Zugreise mit Hindernissen

Eine Fahrt mit der Lautertalbahn zwischen Kaiserslautern und Lauterecken

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Autor/in
Helen Roth
Helen Roth

Die Lautertalbahn, die zwischen Kaiserslautern und Lauterecken unterwegs ist, sorgt immer wieder für Frust. Das liegt zum einen an den alten Zügen, die weder klimatisiert noch barrierefrei sind. Zum anderen hapert es auch an der Pünktlichkeit.

Ich wage als Reporterin den Selbstversuch und will mit der Lautertalbahn vom Kaiserslauterer Hauptbahnhof nach Wolfstein und wieder zurück fahren. Gute zehn Minuten bevor die Fahrt vom Hauptbahnhof Richtung Lauterecken beginnen soll, steht der alte Zug schon da. Die rote Farbe ist deutlich verblasst. Die Sauberkeit im Innenraum ist ok. Die Mülleimer an Bord sind leer, nur ein paar Krümel liegen auf den Sitzen. Zur Mittagszeit sitzen nur wenige, meist ältere Fahrgäste im Zug.

Stau auf den Schienen bei Kaiserslautern

Pünktlich geht es los. Bei Olsbrücken, gut 15 km entfernt von Kaiserslautern, stehen die Räder erstmal still. Nach rund fünf Minuten erklärt mir bei der Durchsage die leicht genervte Stimme des Schaffners, dass die Strecke noch von einem anderen Zug belegt ist. Dass unser deutsches Schienennetz überlastet ist, war mit bekannt. Dass das in der ländlich geprägten Westpfalz offenbar aber ein sehr akutes Problem ist, erstaunt mich etwas. Immerhin, nach knapp 10 Minuten rollt der Zug weiter.

Die fehlende Barrierefreiheit der Züge auf der Lautertalbahn ist ein Problem

Bis zu meiner Haltestelle Wolfstein läuft dann alles rund. Dort ausgestiegen treffe ich die Mitreisende Cassandra Frick. Sie ist oft auf der Strecke unterwegs und hat so ihre Erfahrungen gemacht. "Ja, die alten Züge sind zwar nicht so schick und auch nicht klimatisiert, aber das ist schon ok."

Was die junge Frau aber gar nicht ok findet, ist die fehlende Barrierefreiheit. Besonders älteren Menschen fiele das Ein- und Aussteigen in den alten Zügen richtig schwer. "Ich hatte aber gerade auch richtige Probleme mit meinem Koffer, der wiegt so viel wie ich, knapp 50 Kilo." Es gebe aber noch einen großen Mangel auf der Strecke: Die Pünktlichkeit. "Damit ich meinen Anschlusszug in Kaiserslautern nicht verpasse, nehme ich immer einen Zug früher."

Die Züge auf der Lautertalbahn starten meist nicht pünktlich

Auch meine Rückfahrt verspätet sich. Kurz nach unserem Gespräch zeigt mir die Anzeigetafel am Bahnhof, dass der Zug zurück nach Kaiserslautern eine halbe Stunde später kommen wird. Als Grund wird eine sich verzögernde Umstellung einer Weiche angegeben. Mit mir wartet Walter Weichel. Auch der ältere Herr hat Bahnfrust. "Ich fahr nicht so oft mit der Lautertalbahn, aber wenn ich mal fahre, habe ich meistens Probleme." Auf meine Frage, wie lange das schon so geht, winkt er genervt ab und meint: "Bestimmt schon über ein halbes Jahr und die fehlende Barrierefreiheit ist auch ein großes Problem. Ich komme ja kaum noch in den Zug."

Dieser Zug beziehungsweise Dieseltzriebwagen vom Typ 628 wurd auch im Lautertal zwischen Kaiserslautern und Lauterecken noch eingesetzt.
Dieser ältere Zug wird auch bei der Lautertalbahn zwischen Kaiserslautern und Lauterecken noch eingesetzt.

Selten erreicht man seinen Anschlusszug

Noch schlimmer sei allerdings der Punkt, dass oft gar kein Zug käme. "Da hat man eine Jahres- oder eine Monatskarte und es kommt einfach kein Zug", stellt er verärgert fest. Besonders Schülern und Berufstätigen mache das große Probleme. Ich bin jedenfalls froh, dass ich keinen Anschlusstermin in Kaiserslautern habe. Gut eine halbe Stunde zu spät komme ich etwas verschwitzt am Hauptbahnhof an. Dabei hätte die Fahrstrecke vom Kaiserslauterer Hauptbahnhof nach Wolfstein und zurück planmäßig jeweils nur knapp eine dreiviertel Stunde dauern sollen. Für mich wäre die Bahn damit keine wirkliche Alternative zum Auto.

Statement der Deutschen Bahn zu Problemen der Lautertalbahn

Nach meiner abenteuerlichen Fahrt mit der Lautertalbahn habe ich die Deutsche Bahn um ein Statement gebeten. Wie mir eine Bahnsprecherin versicherte, sei auch das Unternehmen mit der aktuellen Qualität nicht zufrieden. Der wesentliche Grund dafür liege in der veralteten Infrastruktur. Diese soll bis 2030 stückweise erneuert werden. Schnelle Abhilfe soll es dagegen bei der meistens fehlenden Barrierefreiheit der Lautertalbahn geben. Nach eigenen Angaben will die Bahn künftig Kundenbetreuer und -betreuerinnen auf der Strecke einsetzen, die den Menschen beim Ein- und Aussteigen helfen. Zudem sollen barrierefreie Ersatzfahrzeuge beschafft werden. Wann das soweit sein wird, konnte mir die Bahnsprecherin allerdings nicht sagen.