Diversity Day 2024

Gelebte Inklusion: So arbeitet ein blinder Café-Mitarbeiter in Kettig

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Autor/in
Andrea Kaltheier

Kevin Ihle aus Neuwied ist von Geburt an blind. Das hält ihn aber nicht davon ab, in einem Café in Kettig zu arbeiten. Mit viel Fleiß hat er gelernt, sich in der Küche zurecht zu finden.

Das Café Tante Miesche in Kettig (Kreis Mayen-Koblenz) ist ein kleines, gemütliches und geschmackvoll eingerichtetes Café gleich an der Hauptstraße im Ort. Es duftet nach frischgebackenen Kuchen, eine Damenrunde trifft sich zum Frühstücken und Plaudern. Die Küche, da wo Kevin Ihle das Serviceteam unterstützt, ist ebenfalls ziemlich klein, eng und auch ein bisschen verwinkelt.

Ich habe mir zunächst mit einem Mobilitätstraining alle Wege eingeprägt, denn in der engen Küche kann ich meinen Blindenstock nicht benutzen.

Es gibt einige Treppen und Stufen. "Das ist hier nicht gerade barrierefrei, aber ich komme trotzdem gut zurecht", sagt Kevin Ihle und lacht. Die Spülmaschine ausräumen, die Eier für das Rührei schlagen oder Kuchenteig in Formen füllen. Dafür ist der blinde Mitarbeiter zuständig.

Mobilitätstraining half beim Einprägen von Wegen im Café

Der 33-Jährige hat Anfang 2023 angefangen, in dem Café zu arbeiten - drei Mal in der Woche, etwa vier Stunden täglich. Bevor es losgehen konnte, hat er ein so genanntes Mobiltätstraining absolviert: Zusammen mit einem Betreuer ist er die Räume im Café und vor allem in der Küche abgegangen.

So lange bis er wusste, wo Schränke hängen oder die Spüle steht, wo es um Ecken geht. "Mobiltätstraining bedeutet, dass man Wege in und auswendig lernt, Stück für Stück. Draußen benutze ich natürlich meinen langen Blindenstock, aber hier im Café ist es zu eng dafür", sagt Ihle.

Küche im Café Tante Miesche in Kettig
Klein und verwinkelt: Trotzdem findet sich Kevin Ihle an seinem Arbeitsplatz gut zurecht.

Aufkleber in Blindenschrift an den Schranktüren

Damit er weiß, was wo in den Schränken zu finden ist, gibt es für ihn auf den Schranktüren kleine Aufkleber in Blindenschrift. Doch die braucht er mittlerweile gar nicht mehr. Er hat sich eingeprägt, in welchen Schränken etwa Biergläser stehen.

Dennoch muss der 33-Jährige natürlich immer vorsichtig sein beim Arbeiten und wenn er sich in der Küche bewegt. "Dazu gehe ich in eine Schutzhaltung, dass ich nirgenwo dagegen laufe. Das heißt, ich nehme die Hände nach vorne vor den Bauch."

Ein Aufkleber in Blindenschrift an einem Küchenschrank in einer Café-Küche
An den Schränken in der Küche im Café gibt es Schilder in Blindenschrift - mittlerweile braucht Kevin Ihle sie aber nicht mehr.

Außerdem schaut das Café-Team auf seinen blinden Kollegen, denn es ist ein Inklusionscafé. 2022 haben es die Förder- und Wohnstätten gGmbH (FWS) gepachtet. In Kettig betreibt die FWS noch eine Wohneinrichtung, eine Werkstatt, einen Werkstattladen und ein Therapie- und Fachzentrum für beeinträchigte Menschen. Das Café Tante Miesche ist als Begegnungsort konzipiert, für Menschen aller
Generationen und aus aller Herren Länder - mit und ohne Behinderung.

Von Kollegen und Gästen geschätzt

Kevin Ihle sei eine große Hilfe und eine Bereicherung für das Café, da sind sich nicht nur die Gäste einig. Auch Florian Hemp, der den Betrieb organisiert, lobt ihn: "Kevin ist wirklich eine Erleichterung, es macht super viel Spaß mit ihm. Er hat immer nette Sprüche drauf, ich könnte es mir nicht besser vorstellen mit ihm".

Ich liebe es mit Kevin zu arbeiten, er hilft mir ganz viel.

Auch Mitarbeiterin Serpil Eskin kann den blinden Kollegen nur loben: "Ich liebe es, mit Kevin zu arbeiten. Er hilft mir ganz viel und weiß auch teilweise was zu tun ist, etwa wenn er den Teig für Kuchen in die Formen füllt, er weiß auch wann er stoppen soll."

Künftig soll Kevin Ihle noch eine weitere Aufgabe bekommen, die er gerade erlernt. Dann wird er auch die große Kaffeemaschine bedienen - mit Unterstützung seines Teams.

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