Eine große Lagerhalle, irgendwo in Meckenheim bei Bonn: Dort wo normalerweise Lastwagen beladen werden, verrät ein kleines Schild, dass hier das Weingut Kreuzberg aus Dernau an der Ahr Unterschlupf gefunden hat.
Nüchtern, kalt und riesig groß wirkt die Halle mit den Fässern und den Stahltanks. Und doch ist sie die Rettung für die Winzerfamilie, wie Tochter Lisa Kreuzberg sagt. Die 16-Jährige sagt, die Familie sei dankbar für die Möglichkeit, das Weingut weiterzuführen.
Zwei Monate ist es her, dass die Wassermassen des Ahr-Hochwassers das Weingut der Familie Kreuzberg in Dernau zerstörten, und damit nicht nur ihr Zuhause, sondern auch die Maschinen und das Lager.
Winzerbetrieb aus Dernau von Flut zerstört
Um den Betrieb am Laufen halten zu können, wurden etwa die Fässer und Tanks ersetzt und stehen jetzt in Meckenheim. Von dort pendelt Winzer Ludwig Kreuzberg immer wieder 15 Kilometer weit ins Ahrtal, zusammen mit seiner älteren Tochter Lea, die Weinbau studiert. Die beiden bereiten die Weinlese vor, die jetzt mit den frühen Sorten wie dem Frühburgunder beginnt.
Winzer Ludwig Kreuzberg bekommt nach eigenen Angaben viel Unterstützung aus ganz Deutschland, etwa Material von anderen Winzern und Firmen - teilweise gekauft, teilweise geliehen, teilweise geschenkt, wie er sagt. Nur mit dieser Hilfe sei es überhaupt möglich, die Trauben im Herbst zu lesen und später in der Lagerhalle in Meckenheim zu verarbeiten. Dort in der Nähe wohnt die Familie momentan auch vorübergehend.
Lea Kreuzberg sieht auch eine Chance im Wiederaufbau
Die ältere Tochter Lea soll den Betrieb in Dernau mal übernehmen. Sie sieht die Katastrophe auch als Chance für sich. "Wenn ich später wirklich mitarbeiten soll, ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt, meine eigenen Ansichten einzubringen."
Das klingt hoffnungsvoll. Auch Tochter Lisa geht davon aus, bald wieder im Ahrtal zu leben. Ihre Familie arbeite schon jetzt an ihrer Rückkehr, sagt sie.
Winzer an der Ahr hoffen auf guten Jahrgang
Nach Angaben des Präsidenten des Weinbauverbandes im Kreis Ahrweiler, Hubert Pauly, erwarten die Winzer an der Ahr trotz aller Schwierigkeiten durch die Flut einen guten Jahrgang. Nach seinen Angaben sind rund zehn Prozent der Rebflächen durch das Hochwasser zerstört worden. Die betroffenen Winzer an der Ahr erhielten Hilfe aus ganz Deutschland, aber auch aus Luxemburg und Frankreich.
Zudem würden viele der Helfer, die mit dem Helfershuttle ins Ahrtal kommen, jetzt auch bei der Weinlese helfen. Besonders wichtig sei es, dass die Weinbaubetriebe genug sauberes Wasser bekommen, sagt Pauly. Viele seien zudem auch während der Lese noch mit weiteren Aufräumarbeiten beschäftigt.