Reagenzgläschen, winzige Glasplättchen, Flüssigkeiten in allen möglichen Formen und Behältern und hoch konzentrierte Studierende, die eine Vision haben: Im Labor des Fachbereichs Biologie der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität in Kaiserslautern geht es darum, das Mysterium um Alzheimer, einer speziellen Form der Demenz, zu entschlüsseln und zu verstehen, wie und warum Menschen daran erkranken.
Mit der Diagnose Demenz steht die Welt erst einmal Kopf
Mit der Diagnose Demenz steht die Welt erst einmal Kopf – sowohl für die Betroffenen als auch ihre Familie und Freunde. Alltagsroutinen, das Miteinander und die Wahrnehmung der Umwelt verändern sich. Das weiß auch Professor Stefan Kins von der Universität in Kaiserslautern: "Wenn jemand beispielsweise ein Bein gebrochen hat, dann ist völlig klar, dass man die Tür aufhält, dass man demjenigen einen Platz anbietet und es ist sehr einfach zu verstehen, wie man solche Menschen unterstützen kann." Bei einer Demenz sei das hingegen viel schwieriger. "Weil die Schädigung von außen ja nicht sichtbar ist", sagt Kins.
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Hoher Blutzucker, Rauchen und ungesunde Ernährung oft Ursache
Was passiert aber eigentlich, dass bei betroffenen Patienten selbst Duschen oder Kochen zum Problem wird? Kurz erklärt: Ablagerungen im Hirn blockieren bestimmte Prozesse und Teile des Gehirns lösen sich förmlich auf. Schuld sind zwei spezielle Proteine. Meist entsteht die Erkrankung durch zu hohen Blutzucker, Rauchen und eine ungesunde Ernährung.
Neues Alzheimer-Medikament wird erwartet
Eine Heilung gibt es zurzeit noch nicht, aber durchaus Fortschritte, sagt der Neurobiologe: "Es gab die Zulassung eines neuen Medikamentes in den USA. Für nächstes Jahr wird ein Medikament erwartet, was in Europa zugelassen wird", erzählt Stefan Kins.
Langfristig werde es aber wichtig sein, bestimmte Parameter im Blut schon frühzeitig entdecken zu können, um die Krankheit zu bekämpfen, bevor es zu spät ist. Um das zu erreichen, wird auch im Labor des Fachbereichs Biologie der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität in Kaiserslautern weiter geforscht.
In Kaiserslautern gibt es biochemische Untersuchungen zu Alzheimer
Wobei der Professor zu den Untersuchungen erklärt: "Wir haben in Kaiserslautern keinen direkten Kontakt mit Patienten. Die Forschung, die wir machen, basiert im Wesentlichen auf biochemischen Untersuchungen. Da versuchen wir beispielsweise die Struktur der Proteine, die bei Alzheimer eine wichtige Rolle spielen, aufzuklären."
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In Deutschland erkranken nach Angaben der Alzheimer-Gesellschaft jährlich rund 300.000 Menschen neu an Demenz. Die Zahl der Erkrankten werde bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelinge, so die Gesellschaft.
Lehrer werden zu Alzheimer geschult
Zum Welt-Alzheimer-Tag am 21. September wurden Lehrkräfte darin geschult, wie sie Schülerinnen und Schülern erklären können, was es mit der Krankheit auf sich hat. Stefan Kins hatte dazu einen Alzheimer-Koffer dabei. Dieser ist mit Fertig-Präparaten von Maushirnen und ausgearbeiteten Unterrichtsmodulen für die Klassen-Stufen 5 bis 13 gefüllt.
"Außerdem gibt es Einblicke in das Innere des Gehirns eines Alzheimer-Patienten und einer gesunden Person. Hirnanatomie soll dadurch besser verstanden werden können", sagte Kins vorab. Die Materialien sind im Rahmen einer Zusammenarbeit von Schulen und Wissenschaft entstanden, um die aktuelle Alzheimer-Forschung in Schulklassen zu bringen.