Der Studie zufolge fehlen 27.400 Plätze. Die bräuchte es, um den Bedarf der Eltern zu decken, heißt es in dem "Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme" der Stiftung. "Rheinland-Pfalz kann den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz nach wie vor nicht bedarfsgerecht erfüllen", befindet die Studie.
Demnach liegt der Anteil der unter dreijährigen Kinder in der Kindertagesbetreuung in Rheinland-Pfalz mit 31 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt von 36 Prozent. Dabei wünschten sich 49 Prozent der Eltern eine Betreuung für ihr Kind in dieser Altersgruppe. Bei der Studie im vergangenen Jahr hatten 26 Prozent der unter Dreijährigen einen Platz und der Bedarf war mit 46 Prozent angegeben worden.
Bei den Kindern ab drei Jahren entspreche eine Betreuungsquote von 92 Prozent in Rheinland-Pfalz dem Schnitt in ganz Deutschland, Bedarf hätten 97 Prozent der Eltern.
Überwiegend Kita-Gruppen mit nicht genügend Personal
Von den Kindern in rheinland-pfälzischen Kitas würden drei Viertel in Gruppen mit "nicht-kindgerechten Personalschlüsseln" betreut, so die Bertelsmann-Stiftung. Demnach ist in Rheinland-Pfalz in Krippengruppen eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft rechnerisch für 3,7 ganztagsbetreute Kinder zuständig. Das sei mehr als der Wert aller westdeutschen Bundesländer von 3,4. Die Stiftung empfiehlt ein Verhältnis von eins zu drei.
Ähnlich das Bild in Kindergartengruppen: Hier kommen auf eine Fachkraft in Rheinland-Pfalz rechnerisch 7,9 Kinder bei einem Wert von 7,7 in ganz Westdeutschland und einer Empfehlung der Stiftung von eins zu 7,5. Um die Situation zu verbessern, brauche es deutlich mehr Personal.
Die Stiftung verweist auf das eigene "Fachkräfte-Radar für Kita und Grundschule", wonach in Rheinland-Pfalz bis 2025 insgesamt 5.300 Fachkräfte fehlen. Auch bis 2030 werde es der Prognose zufolge weder gelingen, den Bedarf der Eltern zu erfüllen, noch die Personalschlüssel auf das West-Niveau zu bringen. Gleichzeitig sei davon auszugehen, dass noch mehr Eltern ihre Kinder betreuen lassen möchten.
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Bei Eltern-Demos ist von "Kitastrophe" die Rede. Tatsächlich wird in Krippen und Kindergärten in BW der Platz- und Personalmangel dramatischer. Experten machen einen brisanten Lösungsvorschlag.
Angesichts dessen müssten Fachkräfte von nicht-pädagogischen Aufgaben entlastet werden, empfiehlt die Stiftung. Auch die Gewinnung von Quereinsteigern sei wichtig. Denkbar sei zudem eine Anpassung der Öffnungszeiten von Kitas auf sechs Stunden täglich. So ließe sich nach Berechnungen der Stiftung der Bedarf der Eltern bis 2025 erfüllen und ein besserer Personalschlüssel erreichen. Ein solches Vorgehen könne aber nur in Abstimmung zwischen Eltern, Trägern und Kommunen beschlossen werden.
Hubig lehnt kürzere Öffnungszeiten ab
Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig lehnt eine Kürzung der Öffnungszeiten ab. "Kinder brauchen ihre Kitas und Eltern brauchen Kindertagesbetreuung", sagte sie nach einer Mitteilung. "Dort, wo längere Betreuungszeiten notwendig sind, wäre eine Kürzung aus unserer Sicht nicht mit dem bundesweiten Rechtsanspruch zu vereinen, sie reduziert pauschal die Bildungs- und Teilhabemöglichkeiten für Kinder und beschränkt massiv die Möglichkeiten der Eltern, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren."
Insgesamt zeige der Ländermonitor Licht und Schatten, sagte Hubig. Der Platzausbau sei vorangeschritten, der Personalschlüssel habe sich verbessert, die Ausgaben des Landes für frühkindliche Bildung lägen über dem Bundesdurchschnitt. Dennoch müssten sich alle Verantwortlichen noch stärker anstrengen.
Der Monitor zeige auch, dass die Betreuungsbedarfe der Eltern in Rheinland-Pfalz trotz des massiven Platzausbaus und der Anstrengungen der Träger und Kommunen noch nicht vollständig gedeckt werden könnten. Auch bleibe die Herausforderung, gut qualifizierte Fachkräfte in ausreichender Zahl zu gewinnen.
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