Meter über der Ahr."

Nach dem Mauerfall war er aus Umweltschutzgründen entkernt worden. Nur 200 Meter Tunnel sind bei Bad Neuenahr-Ahrweiler als Museum erhalten. Dieses ist wegen der Zerstörungen im Ahr-Katastrophengebiet vorerst geschlossen.

Die Luftaufnahme mit einer Drohne zeigt den westlichen Ausgang des ehemaligen Regierungsbunkers im Ahrtal. Vor exakt 60 Jahren gab das Bundesinnenministerium den Startschuss für eines der geheimsten Bauwerke Westdeutschlands.
Die Luftaufnahme mit einer Drohne zeigt den westlichen Ausgang des ehemaligen Regierungsbunkers im Ahrtal im Jahr 2019.

Mit Kunstharz isoliert

Beim Bunkerbau in den sechziger Jahren hätten die Planer den Einfluss des Wassers gründlich geprüft. "Anstehender Wasserdruck auf ein unterirdisches Bauwerk macht im Alltag Probleme und findet über Jahre oder Jahrzehnte seinen Weg ins Bauwerk", erklärt Diester. Das Gestein an der Ahr sei stark wasserführend. Daher seien der zum Bunker ausgebaute frühere Eisenbahntunnel und Nebengänge erst mit Kunstharz isoliert und dann mit 60 Zentimeter dickem Beton ausgekleidet worden.

Reihenweise Wasserprobleme im Bunker

"Wasserprobleme gab es dennoch reihenweise, denn an vielen Stellen war die Isolierung undicht und Wasser drang zum Teil als fingerdicker Strahl ein", so Diester. Bei einem Atomkrieg hätte sich anstehender Wasserdruck verheerend ausgewirkt, weil die Druckwellen vom Wasser eins zu eins weiter transportiert worden wären. Andererseits sei für den Bunker die nahe Ahr für die Beseitigung von Abwässern und eine Notwassergewinnung wichtig gewesen. Die Abwasserleitungen hatten laut Diester Sicherheitsverschlüsse gegen Druckwellen. Bei den Bunkerbrunnen "spielte die Ahr für den Grundwasserspiegel eine positive Rolle: Wasser war ab 43 Meter Brunnentiefe in Hülle und Fülle vorhanden."

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SWR