Thomas Köhrer staunte nicht schlecht, als er vor einigen Wochen von seinem Hochsitz schaute: In etwa 40 Metern Entfernung lief ein Reh vorbei, gejagt von einem anderen Tier. "Ich dachte im ersten Moment, das ist ein Hund. Dann erkannte ich den Luchs", berichtet der Kreisjagdmeister des Rhein-Hunsrück-Kreises. Es war seine bisher erste und einzige Luchssichtung.
Mehrere Minuten konnte Köhrer den Luchs auf einer kleinen Lichtung beobachten. Ein toller Anblick, wie er sagt. Und definitiv keine alltägliche Beobachtung. Denn einen Luchs in freier Wildbahn zu sehen, ist sowas wie ein Sechser im Lotto. Nur etwa 130 Luchse leben laut Bundesamt für Naturschutz in ganz Deutschland. Etwa 20 davon leben nach Auskunft des Koordinationszentrums Luchs und Wolf (KLUWO) in Rheinland-Pfalz, vor allem im Pfälzerwald.
Jetzt auch Luchse dauerhaft im Hunsrück?
In den letzten drei Jahren hat es nach Auskunft des KLUWO immer mal wieder Luchsnachweise im Hunsrück gegeben. Meist seien die Raubkatzen auf Wildkameras zu sehen gewesen. "Wir konnten die Tiere auf den Bildern bisher aber leider nicht eindeutig identifizieren. Daher wissen wir nicht, ob es immer derselbe Luchs war", erklärt Julian Sandrini vom KLUWO. Denn genetische Nachweise würden noch fehlen.
Daher könnte es auch sein, dass es jeweils verschiedene Raubkatzen waren, die lediglich durch den Hunsrück durchgewandert sind. Grundsätzlich sei der Hunsrück als Lebensraum aber für Luchse gut geeignet, so Sandrini. Es gebe genug Wald, Rückzugsmöglichkeiten und Beutetiere. Luchse jagen vor allem Rehe.
Woher stammen die Luchse aus dem Hunsrück?
Da genetische Nachweise bisher fehlen, kann das KLUWO nicht eindeutig sagen, woher die Luchse im Hunsrück stammen. "Auf den Fotos erkennen wir aber eine gewisse Fellzeichnung, die darauf hindeutet, dass die Luchse aus dem Pfälzerwald stammen könnten", erklärt Julian Sandrini. Ähnlich gemusterte Luchse kämen aber auch im Harz vor.
Was bedeutet der Luchs fürs Wild und die Jagd im Hunsrück?
Kreisjagdmeister Thomas Köhrer freut sich über den möglichen neuen Bewohner im Hunsrück. Er sieht im Luchs eine Bereicherung für die heimische Natur. "Es kann aber gut sein, dass die Rehe durch die Anwesenheit des Luchses scheuer werden", erklärt Köhrer. Denn ein Luchs fresse pro Woche etwa ein Reh.
"Es kann natürlich sein, dass nicht alle Jäger hier glücklich über die Rückkehr des Luchses sind", vermutet Köhrer. Denn Luchse würden eben auch Unruhe in die Jagdreviere bringen. Der Luchs darf hingegen nicht bejagt werden, er steht unter Naturschutz. Gefährlich für Menschen sind die Raubkatzen nicht. "Luchse sind sehr scheu und harmlos", weiß Thomas Köhrer.