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Der deutsch-französische Kindergarten in Liederschiedt

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Den Nachbarn verstehen – und zwar nicht nur die Sprache, sondern auch dessen Kultur – das ist das Ziel des deutsch-französischen Kindergartens in Liederschiedt.

Kaum ist man in Schweix in der Südwestpfalz über die französische Grenze gefahren, steht auf der linken Straßenseite ein beigefarbenes Haus mit gelben Fenster- und Türrahmen. Davor ein kleiner Parkplatz. Rundherum ganz viel Natur. Hier direkt hinter der französischen Grenze steht der einzige deutsche Kindergarten auf französischem Boden – unter einem Dach mit dem französischen Vorschulkindergarten.

Deutsche und französische Kinder verbringen viel Zeit miteinander

Jeden Tag kommen rund 30 Kinder aus Frankreich und Deutschland im Liederschiedter Kindergarten zusammen. Hier verbringen sie etwa 80 Prozent ihrer Zeit gemeinsam, in gemischten deutsch-französischen Gruppen. Die Begrüßung am Morgen folgt einer festen Struktur. Das gleiche Lied wird einmal auf deutsch und einmal auf französisch gesungen. Danach werden die Kinder in zwei Gruppen geteilt. Die Kleinen bilden eine Gruppe, die Großen eine zweite.

Deutsche und französische Kinder haben gemeinsamen Unterricht

In den Gruppen haben die Kinder nun auf spielerische Art und Weise wochenweise abwechselnd Französisch- und Deutschunterricht. Die Kleinen sind mit Lehrerin Marie gerade dabei, einfache Begriffe zu lernen, die das Wetter beschreiben. Lehrerin Marie hält eine große Wolke mit fröhlichem Blick in die Luft und fragt auf französisch, ob es heute wolkig sei. Oui ou non? Ouiiii, rufen die Kinder zurück.

Im deutsch-französischen Kindergarten in Liederschiedt lernen deutsche und französische Kinder gemeinsam.
Lehrerin Marie Kleinhentz bringt den Kleinsten im Kindergarten in Liederschiedt erste Wetterbegriffe auf französisch bei.

Sprachliche Grundlagen werden im Kindergarten Liederschiedt gelegt

Bei den Übungen gehe es in erster Linie darum, das Hörverständnis der Kinder zu fördern, erklärt die deutsche Erzieherin Eva Urban. Damit fiele es ihnen später leichter, Deutsch oder Französisch zu lernen. Urban ist seit Gründung des Kindergartens in Liederschiedt vor 29 Jahren dabei und liebt ihren Job. Der Anfang sei nicht einfach gewesen, weil in Liederschiedt zwei vollkommen unterschiedliche Systeme aufeinandertreffen.

Im Kindergarten in Liederschiedt trifft Struktur auf freies Spielen

In Frankreich gilt der Kindergarten ab drei Jahren als Vorschule. Es gibt eine klare Struktur an Übungen und Aufgaben, an die sich die Lehrerinnen mit den Kindern halten müssen. Am Ende jedes Trimesters werden die Leistungen der Kinder überprüft. Ganz anders geht es in deutschen Kindergärten zu: dort sollen die Kinder vor allem spielen und sich entfalten. Klare Strukturen oder gar Stundenpläne gibt es nicht. Im deutsch-französischen Kindergarten wurden diese beiden Systeme zusammengeführt.

Französische Kinder denken strukturierter.

Über die Jahre sind Eva Urban Unterschiede zwischen den Kindern aufgefallen. "Alle sind Kinder", sagt Urban, "aber die französischen Kinder sind klarer strukturiert als unsere. Die haben oft eine klare Linie in ihrem Leben drin. Weil unsere Kinder mit ein oder zwei Jahren in die Kita kommen, sind sie dann mit drei Jahren dagegen selbstständiger."

Kindergarten in Liederschiedt ist bei Eltern beliebt

Diese Mischung aus festen Stundenplänen und freiem Spielen gefällt offenbar vielen Eltern. Denn die Plätze im Kindergarten sind sehr begehrt. Das führt zu ganz speziellen Problemen, sagt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Pirmasens-Land, Klaus Weber (CDU). Es gebe Nachfragen aus dem weiteren Umland, wie etwa aus Bitche oder Pirmasens.

Finanzierung des Kindergartens in Liederschiedt nicht einfach

"Die Kosten müssen immer von den kleineren Orten hier bezahlt werden. Und das war in der letzten Zeit schon ein größeres Problem, wo die Gemeinden nicht mehr bereit waren, zu zahlen, weil sie einfach mit dem Rücken zur Wand stehen." Hintergrund ist, dass der Kindergarten Liederschiedt von drei französischen und zwei deutschen Gemeinden getragen wird, die sich die Kosten teilen. Aus einigen dieser Gemeinden waren aber in den vergangenen Jahren fast keine Kinder in der Kita. Trotzdem mussten die kleinen Gemeinden zahlen.

EU-Programm für Kindergarten

Seit einiger Zeit wird der Kindergarten in Liederschiedt aber durch ein EU-Programm finanziell gefördert. Dadurch habe sich die Lage erstmal entspannt, sagen Klaus Weber und der Liederschiedter Bürgermeister Etienne Megel. Trotzdem bleiben die Herausforderungen, französiche und deutsche Regularien zusammenzubringen. Beispielsweise wird für die deutschen Kinder im Kindergarten mittags frisch gekocht. Die französischen Kinder werden dagegen mit einem Bus abgeholt und zum essen in eine nahe Kantine gefahren. Das wollen Weber und Megel ab Herbst ändern.

Beim Essen kommt man ins Gespräch.

Dann sollen alle Kinder gemeinsam in der Kita essen. Vorher müssen aber sowohl die deutschen als auch die französischen Bestimmungen unter einen Hut gebracht werden. Beide Bürgermeister sind zuversichtlich, dass das bis zum Herbst klappt. Dann könnten die Kinder nochmehr voneinander lernen, ist sich Etienne Megel sicher. "Die Kinder können von Kleinauf die Sprache und Kultur des Nachbarn lernen. Das ist für mich sehr wichtig in einer Grenzregion, dass man den Nachbarn versteht und auch seine Kultur versteht."

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