Techniker Udo Jung aus dem Kreis Kusel bei den Paralympics in Paris

Für die deutschen Rollstuhlbasketballerinnen im Einsatz

Wie ein Techniker aus dem Westen der Pfalz bei den Paralympics in Paris gelandet ist

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Autor/in
Simone Daiker
Simone Daiker.
Onlinefassung
Sarah Korz
SWR-Reporterin Sarah Korz

Die Paralympics in Paris sind eröffnet. Udo Jung aus dem Kreis Kusel ist als Techniker für die deutschen Rollstuhlbasketball-Frauen mit dabei und darf hinter die Kulissen blicken.

Udo Jung ist Multitechniker im SWR Studio Kaiserslautern. In seiner Freizeit kümmert er sich darum, dass die Rollstühle des Basketballvereins Doneck Dolphins aus Trier technisch einwandfrei sind. Bei den diesjährigen Paralympischen Spielen in Paris sind drei Rollstuhlbasketballerinnen aus Trier dabei und Jung begleitet sie dort als Techniker.

SWR Aktuell: Herr Jung, was sind Ihre ersten Eindrücke von den Paralympischen Spielen in Paris?

Udo Jung: Also es sind jetzt meine ersten Paralympics in Paris, quasi vor der Haustür. Am Samstag sind wir angereist. Als wir angekommen sind im Dorf, war das schon beeindruckend. Du wirst praktisch, wie bei so einer Sicherheitskontrolle am Flughafen empfangen. Wirst durchgecheckt und dann gehst du in das Dorf rein.

Da stehst du erstmal vor einer Riesen-Kulisse mit Häusern. Jedes Haus ist mit Flaggen der Länder bestückt, die in dem jeweiligen Haus untergebracht sind. Dann guckst du dich erst mal um und findest dein eigenes Haus nicht. Aber du wirst eingewiesen und gehst dann in das Haus und es ist eigentlich alles perfekt vorbereitet.

Rollstuhlbasketballerinnen mit Udo Jung
Die deutschen Rollstuhlbasketballerinnen und ihr Team, darunter auch Udo Jung aus dem Kreis Kusel. (2. v.l.)

SWR Aktuell: Für die Olympischen Spiele gab es eine riesige Eröffnungsfeier. Und auch die Paralympischen Spiele wurden mit einer großen Feier eröffnet. Wie war denn die Eröffnungsfeier der Paralympics in Paris?

Udo Jung: Ich war selber nicht auf der Eröffnungsfeier, weil praktisch nur unsere Spielerinnen hingehen konnten und eine begrenzte Anzahl von Staff-Mitgliedern, dem restlichen Team. Es konnten also nur vier von uns mit. Aber ich gehe dann zur Abschlussfeier. Ich war im Dorf und habe die Eröffnungsfeier über so eine große Leinwand geschaut.

Die Eröffnungsfeier war schon sehr imposant, wie das alles zu sehen ist, wenn die ganzen Spieler oder Athleten einlaufen. Unser Team war das vierte Team, das eingelaufen ist, also ganz am Anfang. Ich konnte es jetzt nur aus der Ferne schauen. Aber es ist ein mega Erlebnis, da dabei zu sein, den Einlauf da mitzumachen. Unsere Athleten waren nur relativ kurz im Bild, aber wir konnten unsere Spielerinnen doch erkennen.

Bei der Eröffnungsfeier der Paralympischen Spiele in Paris gab es auch eine Flugshow.
Die Eröffnungsfeier der Paralympischen Spiele 2024 in Paris: Udo Jung hat sie im paralympischen Dorf über eine Leinwand verfolgt.

SWR Aktuell: Wie ist es denn dort im paralympischen Dorf?

Udo Jung: Das Dorf ist groß, lange nicht so groß wie jetzt das olympische Dorf vor wenigen Wochen. Aber es ist schon beeindruckend, wenn man ankommt, die ganze Atmosphäre, die ganzen Athleten, die da sind. Und seit Samstag ist ja das Dorf praktisch immer voller geworden. Es sind jetzt alle Athleten da.

Wenn man so durch das Dorf läuft, das sind schon weite Wege - aber alles sehr kompakt und man kommt mit vielen Sportlern in Kontakt. Auch mit deutschen Sportlern von anderen Sportarten. Und es gibt auch im Dorf sehr viel, was du unternehmen kannst. Es gibt vor unserem Haus eine Art Strandbar. Dann gibt es Fitnessstudios. Also du hast wirklich mehrere Möglichkeiten, da was zu machen.

SWR Aktuell: Wie ist der Austausch mit den anderen Athleten?

Udo Jung: Also der Kontakt zu anderen Athleten ist sehr eng, gerade im deutschen Haus. Da ist man ständig im Austausch, man trifft sich ja auch ständig. Unter den Athleten ist der große Sport hier im Dorf eigentlich Pins zu sammeln.

Jedes Land hat ein eigenes Pin und da versucht man von allen Ländern alle Pins zu bekommen. Sodass jeder am Schluss, wenn man richtig gut ist, von jedem Land eins hat - also über 100 Stück. Und durch den Pin-Austausch kommst du eben mit den anderen Ländern in Kontakt.

Paralympics in Paris: die deutschen Rollstuhlbasketballerinnen und ihr Team beim Training.
Riesige Halle: Die deutschen Rollstuhlbasketballerinnen und die Staff-Mitglieder während eines Trainings bei den Paralympics in Paris.

SWR Aktuell: Die deutschen Rollstuhlbasketball-Frauen haben dort vor Ort in Paris auch trainiert. Wie war es für Sie diese Halle zu betreten?

Udo Jung: Das ist schon was Besonderes, gerade wenn man so die ganze Ausstattung von der Halle sieht: überall die Paris Logos und die Werbung und alles. Das ist schon mega und wahrscheinlich auch einmalig. Die Halle ist riesig groß, muss man sagen. Wie wir jetzt in der Halle waren, war meine große Aufgabe, genau erklärt zu bekommen, wie der Eingang ist. Wo die Rollstühle ankommen in der Halle.

Das heißt, die müssen ja von unserer Trainingsstätte in die Spielstätte transportiert werden. Dort muss ich sie abholen, muss nachgucken, dass unser ganzes Material da ist. Dann werden uns die Rollstühle zugeteilt, dann können wir sie abholen und wir dürfen praktisch nur mit den Sportstühlen aufs Spielfeld. Die ganzen Spiele, die jetzt stattfinden, sind fast zu 95 Prozent ausverkauft - das heißt, es sind über 10.000 Zuschauer in der Halle.

SWR Aktuell: Am Freitag steht das erste Spiel an für die deutschen Rollstuhlbasketball-Frauen. Wie ist die Stimmung bei Ihnen und beim Team?

Udo Jung: Die Stimmung ist sehr gut im Team, das muss man echt sagen. Aber man merkt jetzt die Anspannung bis zum ersten Spiel, bis es jetzt losgeht, wird immer mehr bei den Mädels. Auch bei mir. Bei mir liegt ja auch eine riesige Verantwortung: Alle Rollstühle müssen bereitstehen am Morgen. Da darf nichts schief gehen, sonst fällt eine Spielerin aus, das muss alles durchgetimt sein. Und für die Mädels geht es ja um viel, vier Jahre hartes Training und dann will man es gut machen.

Es ist ein weiter Weg: Ich begleite das Team auch schon vier Jahre und man ist ja so fokussiert, dass man wirklich auch das Ziel erstmal nach Paris zu kommen schafft. Und dann steht man nach vier Jahren endlich in der Halle und sagt: Jetzt habe ich es geschafft. Klar, wollen wir jetzt noch mehr, eine Medaille, aber das ist ja der zweite Schritt.