Fast alle Menschen in dem rund 900-Einwohner großen Dannenfels verbinden schöne Kindheitserinnerungen mit dem uralten Kastanienbaum.

Edelkastanie ist mindestens 450 Jahre alt

"Dicke Keschde" in Dannenfels im Donnersbergkreis stirbt

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Nadine Lindacher
Bild von Nadine Lindacher, Redakteurin im SWR Studio Kaiserslautern

Seit 400 bis 900 Jahren steht die Edelkastanie in Dannenfels. Das Alter, die Hitze und der Platzmangel machen der "Dicke Keschde" schwer zu schaffen. Es gibt kaum noch Hoffnung.

Der Baum steht mit seinen unfassbaren neun Metern Umfang am Straßenrand und ist das Wahrzeichen der Gemeinde Dannenfels schlechthin. Jeder, der hier wohnt, verbindet schöne Geschichten mit dem Baum. Viele Anwohner haben sich als Kinder schon in dem hohlen Baum versteckt, heimlich Süßigkeiten gegessen oder ihren ersten Kuss bekommen, erzählt Bürgermeister Ernst Ludwig Huy (Wählergruppe Freie Bürger Dannenfels). Doch jetzt scheint der Baum zu sterben. Für den Bürgermeister und gebürtigen Dannenfelser ist das eine Katastrophe.

"Früher konnte man in den Baum noch reinklettern, in meiner Jugend. Wenn man was ausgefressen hatte. Mein Freund der Baum - der Beschützer. Das war ein Zufluchtsort für viele, das tut vielen weh!"

"Dicke Keschde" in Dannenfels ist größte Edelkastanie nördlich der Alpen

2016 wurde der majestätische Baum zum sogenannten Champions Tree gekürt. Weil er mit seinen neun Metern Umfang ein prägendes Naturdenkmal und die größte Edelkastanie nördlich der Alpen ist. Obwohl es nicht mehr viel Hoffnung für die uralte Edelkastanie gibt, kämpft das Dorf weiter für den Baum. Er soll so lange wie möglich erhalten bleiben.

Drei Nachkommen der "Dicken Keschde" sollen weiterleben in Dannenfels

Aus den Kastanien der "Dicken Keschde" sind laut Bürgermeister Huy drei neue Ableger gezogen worden, die alle das gleiche Erbgut wie der Traditionsbaum haben. Die Sprösslinge sind an verschiedenen Orten in Dannenfels geplanzt worden und alle haben das gleiche Potential so alt, so groß und dick zu werden, wie ihre "Baum-Mutter". Aber heutzutage weiß man nie, wie sich alles entwickelt, sagt Huy. Klimawandel, Umwelteinflüsse - all das könnte den Kastanien zukünftig zu schaffen machen.

"Es ist wie bei den Menschen. Wenn der Opa 99 wird, heißt das noch lange nicht, dass der Enkel auch 99 wird."

Hoffnung bleibt, dass die Kastanie in Dannenfels überlebt

Trotzdem, die Hoffnung bleibt! Auch bei Ingrid Gießen. Die gebürtige Dannenfelserin hat als kleines Kind schon neben dem mächtigen Baum gelebt und kämpft seit Jahren für den Baumkoloss. Sie hofft, dass doch noch irgendwo, unerwartet, ein Schoss austreibt und der Baum weiterlebt. Das habe man bei Edelkastanien schon öfter gesehen, sagt sie. Und außerdem sei die Edelkastanie ein unglaublich robuster Baum mit einem großen Überlebenswillen.

"Dicke Keschde" hatte ein schweres, aber gutes Leben

Der Landrat des Donnersbergkreises, Rainer Guth (parteilos), der sich von Berufswegen als gelernter Förster mit Bäumen gut auskennt, glaubt nicht mehr an ein Wunder. Der Platzmangel, die Straßen, die an und unter dem Baum vorbeiführen, setzten dem Baumriesen ziemlich zu. Auch die Hitze mache der Kastanie zu schaffen. Und schließlich sei da auch noch das Alter.

Der Baum hatte es nie leicht, so Guth. Er stehe alleine an einer Straße, nicht unter besseren Bedingungen im Wald. Trotzdem habe er es im Laufe der Jahrhunderte geschafft, groß, dick und vital zu werden. Und aus seinen Kastanien sind neue Setzlinge, also Nachkommen, entstanden, so Guth weiter. "So traurig das auch sein mag, aber der Baum habe sein Leben gehabt."

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