Auf dem weißen Helm, den Sandra Jung in ihren Händen hält, kleben nun zwei rote Streifen. Darauf ist die 42-Jährige sichtlich stolz. Sie ist die erste Frau, die es bei der Freiwilligen Feuerwehr Kaiserslautern zur Zugführerin gebracht hat. Ihre ehrenamtliche Karriere als Feuerwehrfrau begann schon früh.
Früh übt sich – auch als Feuerwehrfrau in Kaiserslautern
Denn: Sandra Jung kommt aus einer echten Feuerwehr-Familie. Mit dem Finger fährt die Kaiserslautererin über Fotos ihrer Kameradinnen und Kameraden, die in der Hauptfeuerwache an der Wand hängen. "Das hier ist mein Opa, das ist mein Vater, hier ist mein Bruder und da mein Cousin", sagt sie grinsend. Selbst ihre Kinder – Isabelle (12) und Erik (14) – sind schon in der Jugendfeuerwehr aktiv.
Sie selbst versuchte sich als Kind erst mit einer Tanz-Garde. "Das war aber nicht mein Ding", sagt Sandra Jung. "Als ich endlich 12 Jahre alt war, bin ich sofort der Jugendfeuerwehr beigetreten." Das ist nun fast 30 Jahre her.
Feuerwehrfrau führt einen von elf Zügen
"Nach zwei Jahren wurde ich Feuerwehrfrau, dann Ober-Feuerwehrfrau, dann Löschmeisterin, bis hin zu Brandmeisterin", blickt Jung auf ihre ehrenamtliche Feuerwehr-Karriere zurück. "Und am 1. April werde ich dann zum Oberbrandmeister, auch als erste Frau in Kaiserslautern.“
Als erste Führerin einer der elf Züge der Freiwilligen Feuerwehr Kaiserslautern ist sie für die Organisation ihrer 21 Feuerwehrleute zuständig, bereitet Übungen vor und behält im Blick, wer welche Fähigkeiten hat. Im Falle einer Alarmierung sitzt sie als Fahrzeugführerin vorn im Fahrzeug und führt ihre Feuerwehrleute durch den Einsatz.
Freiwillige Feuerwehrfrau war lang "allein auf weiter Flur"
Dass sie die einzige Feuerwehrfrau auf dieser Stufe ist, erklärt Sandra Jung folgendermaßen: "Die meisten Frauen trauen sich das nicht zu." Auch die viele Zeit, die dieses Ehrenamt beansprucht, würde viele Frauen abschrecken. Sie habe immer wieder Kameradinnen kommen und gehen sehen. "Viele Frauen denken, es kommt auf die Stärke an", so Jung. Doch das sei nicht der Fall. Letztlich sei man immer mit seinem Team im Einsatz und könne sich im Zweifelsfall auch gegenseitig unterstützen.
Zu Beginn ihrer Zeit bei der Feuerwehr habe sie sich einige dumme Sprüche anhören müssen. "Die Kameraden haben damals gesagt: ,Hast du keinen daheim? Was willst du als Frau bei der Feuerwehr?‘ Da habe ich geantwortet: ,Hast du gesehen, was ich kann? Ich kann doch genau dasselbe wie du.‘“