Die fertigen Pakete "fahren" in eine Lagerhalle.

Amazon dementiert Vorwürfe

Ver.di kritisiert Arbeitsbedingungen bei Amazon in Kaiserslautern

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Autor/in
Johannes Zinßmeister
Bild von Johannes Zinßmeister, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern

Die Arbeitsbedingungen im Logistikzentrum von Amazon in Kaiserslautern sind teilweise unmenschlich - davon ist die Gewerkschaft ver.di überzeugt. Heute hat sie das Lager in Kaiserslautern besucht, um die Mitarbeitenden zu unterstützen.

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Sobald die Pause der Mitarbeiter des Amazon-Logistikzentrums in Kaiserslautern vorbei ist, würden die Mitarbeiter zueinander sagen: "Jetzt gehen wir wieder ins Gefängnis", berichtet die Gewerkschaft ver.di. Immer wieder hätten Mitarbeiter der Gewerkschaft berichtet, wie schlecht die Arbeitsbedingungen in manchen Bereichen bei Amazon seien.

Arbeitsbedingungen bei Amazon laut ver.di unmenschlich

"Wie im Militär, von oben herab und arrogant" soll der Umgangston der Führungskräfte bei Amazon in Kaiserslautern sein. "Viele vom Führungspersonal unterdrücken und erniedrigen die Beschäftigten und respektieren sie nicht", sagt Gewerkschaftssprecher Veli Eroglu. "Die Beschäftigten sollen wie Roboter funktionieren, mit Computersoftware und Kameras kontrolliert und überwacht das Unternehmen jeden Schritt der Beschäftigten und übt psychischen Druck aus, wenn sie nicht schneller arbeiten können", so Eroglu. So dürfe die Arbeitswelt der Zukunft nicht aussehen.

So groß wie sechs Fußballfelder (45.000 Quadratmeter): das Amazon-Logistikzentrum befindet sich direkt neben Opel in Kaiserslautern. 18 Millionen Artikel sind dort laut Amazon aktuell gelagert.
So groß wie sechs Fußballfelder (45.000 Quadratmeter): das Amazon-Logistikzentrum befindet sich direkt neben Opel in Kaiserslautern. 18 Millionen Artikel sind dort laut Amazon aktuell gelagert.

"Viele Beschäftigte von Amazon in Kaiserslautern arbeiten schon am Limit"

Ein Beispiel für den psychischen Druck auf der Arbeit sei der permanente Leistungsdruck durch sogenannte Process Guides. Das sind Mitarbeiter, die sich darum kümmern sollen, dass andere Mitarbeiter - die Waren einlagern und kommissionieren - schnell genug arbeiten. Wer nicht schnell genug sei, würde von den Process Guides angewiesen, schneller zu arbeiten, heißt es von ver.di.

Um die Beschäftigten zu unterstützen, war die Gewerkschaft ver.di heute im Logistikzentrum von Amazon in Kaiserslautern. Mit der Kampagne "Wir sind keine Roboter" will die Gewerkschaft nach eigenen Angaben mit den Mitarbeitern ins Gespräch kommen und Fragen beantworten. Ziel der Aktion ist es, Druck auf Amazon auszuüben, sodass ein Umdenken beim Unternehmen stattfinde und der psychische Druck auf der Arbeit gestoppt werde.

Amazon weist Vorwürfe zurück

Auf SWR-Anfrage hat der Online-Versandhändler Amazon die Kritik der Gewerkschaft zurückgewiesen. "Wir kritisieren die getätigte Wortwahl, die jeglicher Grundlage entbehrt und nichts mit der Realität der Arbeitsbedingungen zu tun hat", sagte ein Sprecher von Amazon. "Als Unternehmen wollen wir, dass die Kolleginnen und Kollegen gerne bei uns arbeiten und setzen dementsprechend auf einen offenen Dialog mit unseren Beschäftigten. Darüber hinaus ist für uns die Zusammenarbeit mit dem im Juli gewählten Betriebsrat von großer Bedeutung".

90 Prozent der Mitarbeiter laut Amazon-Umfrage mit ihren Jobs zufrieden 

Die Türen seien für Besucher und Medien jederzeit geöffnet, so dass sich jeder selbst ein Bild über die guten Arbeitsbedingungen machen könne", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Weiter schreibt das Unternehmen: "Zudem unterstreichen wir, dass es bei Amazon keine individuelle Leistungsvorgaben gibt. Uns geht es darum, eingespielte Teams zu haben, die mit modernster Technik arbeiten." Eine anonyme Umfrage hat nach Angaben des Unternehmes ergaben, dass rund 90 Prozent der befragten Mitarbeitenden ihren Arbeitsplatz bei Amazon mit Bestnoten bewerten.

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