"Es hat sich einiges geändert in der Kirche", sagt Matthias Schwarz. Damit meint er nicht nur die rückläufigen Mitgliederzahlen. Bereits vor Jahren habe sich die pfälzische Landeskirche darüber Gedanken gemacht, wie das Amt des Dekans in der Zukunft aussehen soll. Gründe dafür gebe es einige: Allen voran die Neustrukturierung der Kirchengebiete. Dadurch seien die Dekanate größer und die Aufgaben vielfältiger, aber auch komplexer geworden.
48 Kirchengemeinden im Dekanat an Alsenz und Lauter
Als ein Beispiel nennt Schwarz die Trägerschaft von Kindertagesstätten auf Ebene des Dekanats an Alsenz und Lauter. "Damit soll eine Professionalisierung erzielt und es sollen die Pfarrerinnen und Pfarrer entlastet werden", sagt der 58-Jährige. Der Kirchenbezirk hat einen eigenen Kita-Verbund, ist somit Träger der protestantischen Kindertagesstätten. Das waren zuvor die einzelnen Kirchengemeinden. Eine solche Änderung entlaste die Kirchengemeinden, bedeute aber auch einen Mehraufwand für das Dekanat, so Schwarz.
Vorgaben der Landeskirche Wie die Evangelische Kirche an Alsenz und Lauter Geld sparen möchte
Die Evangelische Kirche in der Pfalz muss sparen. Das ist auch ein emotionales Thema. Gerade, wenn es um den Erhalt von Gebäuden geht, wie das Beispiel an Alsenz und Lauter zeigt.
An Alsenz und Lauter ist mit 47.000 Gemeindemitgliedern der größte Kirchenbezirk der Pfalz. "Wir haben 48 Kirchengemeinden und 34 Pfarrstellen", erläutert der Dekan. Das bedeute ebenfalls einen großen Verwaltungsaufwand. Der Dekan wolle auch vor Ort in den Kirchengemeinden sein, erhalte immer wieder Einladungen - hier die Amtseinführung oder Verabschiedung einer Pfarrerin beziehungsweise eine Pfarrers, da eine Einweihung oder ein Jubiläum. "Ich habe in der Vergangenheit gemerkt, dass mich das oft bis zum Äußersten belastet hat." Eine der Folgen: Immer wieder müsse er für seine eigene Kirchengemeinde in Otterbach Vertretungen organisieren. "Da habe ich ein schlechtes Gewissen", gibt Schwarz zu.
In der Pfalz sollen Dekane keine eigene Kirchengemeinde mehr haben
So sei er aktuell eigentlich zu 80 Prozent Dekan und zu 20 Prozent Pfarrer in seiner Kirchengemeinde Otterbach. "Wie aber soll ich das definieren?", fragt er. Jüngst wurde von der Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz eine neue Reglung für das Amt der Dekanin und des Dekans beschlossen. Eine Gesetzesänderung, die Schwarz begrüßt. "So bekommen wir eine Perspektive", sagt er.
Konkret sieht diese vor, dass Dekaninnen und Dekane, die ihr Amt nach dem neuen Gesetz antreten, keine Verantwortung mehr für eine Kirchengemeinde tragen. Neu ist auch, dass sich zwei Pfarrer ein Dekansamt teilen können. "Dadurch soll das Amt attraktiver werden", sagt Schwarz.
Start im Westen der Pfalz schon Anfang 2024?
Für das Dekanat an Alsenz und Lauter in der Westpfalz würde es bedeuten, dass dieses neue Gesetz nach der Neuwahl des Dekans ansteht. Das wäre im Jahr 2026 der Fall. So lange möchte Schwarz aber nicht warten. Mit dem Kirchenrat ist er im Austausch, ob sein Dekanat schon im Sommer des kommenden Jahres mit der neuen Struktur starten kann. Damit würde es quasi ein Pilotkirchenbezirk werden.
Das Gesetz soll auch die Stellvertretung des Dekans aufwerten. Diese soll einen eigenen Geschäftsbereich erhalten. Derzeit ist Ute Samiec aus Mehlingen die Stellvertreterin von Matthias Schwarz. Bislang bestand ihre Aufgabe darin, den Dekan zu vertreten, wenn er nicht da ist. "Nach dem neuen Gesetz muss die Stellvertretung gewählt werden", sagt Schwarz. Grundsätzlich müssten aber noch einige Details innerhalb der Bezirkssynode geklärt werden.
Otterbach und Erfenbach sollen eine Kirchengemeinde werden
Was die Pfarrstelle Otterbach betrifft, so sei für die Zukunft eine Zusammenlegung mit Erfenbach angedacht. Die beiden Kirchengemeinden Otterbach und Erfenbach sollen dagegen noch eigenständig bleiben. Generell müsse der Kirchenbezirk an Alsenz und Lauter bis zum Jahr 2025 sieben Pfarrstellen einsparen.
Doch auch mit dem neuen Gesetz wird Matthias Schwarz weiterhin Gottesdienste halten. "Als Dekan kann ich dann beispielsweise auch einmal einspringen, wenn irgendwo eine Pfarrerin oder ein Pfarrer kurzfristig erkrankt ist", erläutert Schwarz. Das wiederum helfe, den vor sieben Jahren gegründeten großen Kirchenbezirk besser kennenzulernen.
Es gibt auch Bedenken zur Neuregelung in der Pfalz
Während er also viele Vorteile in der neuen Regelung sieht, hat er von Kollegen aus kleineren Kirchenbezirken auch Bedenken vernommen. Denn wenn ein Dekan künftig nicht mehr eine Pfarrstelle begleitet, soll diese auch nicht mehr zusätzlich besetzt werden. "Und in kleineren Bezirken haben Dekane manchmal eben auch noch mehr Zeit für ihre Kirchengemeinde", sagt Schwarz.