Umfrage des Fachkräfteverbandes

Kita-Fachkräfte in RLP: "Wir können Kindern keine gute Betreuung bieten"

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Dirk Rodenkirch
Dirk Rodenkirch

Kita-Fachkräfte in Rheinland-Pfalz können Kindern oft keine gute Betreuung bieten. Das ergab eine Umfrage des Kita-Fachkräfteverbandes, bei der mehr als 1.000 Erzieherinnen und Erzieher mitgemacht haben.

Von "alarmierenden Ergebnissen" der Studie spricht der Kita-Fachkräfteverband Rheinland-Pfalz. An der Online-Umfrage im Frühjahr nahmen 1.021 Erzieherinnen und Erzieher aus rheinland-pfälzischen Kitas teil. Dabei sollten sie 137 Fragen beantworten - unter anderem dazu, wie sich ihre Arbeitsbedingungen verändert haben, seit im Juli 2021 das Kita-Zukunftsgesetz in Kraft getreten ist.

Die Ergebnisse zeigten, dass es dringenden Handlungsbedarf gebe, so der Verband. Durch das Gesetz gebe es ernsthafte Verschlechterungen in den Kitas.

93 Prozent: Können nicht alle Kita-Kinder gut betreuen

Die Auswertung der Umfrageergebnisse zeigt, dass viele Erzieherinnen und Erzieher ihre Aufgaben nicht so erfüllen können, wie sie das selbst von sich erwarten. So gaben 93 Prozent der befragten Kita-Fachkräfte an, dass es aufgrund der Arbeitsbedingungen nicht möglich sei, allen Kindern von zwei bis sechs Jahren eine gute Erziehung und frühkindliche Bildung zu bieten.

Die Fürsorge- und Aufsichtspflicht gegenüber den Kindern können demnach 81 Prozent nicht gewährleisten. "Das Kindeswohl ist permanent gefährdet. Kinder, Eltern und Fachkräfte erleben schlechte Rahmenbedingungen", so Nadine Zimmer, die für den Verband die Umfrage durchführte.

Die Probleme waren schon vorher da, aber die sind jetzt massiver. Weil jetzt alle Kinder durchgehend in der Kita betreut werden.

Die meisten Erzieherinnen und Erzieher fühlen sich überfordert

Sehr viele der Befragten (79 Prozent) fühlen sich mit ihrer Arbeitssituation insgesamt überfordert. Durch die im Kita-Gesetz vorgesehene siebenstündige Betreuung der Kinder am Stück, sei die Arbeitsverdichtung noch größer geworden, so die Vorsitzende des Fachkräfteverbands, Claudia Theobald. "Die Probleme waren schon vorher da, aber die sind jetzt massiver. Weil jetzt alle Kinder durchgehend in der Kita betreut werden." Die Puffer, die es früher in Randzeiten gegeben habe, gebe es nun nicht mehr.

Dazu passt auch, dass die Leitungskräfte in den rheinland-pfälzischen Kitas zum überwiegenden Teil (81 Prozent) angeben, dass sie ihre Arbeit mit den vorgesehenen Leitungsdeputaten nicht bewältigen können. Dabei handelt es sich um die Zeit, die Erzieherinnen haben, um Leitungsaufgaben wahrzunehmen. Dazu gehört etwa die Anleitung von Auszubildenden.

Personalmangel in rheinland-pfälzischen Kitas weit verbreitet

Bei der Umfrage ging es auch um die räumliche Ausstattung der Kitas im Land, die Betreuungszeiten und Personalmangel. 88 Prozent der Teilnehmenden sind danach der Ansicht, dass die Räumlichkeiten ihrer Einrichtung für die Zahl der Kinder, die betreut werden müssen, nicht ausreichend sind.

Eine volle personelle Besetzung in den Kitas ist den Ergebnissen zufolge eine Seltenheit. Knapp Dreiviertel der Erzieherinnen und Erzieher gaben an, dass in ihrer Kita in den vergangenen sechs Monaten fast immer Personal gefehlt hat. Nur an ein bis zwei Tagen sei das Personal vollständig gewesen.

Laut jeder vierten befragten Fachkraft ist in ihrer Kita keine durchgehende Betreuung über sieben Stunden möglich. Der Rechtsanspruch auf sieben Stunden durchgehende Betreuung und Mittagessen gehören zu den Kernpunkten des Kita-Zukunftsgesetzes.

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"Arbeitsbedingungen durch Kita-Gesetz schlechter statt besser"

Der Kita Fachkräfteverband kommt durch die Umfrageergebnisse zu einem klaren Schluss: Bei den Arbeitsbedingungen sowie der Arbeits- und Stressbelastung gebe es seit der Einführung des Kita-Gesetzes 2021 "keinerlei Verbesserungen". "Im Gegenteil, es gehen zum Großteil mit der Umsetzung des Gesetzes ernsthafte Verschlechterungen und Belastungen einher." Derzeit führe das Gesetz zu weniger Qualität, weniger Kindeswohl und weniger Zeit für das einzelne Kind.

Der Verband fordert von der rheinland-pfälzischen Landesregierung, den Kommunen und Kitaträgern - aber auch von den Beschäftigten - Arbeitsbedingungen zu schaffen, die nicht zu ständiger Überlastung führten. Das Kindeswohl müsse unter allen Umständen gewährleistet werden. Zudem seien Kitaplätze und Öffnungszeiten an die vorhandene Personalsituation anzupassen, auch wenn dafür Öffnungszeiten gekürzt werden müssten oder Kinder nicht aufgenommen werden könnten.

Bildungsministerium will Kita-Gesetz 2028 evaluieren

Für die repräsentative Studie hat der Kita-Fachkräfteband erstmals landesweit rheinland-pfälzische Erzieherinnen und Erzieher zum Kita-Zukunftsgesetz befragt. Der Verband fordert, nun regelmäßig bis 2008 zu erheben, wie sich das Gesetz auf den Kita-Alltag und die Arbeitsbedingungen vor Ort auswirkt. Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium hat eine Evaluierung des Gesetzes erst für 2028 vorgesehen.

"Natürlich nehmen wir die Ergebnisse der Umfrage ernst, denn uns allen ist daran gelegen, dass wir eine gut funktionierende Kita-Landschaft haben", heißt es in einer Reaktion des Ministeriums auf die Umfrage des Fachkräfteverbands. Die Kitas stünden vor großen Herausforderungen, die in Zeiten des Fachkräftemangels schwierig zu lösen seien. Das sei nicht nur in Rheinland-Pfalz so.

Auch eine Umfrage der Gewerkschaft GEW in Rheinland-Pfalz hat zuletzt gezeigt, dass die dünne Personaldecke dazu führt, dass Öffnungszeiten in den Kitas eingeschränkt werden. Eine tägliche siebenstündige Betreuung am Stück bestünde oftmals nur auf dem Papier. Wie die GEW mitteilte, schließt sie sich daher der Kritik des Kita-Fachkräfteverbands an.

CDU: "Kita-Zukunftsgesetz ist gescheitert"

Aus Sicht der CDU-Landtagsfraktion sprechen die Ergebnisse der Umfrage des Kita-Fachkräfteverbandes eine deutliche Sprache. Die Erzieherinnen und Erzieher im Land litten unter dem, was die Landesregierung ihnen mit dem Kita-Gesetz aufbürde. Die Rahmenbedingungen, die das Land für die Einrichtungen vorgebe, passten nicht zum Kita-Alltag, so der kitapolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Thomas Barth. Sein Fazit: "Das Kita-Zukunftsgesetz der Landesregierung ist gescheitert!"

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