Ugur Omurca stand unter Dauerstress. Sein Telefon klingelte quasi pausenlos. In Kaiserslautern ist der Deutsch-Türke, den alle nur "Uggi" nennen, ein bekanntes Gesicht. Das zahlte sich jetzt auch bei der Organisation seines Benefizturniers für die Erdbebenopfer aus. "Was in so einer kleinen Stadt wie Kaiserslautern möglich ist, hätte ich mir vorher nicht erträumen können", schwärmte Uggi vor dem Turnier. "Ich kriege so viel Zuspruch, Leute die auf mich zukommen, ob klein oder alt und sagen: 'wir können helfen!' Obwohl es die Leute eigentlich gar nicht betrifft. Dieser Zuspruch, diese Mithilfe, Wahnsinn. Lautern kann definitiv mehr, das sieht man bei so einer Aktion, was da für ein Zusammenhalt da ist."
"Das betrifft einen, auch wenn man die Leute nicht persönlich kennt"
Ugurs Vater kam in den Siebzigern als einer der ersten Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland. Seine Familie stammt aus Kars im Osten der Türkei und ist deshalb glücklicherweise nicht selbst von dem Erdbeben betroffen. Dennoch war für "Uggi" schnell klar, dass er etwas tun möchte. "Natürlich hast du deine Wurzeln, deine Bekannten, deine Verwandten, die definitiv Leute vor Ort kennen. Der Onkel eines guten Kumpels ist zum Beispiel unter den Trümmern gestorben. Das betrifft einen, auch wenn man die Leute nicht persönlich kennt."
Benefizturnier in Hohenecken für Erdbebenopfer aus der Türkei und Syrien
Innerhalb von nur zwei Wochen stellte Ugur Omurca das Turnier auf die Beine. Gespielt wurde auf dem Kunstrasenplatz des TuS Hohenecken. Mit dabei waren die Spielvereinigung NMB Mehlingen, Fatihspor Kaiserslautern, der VfR Kaiserslautern, der TuS Hohenecken und die Traditionsmannschaft des FCK. Das Traditionsteam trat in einem Freundschaftsspiel gegen eine Kaiserslauterer Allstar-Auswahl an. Die anderen Teams spielten in einem Blitzturnier alle jeweils zweimal 15 Minuten gegeneinander.
Spenden für Erdbebenopfer
Der Eintritt zum Turnier war kostenlos. Aber natürlich hoffte Veranstalter "Uggi" im Vorfeld, dass die Menschen für die Erdbebenopfer spenden. Es gab mehrere Spendenkassen, außerdem wurde Kuchen verkauft, Bratwürste, Getränke und sogar Döner. "Damit es auch schön zum Klischee passt", scherzte Ugur Omurca.
Mehrere tausend Zuschauer bei Benefizturnier
Die Info über das Benefizturnier hatte sich vor allem innerhalb der türkischen Gemeinschaft schnell verbreitet. Sogar die bekannte deutsch-türkische Moderatorin Nazan Eckes unterstützte die Veranstaltung. Auch deshalb rechnete "Uggi" wenige Tage vor dem Turnier mit vielen Zuschauern: "Wir hoffen auf jeden Fall auf viel Zuspruch und schätzen, dass extrem viele Menschen kommen werden." Zumindest spielte das Wetter am Freitag schon mal mit. "Uggi" hoffte im Vorfeld, dass ein vierstelliger Betrag zusammen kommt - letztlich wurden es mehr als 20.000 Euro.
Tombola und Trikot-Versteigerung
Um möglichst viel Geld zu sammeln, hatten "Uggi" und seine Helfer auch neben dem Platz einiges auf die Beine gestellt. Bei einer Tombola wurden Preise verlost. Außerdem gab es eine Versteigerung mit Preisen, die die Herzen der Fußballfans höherschlagen lassen haben. So hatten zahlreiche bekannte Fußballer und Vereine unterschriebene Trikots zur Verfügung gestellt, darunter der türkische Meister Trabzonspor, die Ex-FCK-Spieler Robin Koch (Leeds United), Kerem Demirbay (Bayer Leverkusen) und Hikmet Ciftci (Göztepe). Und das durfte die FCK-Fans besonders gefreut haben: Terrence Boyd.
Versteigerung von Boyd-Trikot für Erdbebenopfer
Der Publikumsliebling hatte eines seiner Trikots von der gesamten Mannschaft unterschreiben lassen und gestiftet. Ugur ist noch immer begeistert: "Ich habe ihn angesprochen und gefragt, ob er ein Trikot spenden würde für die Aktion. Ich muss auch sagen, er hat sich direkt bereiterklärt. Finde ich klasse. Nochmal einen Riesendank an Terrence für das Trikot."
Spendengelder sollen effizient eingesetzt werden
Der überwältigende Erlös von rund 20.000 Euro soll nun zeitnah und effizient eingesetzt werden, um den Erdbebenopfern in der Türkei und Syrien zu helfen. Im Laufe der Woche wollen die Veranstalter des Benefizturniers gemeinsam mit weiteren Organisationen entscheiden, wie genau das Geld den Opfern des Erdbebengebietes zugutekommen soll.