Ein ganzes Dorf ist traurig

Älteste Kastanie nördlich der Alpen: "Dicke Keschde" im Donnersbergkreis abgesägt

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Autor/in
Simone Daiker
Simone Daiker.
Jan Jaworski
Bild von Jan Jaworski, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern

Die "Dicke Keschde" in Dannenfels ist 400 bis 900 Jahre alt und damit die älteste und dickste Edelkastanie nördlich der Alpen. Sie steht im kleinen Ort Dannenfels im Donnersbergkreis. Viele Menschen verbinden Kindheitserinnerungen mit ihr. Jetzt musste sie teilweise gefällt werden.

Schon im vergangenen Jahr war klar: Lange macht es die "Dicke Keschde" nicht mehr. Trotzdem war die Hoffnung noch da, dass es der alte Baum irgendwie schafft, zu überleben. Nicht nur ihr hohes Alter machte ihr zu schaffen, auch der Platzmangel an der engen und viel befahrenen Straße in Dannenfels sowie Hitze und Trockenheit setzten der Kastanie in den vergangenen Jahrzehnten ziemlich zu.

Die "Dicke Keschde" im Donnersbergkreis musste teilweise gefällt werden. Auch die enge Straße hier in Dannenfels machte ihr zu schaffen.
Die "Dicke Keschde" im Donnersbergkreis musste teilweise gefällt werden. Auch die enge Straße hier in Dannenfels machte ihr zu schaffen.

"Dicke Keschde" ist Wahrzeichen von Dannenfels im Donnersbergkreis

"Der Baum ist der Mittelpunkt vom Ort, früher haben wir hier Silvester gefeiert. An jedem Kerweumzug hat man hier halt gemacht", erinnert sich Bürgermeisterin Katharina Gaß (WDD). "Von daher ist es ein sehr trauriger Moment, aber auch ein notwendiger."

Viele Bürgerinnen und Bürger sind an diesem Donnerstagmorgen gekommen, um gewissermaßen Abschied zu nehmen. Sie schauen sich an, wie Arbeiter Stück für Stück einen Teil der Baumkrone entfernen und marode Äste absägen.

Bürger von Dannenfels nehmen Abschied

Auch Ingrid Gießen ist vorbeigekommen. Mit Tränen in den Augen erzählt sie, wie schwer der Tag heute für sie ist. "Die dicke Kastanie hat mich mein ganzes Leben begleitet, sie hatte einen so starken Überlebenswillen."

Es ist ein trauriger Moment, aber auch ein notwendiger.

Für Ludwig Huy war die alte Kastanie wie ein Familienmitglied. Er erinnert sich noch gut an seine Jugend. Damals hat er sich manchmal in der hohlen Kastanie versteckt, wenn er etwas angestellt hatte.

Gibt es noch Hoffnung für die "Dicke Keschde"?

Ingrid Gießen berichtet, dass die "Dicke Keschde" erst vor wenigen Jahren nochmal anfing, zu grünen. Ein Hoffnungsschimmer, der aber mittlerweile wieder verblasst ist.

Ganz müssen sich die Menschen in Dannenfels nicht von ihrem alten Kastanienbaum verabschieden. Das Wahrzeichen des Ortes wird nicht komplett gefällt, seine Hülle bleibt bestehen. Und: Innen keimt ein junger Trieb. Der soll nun gepflegt und regelmäßig gedüngt werden. Jetzt, da die alten Äste und ein Teil der Krone ab sind, fällt auch mehr Sonnenlicht herein.

Wenn der Trieb überlebt, wächst vielleicht schon bald eine neue Edelkastanie aus der jahrhundertealten "Dicken Keschde". Auch an ihr werden sich dann sicher viele Menschen erfreuen - in den nächsten 400 bis 900 Jahren.

Übrigens: Vor etwa neun Jahren hatten wir die "Dicke Keschde" selbst zu Wort kommen lassen. Sie wusste einiges zu berichten...

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