Johannes Beckmann steht in seinem Büro in einer denkmalgeschützen Villa in Kaiserslautern und schaut etwas unglücklich zur Decke. Die ist opulent und mit beigem Stuck verziert. Obwohl die Wände herrschaftlich hoch sind, wirkt das Zimmer damit etwas behäbig. Und passt damit so überhaupt nicht zum Stil des 47-Jährigen.
"Ich fremdel noch ein bisschen mit der barocken Pracht, die nicht so ganz passt - einerseits zur Architektur des Theaters und auch zu meiner Absicht, Theater zu machen", sagt er im Gespräch mit dem SWR. Seine Absicht sei, Theater auf Augenhöhe zu machen, "in einer sehr demokratischen Art und Weise mit Kolleginnen und Kollegen". "Diese unglaubliche stuckverzierte Decke, Seidentapeten an den Wänden, das ist momentan noch nicht mein Stil, aber ich glaube, da kann man noch ein bisschen umgestalten."
Nach vielen Stationen am Pfalztheater Kaiserslautern angekommen
Johannes Beckmann ist ein Macher, einer, der gerne Neues ausprobiert. Der 47-Jährige hat Musikwissenschaft und Philosophie studiert und schon als Kulturjournalist, Lektor, Autor, Orchestermusiker und Konzertdramaturg gearbeitet. An der Semperoper in Dresden war er künstlerischer Projektleiter und Stellvertreter des Operndirektors, am Theater Erfurt stellvertretender Generalintendant.
Ab der kommenden Spielzeit ist er offiziell künstlerischer Direktor des Pfalztheaters in Kaiserslautern, schon jetzt ist er regelmäßig vor Ort, spricht mit Mitarbeitenden, politischen Verantwortlichen, stellt künstlerische Weichen. Umgestalten will Johannes Beckmann nämlich nicht nur sein Büro, er möchte das Theater öffnen, mit dem Publikum gezielt in Dialog treten - zum Beispiel auch, indem Mitarbeitende das zum Theater gehörende und leer stehende Ladenlokal in der Stadt bespielen.
Theater ist ein Ort zum experimentieren und man darf auch mal scheitern
"Es gibt da ganz viele Möglichkeiten, eine Rezitation, einen Sketch, eine Lesung von 20 Minuten, eine Tanzperformance eine halbe Stunde, ein Kammerkonzert mit zwei Musikerinnen oder Musikern, der Anspruch muss immer exzellent sein, egal was wir tun". erklärt Beckmann seine Pläne. Ob das auf der großen Bühne sei oder der Werkstattbühne - jede kleine Aktion solle den Anspruch der Exzellenz in sich tragen. "Gleichzeitig ist Theater aber auch ein Ort zum Experimentieren. Eben auch mit der Erlaubnis, mal zu scheitern."
Klimawandel und Flucht sind nur zwei Felder die Beckmann thematisieren will
Johannes Beckmann möchte, dass das Pfalztheater ein Ort des öffentlichen Diskurses wird. Klimawandel und auch die damit verbundenen Fluchtbewegungen sind nur zwei Themen, mit denen sich das Haus beispielsweise verstärkt auseinandersetzen wird. Wichtig ist Johannes Beckmann dabei, Fragen zu stellen und nicht zu belehren.
"Dazu gehört natürlich eben auch die Leichtigkeit, die gute Unterhaltung, der Esprit, die Leidenschaft. Ich will nicht, dass Menschen ins Theater gehen und danach beschwerter nach Hause, weil sie gezwungen wurden, sich mit aller Mühsal zu beladen." Das bedeute nicht, dass er die Herausforderung: "du darfst mitdenken" nicht in Angriff nehmen wolle. Das schließe aber nicht aus, "dass man nicht auch gut unterhalten werden darf, sich freuen darf, auch mal den Alltag vergessen darf".
Johannes Beckmann sagt von sich selbst, er sei ein Teamplayer – der sich auch gerne mal streite, wenn es um die Sache geht. Angesprochen darauf, was er sich von seiner ersten Spielzeit am Pfalztheater in Kaiserslautern wünsche, sagt er in seinem Büro mit der stuckverzierten Decke: "Klar, jeder will ja lieb gehabt werden, natürlich möchte ich, dass nach fünf Jahren alle Kaiserlauterer Bürgerinnen und Bürger, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen und sagen: 'Mensch, Herr Beckmann, mit Ihnen war es ja so schön!'. Das ist jetzt ein bisschen scherzhaft, ein bisschen Wahrheit ist da drin. Wenn es mir nicht gelingt, Menschen von meiner Leidenschaft von Theater zu überzeugen, dann wäre ich schon enttäuscht. Das ist schon mein Ziel, dass ich Menschen begeistere."