In wenigen Tagen geht er in den Ruhestand. Wir haben mit ihm über seine Karriere beim LBM in Kaiserslautern und seine Pläne für die Zukunft gesprochen.
SWR Aktuell: Herr Lutz, wie ist es für Sie, nach so vielen Berufsjahren in Rente zu gehen? Gehen Sie schweren Herzens oder überwiegt die Freude auf mehr Freizeit?
Richard Lutz: Ja, letzteres mit Sicherheit. Der Ausblick auf mehr Zeit ist es. Auf was ich mich wirklich sehr freue, ist, dass man die Freiheiten hat, sich den Tag auch mal anders einzuteilen und das Ganze nicht durch die Termine dann letztendlich bestimmt ist. Auf der anderen Seite gehe ich natürlich auch mit einer ordentlichen Portion Stolz in den Ruhestand, weil in den langen Jahren, wo ich hier in Kaiserslautern Leiter vom Landesbetrieb Mobilität - früher hieß es ja Straßen und Verkehrsamt - war, haben wir doch einiges hier für die Region bewegt.
SWR Aktuell: Welche Projekte waren denn ihre persönlichen Höhepunkte in dieser Zeit?
Lutz: Ich kann mich noch gut erinnern - als ich hier gerade angefangen hatte, stand direkt der letzte Ausbauabschnitt der A63 auf der Agenda.
Ich war gerade mal einen Monat im Amt, da haben wir den Spatenstich gemacht. Da stand dann der Lückenschluss oben von Sembach bis hier zum Autobahndreieck Kaiserslautern an. Das war mit Sicherheit ein großes Highlight. Wir hatten dort auch ein tolles Autobahnfest, das der SWR ja damals organisiert hat.
SWR Aktuell: Und wie ging's dann weiter?
Lutz: Mit dem sechstreifigen Ausbau der A6. In dem Zuge wurden ja auch die Lautertalbrücke und die Waschmühltalbrücke erneuert. Für beide Brücken hatten wir nach mehreren Jahren mal wieder einen Gestaltungswettbewerb gemacht und ich denke, da sind auch ganz ansprechende Bauwerke herausgekommen. Das waren sicherlich hier in der Umgebung einige Highlights. Aber auch die Ortsumgehung in Imsweiler, die ja gerade noch im Bau ist, wo wir auch einen Tunnel bauen konnten. Das ist natürlich für einen Bauingenieur ein absolutes Highlight.
Ortsumgehung Imsweiler Tunnel im Donnersbergkreis ist fast fertig
In etwas mehr als einem Jahr soll der neue Tunnel für die Ortsumgehung Imsweiler eröffnet werden. Grund genug für eine erneute Ortsbesichtigung.
Es gibt natürlich auch noch eine ganze Menge andere Umgehungsstraßenprojekte, die besonders waren: die Verlegung der B270 in Wolfstein oder die B37 Umgehung in Hochspeyer. In Hochspeyer hatten wir während der Bauphase innerhalb einer Woche drei oder vier schwere Unwetter, was uns letztendlich aus der Baustelle heraus den ganzen roten Sand, den man da ja in Hochspeyer auch hat, unten in den Bach, in die Ortslage gespült hat. Das war schon ein Ereignis, das einen sehr zum Nachdenken gebracht hat.
SWR Aktuell: Es gab und gibt in ihrer Zeit beim LBM auch Projekte, die sehr umstritten waren bzw. sind. Beispielsweise der Ausbau der B10, der deutlich teurer wurde als geplant. Wie gehen Sie persönlich mit Kritik um? Wurden Sie schon einmal verbal oder sogar körperlich bedroht?
Lutz: Wir verfolgen eine Philosophie hier, dass wir das, was wir tun, möglichst früh und möglichst aktiv kommunizieren. Also was haben wir vor, wie lange dauert das usw? Wir versuchen die Leute da mitzunehmen. Die meiste Kritik gibt es natürlich, das ist ganz klar, weil es vielleicht nicht immer schnell genug geht. Die Ortsdurchfahrt von Hirschhorn ist ja so ein schönes Beispiel gewesen. Da kam natürlich auch direkt die große Kritik, dass alles viel zu lange dauert und dass der LBM jetzt mal ein Machtwort sprechen muss. Mir persönlich gegenüber wurde da zwar niemand ausfällig, den Mitarbeitern vor Ort aber schon. Wenn die dann draußen vor Ort stehen, geht das ganz anders ab. Also da lässt so mancher Verkehrsteilnehmer schon den nötigen Respekt vermissen. Für mich ist das absolut unverständlich, wie man da vor Ort Mitarbeiter angehen kann. In dem gleichen Fahrwasser sind ja auch die Rettungsdienste drin. Das ist in den vergangenen Jahren schon schlimmer geworden.
SWR Aktuell: Hat sich denn sonst noch etwas an der Arbeit des LBM in den vergangenen 40 Jahren stark verändert?
Lutz: Die Anforderungen und Regelungen haben sich immer weiter verschärft. Die Ausschreibungen, das Vergaberecht, die fachlichen Dinge, die abzuarbeiten sind, bevor man letztlich ein Projekt umsetzen kann. Da hat sich wahnsinnig viel getan. Ist es das Abfallrecht oder das Naturschutzrecht - der Formalismus, der damit verbunden ist, was da alles abgearbeitet werden muss - das bringt im Endeffekt alles viel mehr Bürokratie mit sich, platt gesagt.
SWR Aktuell: Gut, dass Sie sich bald nicht mehr damit herumschlagen müssen. Wie geht es für Sie denn dann weiter? Haben Sie schon Pläne?
Lutz: Ja gut, jetzt im November bietet es sich nicht unbedingt an, eine größere Weltreise zu machen. Da haben wir eher die ein oder andere Kulturreise geplant. Weil einer unserer Söhne in Berlin lebt. Der andere wohnt im Raum Stuttgart und die Tochter in Freiburg. Da hat man dann kulturmäßig tollste Voraussetzungen. Für das nächste Jahr sind dann größere Reisen geplant, aber auch der Garten und das Haus warten - da gibt's ja immer was zu tun. Also ich glaube nicht, dass es mir im Ruhestand langweilig wird.