Nach vielen Bauverzögerungen bald wieder jüdisches Gotteshaus

Umbau der Synagoge in Kaiserslautern fast geschafft

Stand
Autor/in
Maren Kaps

Seit knapp fünf Jahren ist das Haus der jüdischen Gemeinde in Kaiserslautern geschlossen. Eine Belastung für die Glaubensgemeinschaft. Die Eröffnung ist nun für den Herbst geplant.

Der Umbau der Synagoge in Kaiserslautern schreitet voran.
Marina Nikiforova (Geschäftsführerin der Jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz) begutachtet die Baustelle. Der Chanukka-Leuchter und andere rituelle Elemente der Synagoge sind noch verpackt, damit der Umbau sie nicht beschädigt.

"Es ist immer etwas neues, dass den Abschluss der Bauarbeiten verzögert", sagt Marina Nikiforova. "Vor einem Monat war es ein Wasserschaden." Die Geschäftsführerin der Jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz steht auf der Baustelle in der Lautrer Innenstadt zwischen Bautrocknern und Baugerüsten. Seit knapp fünf Jahren kann die jüdischen Gemeinde ihr Gemeindehaus mit Betsaal nicht mehr nutzen. Ende Mai 2022 hätte der Umbau fertig sein sollen, doch noch immer ist Baustelle in der Basteigasse.

Synagoge Kaiserslautern wegen Brandschutzmängeln geschlossen

Die Stadt hat im November 2019 die Nutzung des Hauses untersagt, da es nicht den Brandschutzbestimmungen entsprochen hatte. Unter anderem waren nicht genügend Rettungswege vorhanden. Damit die Gemeinde das Haus wieder nutzen konnte, musste sie einen Umbau mit neuem Brandschutz- und Sicherheitskonzept vornehmen. Ende 2020 startete die Sanierung des Gebäudes.

Der Umbau der Synagoge in Kaiserslautern schreitet voran.
Das jüdische Gemeindehaus in der Basteigasse in Kaiserslautern hat nun zwei Ausgänge, damit Fluchtwege für Notfälle existieren.

Doch weil das Gemeindehaus in der Basteigasse alt ist, habe sich jetzt im Umbau immer mehr gezeigt, was erneuert werden muss, sagt Reinhold Reinhardt. "Der Bau hat sich wie eine Spirale immer weiter gedreht", so der Bauleiter. "Abwasser, Lüftung...zuletzt der Wasserschaden. Und damit steigen auch die Kosten immer weiter."

Auch ein Streit mit dem Bauherren auf dem Nachbargrundstück sei ein Grund gewesen, warum der Umbau so lange dauert. "Er wollte auch unser Grundstück kaufen", sagt Marina Nikiforova. Und habe dann den Ausgang der neuen Fluchtwege auf seine Seite nicht gestattet. Dass die Stadt so streng mit den Brandschutzmaßnahmen ist, habe laut Nikiforova auch etwas mit der erhöhten Vorsicht nach dem Anschlag auf eine Synagoge in Halle im Oktober 2019 zu tun. "Es gibt bestimmt viele Gebäude in Kaiserslautern, die den Brandschutzbestimmungen nicht entsprechen", sagt sie. "Aber nur wir mussten schließen."

Jüdische Gemeinde in Kaiserslautern unter "unerträglichen Bedingungen"

Zunächst kam die Gemeinde mit ihren rund 230 Mitgliedern in Räumen der Stiftskirche- und der Apostelkirche unter. Derzeit mietet die jüdische Gemeinde ein Haus, das früher ein portugiesisches Restaurant war. "Dort finden alle unsere Gottesdienste und Feiertage in einem Keller statt und die Küche ist auch nicht für das Judentum vorgesehen", sagt Nikiforova. Für den Kantor und seine Frau würden sie nun bei jedem Besuch eine Unterkunft bezahlen. "Diese Bedingungen sind unerträglich." Auch die Gemeindemitglieder seien über die Situation erboßt, dass der Umbau so lange dauert und so teuer ist.

Das neue Haus der jüdischen Gemeinde in Kaiserslautern

Im Gebäude befindet sich unter anderem auch der Betsaal der Gemeinde. Neu ist ein großes Oberlicht, das für Tageslicht sorgt. Ein neuer Eingang mit angrenzendem Zimmer zur Sicherheitskontrolle wurde ebenfalls umgesetzt. Im Obergeschoss sind Räume mit Küche, für das rituelle Essen der Gemeinde. Darüber wird gerade eine kleine Wohnung zur Übernachtung des Kantors eingebaut. Daneben soll es Räume für den Deutsch- und Religionsunterricht geben.

Der Umbau der Synagoge in Kaiserslautern schreitet voran.
Der Betsaal im Gemeindehaus hat durch den Umbau ein großes Oberlicht bekommen.

Mehr als zwei Millionen Euro habe der Umbau laut Nikiforova bisher gekostet. Und sie geht davon aus, dass es noch mehr wird. Zur Finanzierung habe die Gemeinde Geld aus einer Stiftung erhalten, einen Kredit aufgenommen und ein Haus verkauft. Das neue Dach des Betsaals habe der Zentralrat der Juden finanziert. Von der Stadt habe die Gemeinde laut Nikiforova keine Unterstützung erhalten. Jetzt weiß die Gemeinde nicht, wie sie weiteres Geld auftreiben soll. Doch sie hofft, dass der Umbau im Oktober abgeschlossen sein wird.

Kaiserslautern

Anlässlich des Schawuot-Fests Wie leben Juden in Kaiserslautern? Gemeinde-Chefin spricht über Alltag in der Stadt

Wie leben eigentlich Juden in Kaiserslautern? Gemeinde-Chefin Marina Nikiforova erklärt im Interview unter anderem, was und wie Juden am sogenannten Schawuot-Fest feiern.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Bingen

Gedenken mit virtuellem Rundgang 85 Jahre Reichspogromnacht: Blick in zerstörte Binger Synagoge

In der Reichspogromnacht 1938 zerstörten die Nazis auch die Synagoge in Bingen. Am Gedenktag ist in diesem Jahr ein Rundgang durch die frühere Synagoge möglich - mit VR-Brille.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Trier

Antisemitismus und Pogromnacht Juden in Trier: "Wir fühlen uns allein gelassen"

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel gab es hunderte antisemitische Fälle in Deutschland. Was heißt das für Juden, die in Trier leben?

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Koblenz

Jüdisches Leben in RLP: Architekt stellt Pläne für Synagoge vor So soll die neue Synagoge in Koblenz aussehen

Die Jüdische Gemeinde in Koblenz will eine neue Synagoge in der Innenstadt bauen. Am Montagabend wurden dazu die Pläne vorgestellt. Baustart ist demnach im kommenden Jahr.

SWR Aktuell am Mittag SWR Aktuell

Görlitz

Leben Jüdisches Leben in Deutschland heute – Musiker und Kantor Alex Jacobowitz bilanziert

Vor 20 Jahren kam Alex Jacobowitz nach Deutschland - als Straßenmusiker. Heute ist er Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Görlitz. Igal Avidan hat ihn damals und heute getroffen.

SWR2 Leben SWR2

Jüdisches Erbe in Speyer, Mainz und Worms Weltkulturerbe SchUM-Städte: Eine Würdigung jüdischen Lebens am Rhein

Im Mittelalter bildete der Städtebund zwischen den jüdischen Gemeinden von Speyer, Worms und Mainz das bedeutendste Zentrum jüdischer Lehre in Europa. 2021 nahm die UNESCO die sogenannten SchUM-Städte in die Liste des Weltkulturerbes auf. Am 1. Februar übergeben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay in Mainz feierlich die Urkunde.

Stand
Autor/in
Maren Kaps