Im Januar wurde in der Ahr ein toter Lachs entdeckt. Eine Spaziergängerin hatte den Fisch in Schuld in der Eifel gefunden. Das sei ein gutes Zeichen, sagt Jörg Schneider vom Büro für fisch- und gewässerökologische Studien in Frankfurt. Direkt nach der Flut seien viele der Fische durch Heizöl und andere Schadstoffe im Wasser getötet worden. Später hätten dann Baumaschinen bei der Sanierung des Flussbettes die "Fische plattgefahren" oder das Wasser über den Lachseiern verschlammt und ihnen so den nötigen Sauerstoff entzogen.
Junglachse sollen sich Ahr einprägen und dann abwandern
Die jetzt ausgewilderten Jungtiere waren den Winter über in einer Zuchtanlage. Sie sind etwa ein Jahr alt und stehen kurz vor dem Entwicklungsstadium, in dem sie ihre Wanderung in Richtung Nordsee und danach in den Atlantik antreten. "Wenn die Temperatur in den Gewässern dauerhaft über acht bis zehn Grad steigt, beginnt die Abwanderung", so Roland Mauden, Leiter der Fischereibehörde bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord.
Das wird etwa Mitte April soweit sein. Vorher haben sie aber noch genug Zeit, um sich die Eigenschaften der Ahr gut einzuprägen, die bei Sinzig in den Rhein mündet. Am Samstag sollen noch insgesamt etwa 7.000 weitere Jungfische bei einer Auswilderung in Dernau und Schuld folgen. Bereits im Februar 2022 waren 18.000 junge Lachse in den Fluss gesetzt worden.
Laichplätze vor allem an der oberen Ahr
Nach ein, zwei oder drei Wintern wird die Rückkehr der Lachse in die Ahr zum Laichen erwartet. Das dürften jedoch nur wenige schaffen. Mauden und sein Team schätzen, dass nur etwa vier bis fünf Paare in die Ahr zurückkehren. "Sicher sagen können wir das aber nicht", so Mauden.
Die Gründe für die geringe Zahl an Rückkehrern sind vielfältig: mehr Krankheiten und Parasiten im Atlantik, häufigeres Niedrigwasser des Rheins mit weniger Platz für Fische, mehr Fressfeinde wie Kormorane und Welse und mehr Fischwilderei.
Ahr ist wichtiger Fluss für Lachse
Die Ahr ist aber für die Lachse ein bedeutender Fluss. Er ist bis weit in die Eifel hinauf durchlässig für Lachse. Und auch im Rhein selbst gibt es zwischen Ahrmündung und Atlantik keine Staustufen mit Schleusen, die ihnen gefährlich werden könnten.
Das Land Rheinland-Pfalz wildert in regelmäßigen Abständen junge Lachse aus, um den Bestand so nach und nach wieder zu erhöhen. Rund 200.000 Euro fließen den Angaben zufolge pro Jahr in die Wiederansiedlung des Atlantischen Lachses. Das habe sich ausgezahlt, heißt es von der SGD Nord: Man stelle fest, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der Lachse, die an ihren Geburtsort in den Flüssen im zurückkehren, gestiegen sei.